„Kommt, alles ist bereit“: Mit dem Zitat aus der biblischen Geschichte vom Festmahl aus Lukas 14 laden in diesem Jahr slowenische Frauen mit ihrer Liturgie zum Weltgebetstag der Frauen ein. Am kommenden Freitag, 1. März, feiern in über 120 Ländern der Erde ökumenische Frauengruppen Gottesdienste und rufen zu Spenden für Entwicklungsprojekte auf.
Lore Raudonat, die württembergische Beauftragte für den Weltgebetstag, hat im Sommer 2018 das kleine Land auf dem Balkan bereist, unterschiedliche Kirchengemeinden besucht und Frauen kennengelernt, die mit an der Liturgie für den diesjährigen Weltgebetstag gearbeitet haben. „In Gesprächen bekam ich einen Eindruck von den Herausforderungen durch hohe Arbeitslosigkeit und den Werteverlust in der Gesellschaft sowie von den Anstrengungen zivilgesellschaftlicher Gruppen, hier Abhilfe zu schaffen. Die Stärke und ökumenische Offenheit der Frauen hat mich tief beeindruckt.“ Ebenso hat die wechselvolle Geschichte dieses Landes, die Wirkungen der Reformation bis heute und die Suche der Kirche nach einer bedeutsamen Rolle in der Gesellschaft bei Raudonat Eindruck hinterlassen. „Ich traf eine spannende Mischung zwischen mir Vertrautem und Unbekanntem an“, so Raudonat weiter.
Nur knapp ein Prozent der slowenischen Bevölkerung ist evangelisch. Die meisten Menschen sind katholisch. Ihren Glauben praktizieren aber nur wenige. Das Land, das früher zu Jugoslawien gehörte, ist sehr säkularisiert. Die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien ist eine Partnerkirche der württembergischen Landeskirche. Sie ist vor allem im Osten des Landes verwurzelt und diakonisch aktiv. Auch die Frauenarbeit spielt eine wichtige Rolle. In jeder der Gemeinden gibt es einen Frauenkreis. Doch auch in Slowenien erklären sich kirchliche Traditionen nicht mehr von selbst, berichtet Lore Raudonat. Sie sieht hier eine Parallele zur Situation in Deutschland. Hier wie dort seien neue Formen kirchlicher Frauen- und Bildungsarbeit gefragt. „Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft muss neu definiert werden.“
Im Mittelpunkt derLiturgie steht das große Abendmahl aus Lukas 14 – der Tisch, an den alle Menschen eingeladen sind. „Für Christinnen und Christen überall auf der Welt sind ihre Worte auch die Einladung zur eucharistischen Tisch-Gemeinschaft, die wir immer noch nicht mit allen Konfessionen gemeinsam feiern können“, betont das deutsche Weltgebetstagskomitee in seinem ökumenischen Aufruf. „Deshalb gilt unser Gebet in diesem Jahr besonders dem gemeinsamen Abendmahl der Christinnen und Christen, so wie es uns Jesus selbst aufgetragen hat.“
Die Künstlerin Rezka Arnuš hat das Motto des Weltgebetstags „Kommt, alles ist bereit“ bildlich umgesetzt: Ein Tisch ist einladend gedeckt mit traditionellem slowenischen Honiggebäck sowie roten und weißen Weintrauben. Frauen tanzen im oberen Teil des Bildes. Unterhalb des Tisches finden sich Menschen, die sonst ausgegrenzt werden: Arme, Geflüchtete, Kranke und Obdachlose.
Der Weltgebetstag wird jedes Jahr von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet und am ersten Freitag im März in mehr als 120 Ländern rund um den Globus gefeiert. Glaube, Gebet und Handeln für eine gerechte Welt gehören in der weltweit größten ökumenischen Frauenbewegung untrennbar zusammen. Im Jahr 2018 kamen in Deutschland anlässlich des Weltgebetstags aus Surinam Spenden und Kollekten von über 2,5 Mio. Euro zusammen. Neben der internationalen Weltgebetstagsbewegung wurden mit diesem Geld 58 Frauen- und Mädchen-Organisationen in 26 Ländern gefördert.