In seiner Botschaft zu Ostern 2025 geht Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl auf die Tradition ein, am Ostersonntag auf den Friedhof zu gehen, zum Beispiel frühmorgens bei einer kirchlichen Auferstehungsfeier. Gohl betont, hier erlebe man „nicht mehr das, was die Menschen, die hier liegen, beschäftigt hat. Nicht mehr das, was die Herzen derer beschwert, die hierherkommen“. Ostern sei „ganz anders. Ostern ist leicht – und voller Licht.“
Weiter unten auf dieser Seite finden Sie den Volltext der Osterbotschaft von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sowie als Download die Karfreitagspredigt zu Joh 19,16-30, die er in der Stuttgarter Stiftskirche hält, und die Ostermontagspredigt über Jes 25,6-9, die er an Ostermontag in der Veitskirche Nehren hält.
In seiner Predigt zu Joh 19,16-30, die Landesbischof Gohl in der Stuttgarter Stiftskirche halten wird, denkt er über Golgatha als einen Ort nach, an dem das Böse öffentlich sichtbar werde. Golgatha sei „eine Sehschule. Wir werden genötigt, nicht wegzuschauen. Wir dürfen unsere Augen nicht vor dem Leiden anderer verschließen. Golgatha lehrt uns: Menschen sind imstande, anderen Menschen all das anzutun. Offensichtlich gehört dies zum Menschen dazu. Karfreitag mutet uns zu, diesen Ort ‚Schädelstätte‘ aufzusuchen und hinzuschauen.“
Aber auch aus solcher Gottesferne könne Neues entstehen. Der sterbende Jesus wendet sich mit seinen letzten Worten an seine Mutter Maria und an seinen Lieblingsjünger Johannes und verweist sie aneinander als Mutter und Sohn. Gohl sagt: „Mit den Worten, die er an die beiden richtet, leuchtet für einen Moment Mitmenschlichkeit auf diesem Platz des Todes auf. […] Neben die Empathie tritt die Beziehungsfähigkeit. Durch den Tod zerbrechen Beziehungen. Menschen werden orientierungslos. Jesu letzter Wille gilt nicht der ganzen Welt, sondern der Beziehung einzelner Menschen. Manchmal fragen wir uns in der Kirche, was unser ureigenster Auftrag ist. Hier entdecke ich ihn. Für andere da sein. Seelsorge ist die Muttersprache der Kirche.“
Ostern ist Licht.
Früh am Ostermorgen gehen viele Menschen auf den Friedhof. Ein Ort der Erinnerung, der Trauer. Ein Ort der dunkeln Stunden. Wie am Karfreitag, dem Todestag Jesu.
Manche stellen hier Kerzen auf den Grabstein ihrer Lieben. Das Flackern erinnert an Leben. Die meisten schmücken die Gräber auch mit schönen Blumen, bringen Farben in den stillen Garten. Aber Ostern ist mehr. Ostern ist Licht. Das erleben die Menschen auf dem Friedhof, wenn die Sonne aufgeht. Nicht mehr das, was die Menschen, die hier liegen, beschäftigt hat. Nicht mehr das, was die Herzen derer beschwert, die hierherkommen.
Ostern ist anders. Ganz anders. Ostern ist leicht --- und voller Licht. So, dass es den Menschen die Sprache verschlägt. So, dass sie wissen: Das, was wir jetzt sehen, übersteigt alles, was wir bisher gesehen und gehört haben.
Ostern ist Anbruch des neuen Himmels und der neuen Erde. Ostern ist Erlösung hier und jetzt. Gott inmitten der Menschen. Und wir Menschen im Licht Gottes.
Denn Jesus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Das feiern wir an Ostermorgen!
Und weil Jesus auferstanden ist, leben wir im Licht von Ostern.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt
Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.