Prälatin Gabriele Arnold, Regionalbischöfin in in Stuttgart, erzählt in ihrem Impuls zum 2. Advent von Maria.
Ich will davon erzählen, wie uns Maria begegnet, besonders in dieser Advents- und Weihnachtszeit, festgehalten in großer Kunst oder auf kleinen Grußkarten, in Geschichten, die viele kennen, und in Musik, die vielen vertraut ist. Es sind vor allem vier solcher Szenen: Da kommt ein Engel zu Maria, Gabriel mit einer Lilie in der Hand, zu einer sehr jungen schönen Frau: „Gegrüsset seist du, Maria, du hast Gnade gefunden vor Gott.“ Maria, so heißen damals viele Frauen, kein besonderer Name, kein besonderer Mensch, und sie verhält sich ganz rollengemäß, wie es sich für eine junge Frau damals gehört, beinahe schon peinlich demütig: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Aber in der 2. Szene, da ist es ganz anders, wir sehen sie übers Gebirge gehen, um Elisabeth zu besuchen, ihre Cousine, die junge Frau geht zur alten Frau, denn beide sind unerwartet und ein bisschen unerklärlich schwanger, da gibt es viel zu besprechen. Das Kind der Elisabeth stößt und strampelt im Bauch, als wollte es das andere grüßen, und diese beiden Frauen bestärken nun einander, inspirieren sich gegenseitig zu großartigen Liedern: „Gesegnet bist du“, singt die eine. „Meine Seele macht Gott groß“, die andere.
Monate später, da liegt Maria erschöpft im Stall neben einer Futterkrippe, in der das Jesuskind schläft, und sie stillt ihn und putzt seinen Hintern und wickelt ihn. Alles ganz menschlich, ganz ärmlich, und plötzlich sind da die Hirten und die Engel und ein Stern und Weise, und der Himmel ist voller Gesang, und das Kind heißt „Immanuel“, Gott mit uns, und Jesus, „Gott rettet“.
Und schließlich sehen wir Maria, wie sie auf einem auf einem Esel sitzt und auf der Flucht ist, mit Kind und Mann, Flüchtlinge vor Gewalt und Todesgefahr, auf der Suche nach Asyl, und auf vielen Bildern sieht man den Engel, der sie bewacht, und so erreichen sie sicher das Asylland Ägypten. Auch das eine Szene sehr aus unserer heutigen Welt, nur würde man sich viel mehr Engel wünschen, und offene Asylländer.
So begegnet uns Maria in diesen Tagen und Wochen, und es ist eine seltsame Mischung aus Vertrautem und Wunderbarem, aus Erde und Himmel, aus: Das ist bei uns auch so, oder: das kennen viele. Und: Das ist ganz anders, unerklärlich, wunderbar. Wie die Adventszeit.
Prälatin Gabriele Arnold, Stuttgart
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt
Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.