Prälat Markus Schoch, Regionalbischof in Reutlingen, erzählt in seinem Impuls zum 1. Advent die Geschichte der heiligen Barbara.
Menschen im Advent. Mitten in der dunklen und kalten Jahreszeit sehnen sich Menschen nach Licht und Wärme. Deshalb zünden wir in dieser Zeit so viele Kerzen an. Mitten in einer trostlosen und heillosen Welt sehnen sich Menschen nach dem, was stärkt und Zuversicht gibt.
In manchen Gegenden gibt es den Brauch am 4. Dezember den Zweig eines Obstbaums abzuschneiden und ihn in eine Vase mit Wasser zu stellen. Ein Zweig, der zunächst kahl und nackt dasteht. Doch nach einiger Zeit beginnen Knospen zu treiben und nach etwa 20 Tagen, zum Heiligen Abend, blüht der Zweig dann auf.
Dieser alte Brauch geht auf die Legende der Heiligen Barbara zurück. Sie lebte wahrscheinlich am Ende des 3. Jahrhunderts im heutigen Izmit in der Türkei. Sie war eine kluge und selbstbewusste Frau, die Christin geworden war. Weil sie selbstbestimmt leben wollte, wurde sie von ihrer eigenen Familie verfolgt und ins Gefängnis geworfen. Auf dem Weg dorthin blieb sie mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser und er blühte an dem Tag auf, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
So wurde der blühende Zweig mitten im Winter zu einem Symbol für das Leben, das sich trotz allem Unrecht in dieser Welt durchsetzt. Der deutsch-jüdische Rabbiner Schalom Ben-Chorin dichtete: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeit, dass die Liebe bleibt?“
Für mich ist Barbara ein Mensch im Advent. Sie zeigt, dass es wichtig ist für die eigenen Überzeugungen und Werte einzustehen. Auch wenn die Lüge und die Gewalt sich in dieser Welt gerade immer mehr auszubreiten scheinen, lohnt es sich, die Hoffnung nicht aufzugeben und für die Liebe, die Wahrhaftigkeit und das Recht und die Würde jedes einzelnen Menschen einzutreten. Wenn der Zweig am 4. Dezember auch noch trostlos aussieht, am Ende wird er aufblühen, in der Nacht, in der Christus zur Welt kommt. Er erinnert uns daran, dass Gott ein Freund der Menschen ist, ein Liebhaber des Lebens. Die Blüte am Zweig wird uns zum Fingerzeig, wie das Leben siegt.
Prälat Markus Schoch, Reutlingen
Kirchengemeinden sind herzlich eingeladen, Texte wie diesen von www.elk-wue.de in ihren eigenen Publikationen zu verwenden, zum Beispiel in Gemeindebriefen. Sollten Sie dabei auch die zugehörigen Bilder nutzen wollen, bitten wir Sie, per Mail an kontakt
Was es mit der Kirchensteuer auf sich hat, wie sie bemessen wird und welche positiven Effekte die Kirchen mit der Kirchensteuer an vielen Stellen des gesellschaftlichen Lebens erzielen, erfahren Sie auf www.kirchensteuer-wirkt.de.