29.03.2023

Wenn ein ganzes Volk fastet

Folge 6 unserer Serie mit großen Fastengestalten aus Bibel und Kirchengeschichte

In einem Zeitalter großer Individualität ist kaum vorstellbar, was das Alte Testament berichtet: Ein ganzes Volk fastet. Das war für alle verpflichtend, beispielsweise als Zeichen der Trauer und des Respektes nach dem Tod eines Königs oder im Falle einer Notsituation.

Charlotte Horn, Vikarin in der Kirchengemeinde Bad Saulgau, hat das fastende Volk gemalt.

Im Alten Testament wird immer wieder berichtet, dass das ganze Volk fastete. Warum? Das erklärt Pfarrerin Pamela Barke.

Heute, im Zeitalter der Individualität, ist kaum vorstellbar, was das Alte Testament immer wieder berichtet: Ein ganzes Volk fastet. Nicht als freiwillige, von vielen genutzte und je unterschiedlich spirituelle Möglichkeit, sondern verpflichtend und mit gemeinsamer Blickrichtung.

Als der frühere Anführer und Richter Samuel, feststellte, dass das Volk Israel sich „Baalen“ und „Astarten“, den alten lokalen Gottheiten, zugewendet hatte und die Bedrohung durch das Volk der Philister immer stärker wurde, fastete das Volk.

Das konnte als Zeichen der Trauer und des Respektes nach dem Tod eines Königs sein, so bei König Saul (1. Samuel 31,13).

Bereitschaft zur Umkehr und die Bitte an Gott, das Volk zu erretten

Als der frühere Anführer und Richter Samuel feststellte, dass das Volk Israel sich „Baalen“ und „Astarten“, den alten lokalen Gottheiten, zugewendet hatte und die Bedrohung durch das Volk der Philister immer stärker wurde, fastete das Volk einen Tag lang. Es zeigte so die Bereitschaft zur Umkehr und wollte Gott um Errettung bitten. Sie vollzogen auch einen besonderen Fastenritus: sie schöpften Wasser und gossen es vor Gott aus.

Auch nach der Bußpredigt des Propheten Jonas in Ninive wurde ein Fasten angesetzt: „Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an. (Jon 3,5).

Oft wurde in Notlagen gefastet

Oft wurde in Notsituationen aus Buße gefastet wie zum Beispiel bei einer Heuschreckenplage (Joel 1,14). Das jüdische Volk fastete auch bei den nahenden persischen Pogromen (Esther 4,3): die Menschen klagen zudem, weinen und liegen in sprichwörtlich gewordenen „Sack und Asche“. Zum höchsten jüdischen Festtag Jom Kippur, dem Versöhnungsfest mit der persönlichen Buße und Bitte um Vergebung an Gott, gehört bis heute, dass es ein Fastentag ist (u. a. 3. Mose 16,29.32).

Häufig wurde in Notsituationen gefastet – aus Buße. Zum Beispiel bei einer Heuschreckenplage.

Das Fasten zum Vorabend des Purimfestes erinnert an die Befreiung des jüdischen Volkes von den Persern (Ester 9,31). Dieses Fasten wurde für das Judentum ein fester Termin im religiösen Kalender, ähnlich wie die Fastentage im Sacharjabuch, die an Ereignisse während des babylonischen Exils erinnern.

Das Fasten zum Vorabend des Purimfestes erinnert an die Befreiung des jüdischen Volkes von den Persern.

Manchmal lassen es die Tage nach dem Tod beliebter Monarchen wie der englischen Prinzessin Diana oder nach Katastrophen wie einem Flugzeugunglück etwas nacherleben, wie es ist, wenn ein ganzes Volk trauert.

Sieben Fastengestalten aus Bibel und Kirchengeschichte

Im Verlauf der Fastenzeit 2023 stellen wir auf elk-wue.de jede Woche eine Gestalt aus Bibel oder Kirchengeschichte vor, die einen bestimmten Aspekt des Fastens verkörpert. Chalotte Horn ist Vikarin in Bad Saulgau und zeichnet oder malt dazu die Illustrationen. Hier finden Sie im Verlauf der Fastenzeit alle zugehörigen Artikel:

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