Im letzten Teil unserer Reihe über digitale Projekte in württembergischen Gemeinden stellen wir in Teil 3 „Good News für Hohenlohe“ vor: Gottesdienste aus der Region für die Region, zum Streaming im Youtube-Kanal.
Einen gemeinsamen Youtube-Kanal für Gottesdienste in der Corona-Pandemiezeit wollten zwei Kirchenbezirke in Hohenlohe schaffen, als sie Good News für Hohenlohe im Pandemiejahr 2020 ins Leben riefen. Heute gibt es den Kanal immer noch: Jeden Sonntag sendet eine Kirchengemeinde der Kirchenbezirke Blaufelden und Crailsheim live.
„Aus der Region für die Region“, das ist für Pfarrer Markus Hammer, Ev. Gesamtkirchengemeinde Gründelhardt-Oberspeltach-Spaichbühl, der Grund für den Erfolg des Projekts bis heute. Die Menschen zu Hause sahen im Online-Angebot Menschen, die sie kannten: „Fast alle Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Region waren von Anfang an vor der Kamera, es war nie nur Sache einer Gemeinde, sondern der gesamten zwei Bezirke.“
Heute streamen auf Good News für Hohenlohe zehn Gemeinden aus beiden Bezirken, jede selbst, aus ihrer Kirche, auf dem Kanal mit inzwischen 2150 Abonnenten. Es gibt Gottesdienste, Vorträge, bezirksübergreifende Veranstaltungen, Krippenspiele, einen Adventskalender. Die Aufrufe gingen nach der Pandemie zurück und liegen inzwischen bei 500 bis 1500; besondere Gottesdienste rufen noch mehr Menschen ab – auch Nicht-Abonnenten.
Das Projekt nahm in der Pandemie seinen Anfang:
„Wir wollten den Menschen das Evangelium nahebringen, ihnen Mut machende Gedanken im Lockdown schicken“, erklärt Pfarrer Hammer den Grundgedanken des Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen im März 2020. So war am 15. März 2020 der erste Gottesdienst zu sehen, ab 16. März gab es tägliche Andachten.
Das vollständig spendenfinanzierte Projekt habe in der Startphase davon profitiert, dass das Know-how durch den Lockdown besser vor Ort greifbar war, sagt Markus Hammer heute. Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen bezeichnet er als Geschenk: „Das war nicht nur das Wirken von Menschen“. Mit sechs Kameras wurden die Gottesdienste aufgenommen, in der ersten Phase zählten die Streamings 2000 bis 5000 Aufrufe. „Ohne Ehrenamtliche wäre es nicht gegangen. Es war gut, dass wir schon so früh gestartet sind, sonst hätten sich verschiedene Angebote entwickelt, und der Kanal hätte sich nicht so lange gehalten“, ist das Fazit.
Als man wieder Gottesdienste besuchen durfte, fragten sich die Menschen im Team von Good News für Hohenlohe: Und jetzt? Sie entschieden sich für den dezentralen Weg, auch wenn dadurch technische Qualität verloren ging.
„Das Ziel war, dass jede Kirchengemeinde ihre Gottesdienste selbst streamen konnte. Es kam uns darauf an, dass wir da sind, die Qualität war erst einmal zweitrangig“, so Pfarrer Hammer. Mit drei Kameras pro Gemeinde und weiterhin viel Unterstützung von Ehrenamtlichen funktioniert das bis heute. Während in der Pandemie 15 Menschen pro Gottesdienst an dem Streaming mitarbeiteten, genügt jetzt eine Person, idealerweise zwei. Dazu wurden zehn Kirchen mit der nötigen Technik ausgestattet, finanziert aus dem Strukturfonds, durch die Kirchenbezirke und durch Spenden. Wie bei den Mitfeiernden der Gottesdienste vor Ort in der Kirche sind die Nutzer heute – nach der Coronazeit wieder – überwiegend Frauen und ältere Menschen.
Die Online-Plattform stelle eine Bindung an die Kirchengemeinde und an die Seelsorgerinnen und Seelsorger her, berichtet Markus Hammer: „Es fällt den Menschen leichter, mit mir in Kontakt zu kommen; ich werde auf der Straße auf eine Predigt angesprochen, von Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Ohne den Kanal hätten sie diese Predigt nicht gehört.“ Wenn so aus der Ferne die Sehnsucht wachse, sich zugehörig zu fühlen, Kontakte zur Kirchengemeinde knüpfen zu wollen, sei das Ziel erreicht.
Das Nutzerverhalten sagt auch etwas über den Bedarf von Seelsorge im Alltag aus: Viele Menschen, gerade Familien, sehen sich die Gottesdienste, die sonntags um 10:00 Uhr live gesendet werden, im Nachhinein unter der Woche an. Oft kam sonst nur einer der Partner in die Kirche, so feiern beide den Gottesdienst mit, in der Familie.
Der Kanal lohne sich also, auch für die einzelnen Kirchengemeinden, obwohl die meisten inzwischen auch einen eigenen Kanal haben – wenn einmal ein Gottesdienst in einer Gemeinde ausfällt, können sich die Gemeindemitglieder den Gottesdienst auf Good News für Hohenlohe ansehen. „Der Verbund entlastet“, so Markus Hammer.
Auch in Zukunft soll Good News für Hohenlohe zuverlässig in diesem Umfang weitergehen, der Plan steht derzeit bis Oktober, auch wenn Markus Hammer Herausforderungen benennt: die Sommerzeit, Kirche im Grünen. Es eignet sich auch nicht alles für das Streaming, z.B. Taufen. Da soll nicht jeder zuschauen können. „Der Fokus des Gemeindelebens liegt auf der Präsenz“, betont Pfarrer Hammer, „Das wollen wir mit dem Streamen in Einklang bringen. Wir müssen uns fragen: Wie wichtig ist das Online-Angebot im Vergleich dazu? Wollen wir spezielle Angebote entwickeln?“
Einen besonderen Nutzen sieht Markus Hammer in der Erfahrung aus Good News für Hohenlohe im Hinblick auf die Fusion der Kirchenbezirke ab 1. Januar 2024, die durch den Kanal leichter fallen werde: „Wir haben schon gesehen: Wir können zusammenarbeiten.“