Fasten hat eine jahrtausendealte Tradition. In einer siebenteiligen Serie stellen wir in jeder der sieben Fastenwochen eine Gestalt aus der Bibel oder der Kirchengeschichte vor, die einen bestimmten Aspekt des Fastens verkörpert. In Woche 3 ist es der Prophet Jesaja, der ein ziemlich provokatives Verständnis des Fastens hatte.
Pfarrer Felix Weise schreibt über Jesaja und seine Vorstellung vom richtigen Fasten:
Jesaja hatte ein Problem mit dem Fasten. Aber nicht etwa, weil er keine Lust oder kein Durchhaltevermögen besaß (darüber sagt die Bibel zumindest nichts aus). Er sah, dass das Fasten seinen Zweck nicht erfüllte. Nach außen hin schien alles perfekt: Die Menschen fasteten, und kleideten sich „in Asche“, wie der Prophet Jesaja schreibt. Fasten ist aber mehr also nur eine äußere Haltung, sagt Jesaja. Er kritisierte ein Fasten, das nur religiöse Pflichterfüllung ist. Eine Haltung, die davon ausgeht: Wenn ich nur genug faste und bete, dann wird Gott mich belohnen. Das Problem war sogar noch größer: Während die Menschen in Jerusalem zwar vorbildlich nach außen hin fasteten, unternahm niemand etwas gegen die Ungerechtigkeit und die Not, die gleichzeitig herrschte. Für Jesaja war klar: Richtiges Fasten dient dazu, den Blick von sich selbst weg auf andere zu richten. Er stellte mit seinen Forderungen das Konzept gehörig auf den Kopf. Er sagte: Fasten heißt, Sklaven und Menschen in unterdrückenden Verhältnissen zu befreien. Fasten heißt, den Hungrigen Brot, den Wohnungslosen ein Dach über den Kopf und den Nackten Kleidung zu geben. Das stellt nicht nur die heutige Praxis des Fastens auf den Kopf, sondern war auch damals schon eine riesige Provokation. Jesaja war nicht gegen den Verzicht. Aber er konnte nicht viel damit anfangen, wenn der Verzicht nicht aus der Selbstbezogenheit herausführte. Nachlesen kann man sein Verständnis vom Fasten unter Jes 58,1-12.
Im Verlauf der Fastenzeit 2023 stellen wir auf elk-wue.de jede Woche eine Gestalt aus Bibel oder Kirchengeschichte vor, die einen bestimmten Aspekt des Fastens verkörpert. Chalotte Horn ist Vikarin in Bad Saulgau und zeichnet oder malt dazu die Illustrationen. Hier finden Sie im Verlauf der Fastenzeit alle zugehörigen Artikel: