Das „Café am Pfarrgarten“ in der Verbundkirchengemeinde Türkheim-Aufhausen bietet einen Raum für Austausch und Begegnung. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl war dort zu Besuch und hat sich mit der Initiatorin des Cafés, Dorothea von Lünenschloß, unterhalten.
An einem Eisentor in einer ruhigen Straße am Rand von Türkheim auf der Schwäbischen Alb, einem Stadtteil von Geislingen, wenige Häuser entfernt von der evangelischen Vituskirche mit dreistöckigem Turm und Zwiebeldach, hängt ein laminiertes Blatt Papier.
Darauf ein Spruch: „Dieser Ort sei dem ehrenwerten Vergnügen gewidmet, das Auge zu erfreuen, die Nase zu erfrischen und den Geist zu erneuern.“ Jeder kann sich an diesem Ort aufhalten, wenn er sich rücksichtsvoll verhält, steht auf dem Schild.
Dahinter liegt der Pfarrgarten der Verbundkirchengemeinde Türkheim-Aufhausen. Bäume, Bänke, dazwischen Plastiken, fast in Lebensgröße. In der Mitte stehen ein Tisch und Stühle. Der Tisch ist mit Blumen geschmückt.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl besucht in den kommenden Wochen Kirchengemeinden und Menschen aus der Landeskirche. An einem Vormittag im Juli ist er im „Café am Pfarrgarten“ zu Gast (zum Video). Einmal im Monat, an jedem dritten Donnerstag, ist es geöffnet. Jeder kann kommen.
Kirchengemeinderätin Dorothea von Lünenschloß kommt mit Kaffeetassen aus der geöffneten Tür des Pfarramts. Die Fenster zum Gemeinderaum stehen offen. Sie verteilt den Kuchen, der drinnen auf einem Tisch steht. „Dass wir am offenen Fenster den Kuchen herausgeben, ist durch die Corona-Pandemie entstanden“, sagt sie.
Nachdem der Gemeinderaum saniert worden war, hatte die Ehrenamtliche, die auch Mesnerin und Vorsitzende des Kirchengemeinderats ist, die Idee, ein Café zu öffnen, in dem Menschen zusammenkommen können: ein Treffpunkt. In der Kirchengemeinde kam diese gut an. Und auch bei Pfarrerin Helga Striebel stieß sie auf offene Ohren. 2019 rief Dorothea von Lünenschloß das „Café am Pfarrgarten“ ins Leben.
„Es kommen zwischen 20 und 25 Besucherinnen und Besucher“, erzählt Dorothea von Lünenschloß. Manchmal sind es auch nur zehn. Doch darum geht es nicht. „Es macht einfach Spaß“, sagt Dorothea von Lünenschloß. „Das hier ist ein idyllischer Ort mitten im Dorf, an dem sich die Menschen auf diese Weise aufhalten können.“ Man treffe sich dort, es sei unkompliziert. „Auch Wanderer kamen schon vorbei“, sagt sie.
Ihr ist es ein Anliegen, die Kirche zu öffnen und Menschen einzuladen: „Ohne dass es um ein frommes Thema geht oder eine Andacht angeboten wird, sondern indem wir einfach nur sagen: Wir sind Kirche, wir sind da – und wir bieten an, zusammenzukommen.“ „Aber das ist doch ein frommes Thema, Gemeinschaft ist wichtig“, entgegnet Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl.
Eine Frau, die in der Kirchengemeinde bisher nicht engagiert war, hat, als sie von der Idee gehört habe, gleich angeboten, für das Café Kuchen zu backen. Als es mehr Gäste wurden, begann sie, zwei Kuchen zu backen.
In diesem Café hätten Menschen die Möglichkeit, ihre Gaben einzubringen, stellt Gohl fest.
Dorothea von Lünenschloß findet: „Wir müssen Türen aufmachen und den Leuten etwas bieten, das sie suchen – und das Zusammensitzen, das suchen sie. Und alles andere ergibt sich vielleicht.“
Die Menschen könnten dort Gemeinschaft erleben und das Gespräch suchen. Etwas, das, so Gohl, nach wie vor gefragt sei. „Und Sie wollen mit dem Café die Schwelle niedrig setzen“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. Es sei gut, das Zögern der Menschen, die nur selten oder nicht in die Kirche kommen würden, durch solche Angebote abzuschwächen.
Gartenmöbel und die Kaffeemaschine hat Dorothea von Lünenschloß gebraucht angeschafft. Der Kaffee, der ausgeschenkt wird, ist fair. Bezahlen müssen die Gäste nichts. Wer will, kann etwas spenden.
„Ich finde es toll, dass Sie Ihre Idee, ein Café zu eröffnen, umgesetzt haben und hier die Möglichkeit dazu bekommen haben“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. „Es ist wichtig, dass Menschen etwas ausprobieren dürfen, wenn sie eine Idee haben – und manchmal klappt es eben nicht.“ Solche Ideen lägen manchmal sehr nahe, man müsse diese aber auch als Chancen nutzen. „Aber dazu braucht man auch Menschen wie Sie.“
Ernst-Wilhelm Gohl sagt: „Kirche ist für mich ein Raum, wo Menschen eine bedingungslose Annahme erfahren, wo jeder willkommen ist. “ Und das lebe das „Café am Pfarrgarten“.