Inkeri Schmalz und Florian Fischer wurden vor wenigen Monaten kirchlich getraut. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl trifft sie in der Kirche, in der sie geheiratet haben, und spricht mit ihnen über den besonderen Tag und ihre Beweggründe. Was bedeutet ihnen die kirchliche Trauung?
Die Evangelische Michaelskirche im Kirchenbezirk Freudenstadt. Von der roten auf einem Steinsockel erbauten Stabkirche aus fällt der Blick seitlich auf das Dorf Friedrichstal, das ein wenig tiefer liegt, ein Ortsteil von Baiersbronn im Nordschwarzwald.
Am 28. Mai wurden Dr. Inkeri Schmalz und Dr. Florian Fischer hier kirchlich getraut. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl möchte wissen, was die kirchliche Trauung für das Paar bedeutet und kehrt deshalb mit ihnen an den Ort der Trauung zurück (zum Video).
„Genau so sind wir in die Kirche gelaufen“, sagt Florian Fischer. Der Tag ist für beide unvergesslich. „Ich war völlig entspannt“, erinnert sich Florian Fischer, „bis zu dem Zeitpunkt, als wir mit dem Pfarrer in die Kirche eingezogen sind. Das war etwas ganz anderes.“ „Dass es noch mehr gibt, wird einem in solchen besonderen Momenten deutlich“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl.
40 Gäste, Familie und Freunde, kamen zur kirchlichen Trauung von Inkeri Schmalz und Florian Fischer, Corona-Abstände mussten eingehalten werden. Pfarrer Andreas Borchardt, ein Bekannter des Brautpaars, hielt die Predigt. Der Trauspruch des Paares „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (Josua 1,5b) stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, erinnern sich beide.
„Selbst die Gäste, die sonst wenig mit Kirche und Glauben zu tun haben, haben im Nachhinein gesagt, dass sie die Trauung inspirierend und berührend fanden und sie etwas davon in ihren Alltag mitnehmen werden“, sagt Inkeri Schmalz. „Es war nicht nur für uns beide ein Tag, an dem das Leben von Gemeinschaft im Mittelpunkt stand, sondern allen wurde deutlich, dass man es durch alles hindurch schafft, wenn man sich umeinander kümmert.“
„Das ist eine zutiefst biblische Botschaft“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. „Gott kümmert sich um uns, und deshalb können wir uns auch umeinander kümmern.“
Für beide war der Gottesdienst erfüllend. Verwandte der Braut machten Musik. „Wir haben alle Lieder selbst ausgesucht“, sagt Inkeri Schmalz. „Alles, was wir uns für die Hochzeit gewünscht haben, war möglich.“ „Der Traugottesdienst muss so gestaltet sein, dass er zum Hochzeitspaar passt“, bestätigt Landesbischof Gohl.
Für Inkeri Schmalz ist der kirchliche Segen eine Art Back-up. „Wenn jemand seinen Segen zu etwas gibt, kann man damit loslegen. Und wenn es nicht so gut klappt, weiß man: Man hat noch einen im Back-up.“
Inkeri Schmalz wuchs evangelisch auf und war bei den evangelischen Pfadfindern. „Ich habe dort einen fröhlichen, ungezwungenen Glauben kennengelernt“, erinnert sie sich. In der Michaelskirche ist Inkeri Schmalz auch schon getauft worden.
Florian Fischer kommt aus Ostbayern, einer Gegend, in der sehr wenige evangelische Christinnen und Christen leben. Im evangelischen Religionsunterricht wurden etwa Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen und Klassenstufen gemeinsam unterrichtet. 2011 trat er aus der Kirche aus. Das Gespräch mit dem Traupfarrer des Paares und die eindrückliche Taufe der Nichte seiner Frau in Wangen im Allgäu habe ihn zum Wiedereintritt bewogen, erklärt er. „Ich habe stark darüber nachgedacht, dass die Gründe, weshalb ich aus der Kirche ausgetreten bin, richtig waren, aber nicht aufwiegen, was die Kirche für mich und andere leistet“, sagt Florian Fischer.
Warum eine kirchliche Trauung? „Die kirchliche Ehe hat eine andere Tiefe“, sagt Florian Fischer. Inkeri Schmalz sagt: „Man gehört mit einer anderen Person zusammen, sie ist jetzt mit da. Das ist ein gutes Gefühl.“ Aber es sei auch eine Aufgabe: „Wenn wir uns morgen streiten, müssen wir uns auch wieder vertragen.“
Sie erzählt: „Wir haben viele Gratulationsschreiben erhalten, in denen uns der Rat mit auf den Weg gegeben wurde, wir sollten stark bleiben, wenn es mal in unserer Beziehung einmal nicht mehr so sonnig laufe. Wir hatten aber nicht den Eindruck, dass im Gottesdienst angenommen wurde, dass es immer nur sonnig wäre, sondern vielmehr, dass man mit allem rechnen müsse.“ „Bei einer Trauung wird man nicht gefragt: Kannst, sondern willst du sie oder ihn heiraten?“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. „Mehr können wir nicht tun. Deshalb ist der Segen so wichtig, damit man sagt: Ja, ich will, aber Gott, begleite uns mit deinem Segen.“
2016 hat sich das Paar kennengelernt. „Dass Sie sich gefunden haben, ist auch ein Geschenk“, sagt Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl. „Und so gibt es viele unverfügbare Dinge. Und das wird einem in so einem Moment noch einmal deutlich. Dafür steht auch Gott. Und durch den Segen können wir darauf vertrauen, dass er uns trägt.“
Bei einer kirchlichen Trauung versprechen zwei Menschen vor Gott, ihr weiteres Leben miteinander zu teilen. Die Pfarrerin oder der Pfarrer segnet das Paar. 2019 wurden in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg fast 4.500 Hochzeiten gefeiert. Pandemiebedingt fanden in den letzten Jahren weniger Hochzeiten statt: 2020 waren es nur 1.400.