04.04.2022

Zum 275. Todestag Johann Georg Rosenbach

Als radikalpietistischer Wanderprediger unterwegs

Johann Georg Rosenbach war ein radikalpietistischer Wanderprediger, der auf seinen Reisen 1703 in das Herzogtum Württemberg kam. Dort besuchte er württembergische Separatisten und führte im Konsistorium Gespräche, bei denen führende Geistliche Sympathien für seine Glaubensvorstellungen zeigten.

Johann Georg Rosenbach brachte Ideen in das Land, als sich der frühe Pietismus in einer Aufbruchsphase befand und viele Pietisten zwischen der Loyalität zur Kirche und einer radikalen Kritik an der Amtskirche schwankten.

Als Sohn eines Sporers wurde Johann Georg Rosenbach im Januar 1678 in Heidelberg geboren. Nachdem die Familie nach Heilbronn umgezogen war, lernte er dort das väterliche Handwerk. Im Alter von 22 Jahren wandte sich der junge Sporer, welcher sich inzwischen als Soldat verdingt hatte, unter dem Einfluss des Notars Johann Adam Raab nach einem „Bußkampf“ von der Kirche ab. Er verließ das Militär und begab sich auf Wanderschaft. Wie viele radikale Pietisten kam er weit herum und erregte bald durch religiöse Visionen Aufsehen. In Bamberg wurde er verhaftet und verhört, weil er einen katholischen Gesellen vom Besuch der Messe abgehalten hatte. Er kehrte nach Heilbronn zurück und veröffentlichte seinen Lebenslauf in einem Buch.

Rosenbach in Württemberg

Gegen Ende des Jahres 1702 verließ Rosenbach die Stadt und reiste in das Herzogtum Württemberg, wo er zahlreichen Pfarrern und radikalen Pietisten begegnete, die mit seinen Ideen sympathisierten. Der prominenteste unter ihnen war der Großbottwarer Pfarrer Eberhard Ludwig Gruber, welcher später nach Nordamerika auswandern und dort eine wichtige Rolle spielen sollte. Schließlich suchte Rosenbach wieder seinen Heimatort Heilbronn auf, wurde dort aber nach knapp vier Wochen ausgewiesen und legte bei dieser Gelegenheit ein eigenes „Glaubensbekenntnis“ vor. Erneut ging er nach Württemberg, übernachtete bei Freunden und hielt sich schließlich in Stuttgart auf. Dort führte er Gespräche mit den obersten Kirchenbeamten im Konsistorium, die sehr freundlich verliefen. Bei einem Abstecher nach Großbottwar kam es jedoch zu einem Aufruhr unter den Einwohnern, weil Rosenbach dort in einer pietistischen Versammlung predigte. Der Baron von Gaisberg musste ihn retten und auf seinem Schloss Schaubeck in Sicherheit bringen. Auch in Bietigheim kam es zu einem Streit unter den Pietisten, als Rosenbach dort auftrat.

Von Halle über Altona zur Hernnhuter Brüdergemeine

Im Juni 1703 verließ er das Herzogtum Württemberg und sah es nie wieder. Er wurde noch mehrmals wegen seiner radikalen Ansichten verhaftet. Zeitweise hielt er sich bei August Hermann Francke in dessen Anstalten in Halle auf. Schließlich ließ er sich in Altona nieder, heiratete sogar und wurde Vater einer Tochter, obwohl er früher die Ehe aus religiösen Gründen abgelehnt hatte. Offenbar starb seine Frau bald darauf. Dann schweigen die Quellen, bis Rosenbach 1744 als „Spitalvater“ in Wunsiedel erscheint. Lange übte er dieses Amt nicht aus, da er krank war. Man brachte ihn zur Herrnhuter Brüdergemeine nach Ebersdorf, wo er am 4. April 1747 starb.

Den Einfluss von Johann Georg Rosenbach im Herzogtum Württemberg sollte man nicht überschätzen. Aber er brachte wie andere radikalpietistische Wanderprediger Ideen in das Land, als sich der frühe Pietismus in einer Aufbruchsphase befand und viele Pietisten zwischen der Loyalität zur Kirche und einer radikalen Kritik an der Amtskirche schwankten.

 

Eberhard Fritz

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