7 Wochen ohne Blockaden: Zum ersten Sonntag der Fastenzeit macht sich Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer Gedanken darüber, wie man in unserer stark regulierten Zeit den Kopf oben behält - trotz aller persönlichen und gesellschaftlichen Regeln und Einschränkungen.
Die Fastenzeit hat angefangen. Du liebe Zeit, habe ich zunächst gedacht. Es reicht. Ich verzichte doch schon auf so viel. Was denn noch? Ich habe, ehrlich gesagt, dieses Jahr keine Lust, auch noch auf Schokolade zu verzichten, auf Fernsehen oder das Bier am Feierabend.
Deshalb finde ich die Idee gut, die „7 Wochen ohne“ in diesem Jahr hat, die Fastenaktion der evangelischen Kirche. In diesem Jahr heißt das Motto: 7 Wochen ohne Blockaden. Es geht um Regeln und Normen. Wir brauchen sie, gerade in dieser Zeit der Pandemie. Aber sie können einen richtiggehend blockieren und lähmen. Nichts geht mehr vor lauter Regeln. Jedenfalls dann, wenn man immer bloß darauf schaut, was nun alles nicht geht und verboten ist. Wenn andere sagen: „Das gehört sich nicht für eine Pfarrerin.“ Oder: „Dafür bist du doch zu alt.“ Oder: „In unserer Familie hat es das noch nie gegeben.“ Solche angeblichen Regeln blockieren einen.
Sogar Jesus musste sich solche Rollenzuschreibungen gefallen lassen. „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ So haben die Leute gefragt, als der Zimmermannssohn anfing, im Land umherzuziehen und von Gottes neuer Welt zu erzählen. Wie wäre die Geschichte weitergegangen, wenn Jesus sich davon hätte beeindrucken lassen? Wenn er zurückgegangen wäre nach Nazareth, um Bauhandwerker zu bleiben?
Aber wie kommt man raus aus solchen Rollenzuschreibungen?
„Spielraum!“ heißt die Fastenaktion dieses Jahr, „7 Wochen ohne Blockaden“. Der entsprechende Kalender erinnert bis Ostern jeden Tag daran, dass jede Regel Spielräume hat. Nicht, indem man die Lücken findet und die Regel trickreich umgeht. Das ist nicht gemeint. Aber man kann nachdenken und phantasiereich herausfinden, ob nicht doch mehr geht als man denkt.
Wie kommt man seinen eigenen Blockaden auf die Spur? „7 Wochen ohne“ rät als erstes: „Alles auf Anfang“. Zurückgehen. Sich erinnern. Wie war das, als ich jung war? Als ich noch ein Kind war, als die Regeln und Normen der anderen mich noch nicht so im Griff hatten? Was hat mich damals interessiert? Was hat mir Spaß gemacht? Was konnte ich gut, wofür war ich begabt?
Mich hat das beflügelt und meine Fantasie in Gang gebracht.
Wenn Sie solche Ideen und Anstöße auch brauchen können – den 7-Wochen-ohne-Kalender gibt es noch im Buchhandel und im Internet.
Lucie Panzer, landeskirchliche Rundfunkpfarrerin