20.04.2015

"Einer trage des anderen Last"

Susanne Kränzle im Gespräch zur Woche für das Leben

Was bedeutet „würdevoll Sterben“? Ist das überhaupt immer möglich? Damit beschäftigt sich Susanne Kränzle (48), Leiterin des Hospiz Esslingen, das schwer kranke Menschen in den Wochen vor ihrem Tod begleitet.  Im Zuge der „Woche für das Leben“, einer ökumenischen Aktion der evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland, hat Nadja Golitschek mit ihr über „Sterben in Würde“ gesprochen.

Susanne Kränzle ist seit über 20 Jahren in der Hospizarbeit tätig.

Frau Kränzle, was ist für Sie würdevolles Sterben?
Susanne Kränzle:
Sterben in Würde bedeutet für mich, dass Menschen da sind, wenn ich sie brauche, und dass auf meine Wünsche und Bedürfnisse am Lebensende eingegangen wird. Zum würdevollen Sterben gehört außerdem, dass ich keine Schmerzen oder andere belastende Symptome haben muss.

Je nach Krankheit oder Beschwerden –  ist würdevoll Sterben überhaupt immer möglich?
Kränzle:
Ich glaube nicht, dass Würde etwas ist, das jemandem zu- oder abgesprochen werden kann. Jedem Menschen wohnt Würde inne, egal in welcher Situation. Es gibt aber Bedingungen, unter denen Menschen in ihrem Sterben oder ihrer Pflegebedürftigkeit nicht ernst genommen werden. Das ist aber weniger Würdelosigkeit, sondern Demütigung – davor haben die Menschen berechtigterweise Angst. Und an den Bedingungen, die diese Demütigung herbeiführen, müssen wir arbeiten.

Wie müssen diese Bedingungen aussehen, um würdevolles Sterben zu ermöglichen?
Kränzle:
Um würdevoll sterben zu können, braucht es unbedingt eine gute palliativmedizinische und palliativpflegerische Versorgung, also alles, was Beschwerden lindert. Außerdem braucht es Menschen, die die Sterbenden begleiten und ihre Ängste und Nöte aushalten können. Das ist dann im besten Sinne Hospizarbeit, wie sie in der Bibel steht: „Einer trage des anderen Last“. Sterbende erwarten nicht, dass wir ihre Situation grundlegend verändern. Ich habe zum Beispiel noch nie von einem Sterbenden gehört: „Machen Sie mich wieder gesund.“

Palliativ bedeutet, dass die Beschwerden einer unheilbaren Krankheit gelindert werden. Ziel ist es, die Lebensqualität des Kranken zu erhalten oder zu verbessern.

Wie sieht es denn mit der Palliativversorgung in Deutschland aus?
Kränzle:
Es ist oft vom Zufall abhängig, ob es in der Artpraxis oder im Pflegeheim jemanden gibt, der schon mal etwas von Palliativmedizin gehört hat. Da gibt es hier in Baden-Württemberg sowie deutschlandweit noch viele weiße Flecken auf der Landkarte. Das Angebot an ambulanter und stationärer Palliativversorgung muss ausgebaut werden, das hat zum Glück auch der Gesetzgeber erkannt.

In Politik und Gesellschaft kommt beim Thema „würdevolles Sterben“ auch immer wieder die Sterbehilfe auf. Gehört diese Möglichkeit zum Sterben in Würde dazu?
Kränzle:
Ich kann nach 20 Jahren Erfahrung in der Hospizarbeit sagen: Wenn eine gute Fürsorge für sterbende Menschen da ist, dann gehen die Sterbewünsche gegen null. Mit der Qualität der Palliativversorgung steigt wieder die Freude am Leben, so komisch sich das anhören mag. Um Sterbehilfe sollte man sich also keine Gedanken machen, solange die Palliativversorgung noch nicht ausgebaut ist. Aktuell gibt es einen ersten Gesetzesentwurf zur Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland. Daher bin ich sehr optimistisch, dass das in den nächsten Jahren gelingen wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die „Woche für das Leben“ ist eine ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirchen in Deutschland, die vom 18. bis 25. April 2015 bundesweit stattfindet. Das Thema lautet: „Sterben in Würde“. Die Themen der Woche für das Leben werden kleinen und größeren Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Gottesdiensten überall in Deutschland weitergetragen und vertieft. Informationsmaterial gibt es hier.

Was bedeutet "würdevoll sterben" für jemanden, der eine unheilbare Krankheit hat? Margarete Lauterwasser (72) hat Knochenkrebs und ist trotzdem ein lebensfroher Mensch – auch dank einer ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeiterin.

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