Kaiserin Maria Theresia hat sie aus den Kirchen entfernen lassen, damit aber ungewollt den Anstoß zu einer Erfolgsgeschichte gegeben. Gemeint ist die Weihnachtskrippe, die längst ihren festen Platz unter dem Christbaum hat. Gut findet das auch Pfarrerin Sabine Drecoll in ihrer Andacht zum 4. Advent. Für sie zeigt eine solche Krippe vor allem eins, nämlich wo Gott sein will: mitten im Leben.
Haben Sie Ihre schon aufgestellt? Unsere Weihnachtskrippe steht seit dem 1. Advent. Zuerst nur das Gebäude, der Stall. Und jetzt wird an jedem Tag eine Figur dazugestellt. Als letzte natürlich das Christkind am Heiligen Abend. Für unsere Kinder ist unsere Krippe so etwas wie ein Adventskalender. Jedes Jahr handeln sie aufs Neue aus, wer anfangen darf mit dem Figurenaufstellen und wer die letzte Figur hinstellen darf. Und dann freuen sie sich gemeinsam über jede neue Figur und über die täglich wachsende Krippenlandschaft.
Wie gut, denke ich jedes Jahr, dass sich die österreichische Kaiserin Maria Theresia damals nicht durchsetzen konnte. Sie hat nämlich im späten 18. Jahrhundert alle Krippen aus den Kirchen ent¬fernen lassen. Zu gefühlsduselig, zu wenig vernünftig hat sie diesen Brauch gefunden. Dabei wollen Krippen doch genau das: die Weihnachtsbotschaft verständlich, „begreifbar“ machen.
Natürlich, die Weihnachtskrippen stellen dar, was man in der Bibel über die Geburt Jesu lesen kann. Ob das alles historisch genauso gewesen ist oder ein bisschen anders, das zeigen die Krippen nicht.
Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Eine Weihnachtskrippe erzählt die Weihnachtsgeschichte. Sie erzählt davon, dass Gott selbst als Mensch auf die Welt gekommen ist. Nicht als mächtiger König, nicht in strahlender Rüstung, sondern als hilfloses kleines Kind. Als Menschenkind, das sein Leben auf der Erde gelebt hat. Wie wir hat Gott in Jesus Freude und Sorgen erlebt, Lachen und Weinen, Trauer und Todesängste. Seitdem er auf die Welt gekommen ist, gibt es in unserer Welt keinen einzigen Ort mehr, der gottverlassen ist. Gott selbst ist in unserem Leben dabei – in jedem Lachen und in allen Traurigkeiten, in allem, was uns das Leben manchmal schwermacht, sogar im Tod.
Daran erinnert mich Weihnachten. Das machen Weihnachtskrippen „begreifbar“. Deshalb sind sie so wichtig. Und deshalb dürfen Krippen auch ruhig Alltagsszenen zeigen, die nicht in der Bibel vorkommen, dürfen dort auch andere Tiere rumspringen – wie die Mäuse und Katzen in unserer Krippe. Denn das zeigt: Gott ist mitten in unserer Welt. Deshalb hat die Kaiserin Maria Theresia mit ihrem Verbot den Siegeszug der Weihnachtskrippen auch nicht stoppen können. Im Gegenteil: Als sie die Krippen in den Kirchen verbieten ließ, haben die Menschen einfach angefangen, sich eigene Krippen zu bauen und in ihren Wohnzimmern aufzustellen. Und seitdem gibt es Krippen nicht nur in Kirchen oder Museen, sondern genau da, wo Gott sein will: mitten im Leben!
Ursprünglich ein Verkündigungsbeitrag für SWR 1 und SWR 4.
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