Die Auslandbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hat die Flüchtlingshilfe der deutschsprachigen Auslandsgemeinden gelobt. Die evangelischen Gemeinden seien "Seismographen für internationale Trends", die Flüchtlingsbewegungen weltweit spürbar, resümierte Bosse-Huber die Auslandspfarrkonferenz mit dem Schwerpunktthema "Migration", zu der rund 90 Pfarrerinnen und Pfarrer aus allen fünf Kontinenten in Bad Boll zusammengekommen waren.
Zudem gäben die Gemeinden den Deutschen im Ausland "in einer anonymer werdenden Welt" eine geistliche Heimat. "Gleichzeitig schotten sie sich nicht in Deutschtümelei ab, sondern vernetzen sich mit den Kirchen und Menschen vor Ort", sagte die Bischöfin. Besonders in der diakonischen und seelsorglichen Arbeit "geben sie ein beeindruckendes Zeugnis ab".
Andreas Latz, Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde auf Sizilien, berichtete von einer Nacht im April 2015, als 27 entkräftete Flüchtlinge im Hafen von Catania ankamen: "Nur 27. Die anderen 800 waren beim Kentern des Bootes vor der libyschen Küste ertrunken." Die Kirchengemeinden vor Ort hätten Flüchtlingen schon vorher geholfen. Nun sei klar gewesen: "Hier mussten wir noch mehr tun", sagte Latz.
Pfarrerin Ursula August von der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei schätzte die Zahl der Flüchtlinge in Istanbul auf rund 300.000. Zwei Drittel davon aus Syrien. Schwerpunkt ihrer Hilfe sei die Flüchtlingszusammenführung. Wenn eine Frau mit ihren Kindern zu ihrem Mann in Deutschland nachziehe, nehme die Gemeinde in Istanbul die Familie am Busbahnhof in Empfang, helfe beim Abholen der Visa im deutschen Konsulat, beim Organisieren des Fluges und der Übernachtung, sagte August.
Die EKD lädt alle zwei Jahre zur Auslandspfarrkonferenz ein. In diesem Jahr reisten unter anderen Teilnehmer aus Australien, den USA, Chile, Russland, Südafrika und China an. Im Jahr 2016 hat die EKD in 90 deutschsprachige Gemeinden rund 108 Pfarrerinnen und Pfarrer entsandt, die für Gottesdienste, Beratung und Seelsorge im Ausland lebender deutscher Protestanten zuständig sind.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)