16.05.2016

Pfingsten „begreifbar“ machen

Pfarrerin Sabine Drecoll

Heute ist Pfingsten. Umfragen sagen: Alle Deutschen wissen, dass Pfingstsonntag und Pfingstmontag Feiertage sind. Aber die Hälfte weiß nicht, warum. Dabei ist Pfingsten eines der wichtigsten christlichen Feste. 

Ich glaube, das Pfingstfest ist so unbekannt, weil das, was damals passiert ist, so unbegreiflich ist. Die Bibel erzählt, wie Gott seinen Geist in die Welt sendet und ihn in einem gewaltigen Sturm in die Herzen der Menschen gießt. Das klingt tatsächlich wunderlich. Und das sah wohl auch wunderlich aus. Die Menschen, die damals von Gottes Geist ergriffen worden sind, wurden anders. Aber wieso? Den Geist Gottes selbst kann ja niemand sehen. Das ist wahrscheinlich das Problem dieses unbekanntesten christlichen Festes. 

Dabei kann man Pfingsten durchaus greifbar machen – und das auf wunderschöne Weise! Ich habe das in Rom erlebt. Im Pantheon, einer der schönsten Kirchen der Welt. Sie hat eine riesige Kuppel mit einer 9 Meter breiten Öffnung zum Himmel. Und genau durch diese Öffnung fallen jedes Jahr beim Pfingstgottesdienst Millionen von Rosenblättern herunter. Alle Blicke der Gottesdienstbesucher sind zum offenen Himmel gerichtet. Hände greifen nach den Rosenblättern, pflücken sie vom Boden, von Haaren und Schultern. Die Rosenblätter stehen für den Geist, den Gott in Feuerzungen vom Himmel herab gesendet hat. Und die Aufregung der Besucher erinnern an die Jünger, die von Gottes Geist  begeistert wurden. All das hat tatsächlich etwas vom Pfingstgeschehen, von dem die Bibel berichtet.

Ich finde es großartig, wie diese römische Zeremonie Pfingsten lebendig werden lässt. Und ich frage mich, ob wir nicht davon lernen können. Denn schließlich gab es den Rosenregen schon in den ersten Jahrhunderten in vielen Kirchen. Das ist nur vergessen worden. 

Schade eigentlich. Denn gerade weil der Geist eine unsichtbare Macht ist, die Gott uns Menschen schenkt, ist es wichtig, ihn „begreifbar“ zu machen. So wie beim Rosenregen. Da merke ich: Gottes Geist ist nichts Unbegreifliches. Gott berührt mich tatsächlich durch seinen Geist. So wie die Rosenblätter meine Haut berühren. Und er wirkt, unsichtbar zwar, aber durchaus spürbar: er tröstet mich, wenn ich ängstlich bin, er stärkt mich, wenn ich mich schwach fühle, er rüttelt mich auf, wenn ich mich verrannt habe.

Vielleicht pflücken Sie sich heute auch ein Rosenblatt ab: damit sie sich immer daran erinnern, dass diese unsichtbare Macht Gottes da ist – auch in Ihrem Leben.

Pfarrerin Sabine Drecoll

Dieser Beitrag lief ursprünglich am 15. Mai als Anstoß auf SWR 1, bzw. Morgengedanke auf SWR4.

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