15.10.2016

Wenn die Nacht zum Tag wird

KonfiNacht 2016 in Baden-Württemberg

Rund 500 Konfirmanden aus Baden und Württemberg sind nach Stuttgart gereist, um bei der ersten landesweiten „KonfiNacht“ teilzunehmen. Von 14. bis 15. Oktober erkunden die Jugendlichen die Hauptstadt und ihre Umgebung. Auf dem Programm stehen gemeinsame Gottesdienste, Workshops, Exkursionen und vieles mehr. Anna Gieche war mit dabei.

Vor der Stiftskirche in Stuttgart formieren sich die Konfirmanden zum Gruppenfoto.

Aus dem Gemeindehaus der Erlöserkirche in Stuttgart-Nord dringt fröhliches Gejohle. Drinnen rutschen Mädels auf Socken über die Flure, das Klavier wird auf Herz und Nieren geprüft und auf dem Boden im großen Saal des Gemeindehauses liegen ausgebreitete Isomatten und Schlafsäcke. In dieser Nacht wird das der Schlafplatz für etwa 35 Konfirmanden sein, der Großteil davon ist eine Konfirmandengruppe aus Nehren bei Tübingen. „Ich war noch nie in Stuttgart und freu mich auf die ‚KonfiNacht‘“, sagt Yvonne. Neue Leute kennenlernen, mit den Freunden aus der Konfigruppe einen „chilligen Abend“ verbringen und dazu noch „coole Sachen“ unternehmen, darauf freut sich auch Jakob aus Stuttgart. Bevor es losgeht, geht Pfarrer Jörg Conrad nochmal alles durch: Fahrkarten parat? Alle warm eingepackt? Unnötige Rücksäcke wieder im Saal verstaut? „Na dann kann’s ja losgehen!“

Bei der Stiftskirche angekommen, versinkt der Schillerplatz in munterem Chaos. Die Schillerstatue ist unter unzähligen Koffern, Taschen, Rucksäcken und Isomatten begraben. „Alle, die ins ´O´ gehören, bitte hier her kommen“, ruft ein Ordner. Es ist schwieriger als gedacht, die jungen Konfirmanden so in Reih und Glied zu stellen, dass sie am Ende das Wort „Konfi“ bilden. Die Aktion zieht neugierige Zaungäste an: Ein Fahrer eines Fahrrad-Lieferservice hält an, um sich nach dem Grund für den Trubel zu erkundigen. Dass die Pizzas in seiner Tasche kalt werden, stört ihn nicht. Zu groß ist die Neugierde. „Das ist die erste ‚KonfiNacht‘“, erklärt ihm eine Ordnerin. „Konfirmandengruppen aus Baden und Württemberg treffen sich heute hier, lernen sich kennen, machen verschiedene Aktionen und übernachten gemeinsam in Gemeindehäusern oder Kirchen.“

Durch Kameras mit Langzeitbelichtung und Lichtquellen werden bunte Fotos gemalt und der Kreativität der Konfirmanden sind keine Grenzen gesetzt.

Ziel der Nacht sei es, die Gruppen untereinander zu vernetzen und den Konfirmanden zu zeigen, dass sie den Landeskirchen aus Württemberg und Baden wichtig sind, sagt Dr. Thomas Ebinger vom Pädagogisch-Theologischen Zentrum Stuttgart, der zusammen mit der Jugendkirche Stuttgart und der Landeskirche Baden die Nacht auf die Beine gestellt hat. In zwei Jahren findet die Veranstaltung dann in Baden statt.

Nun geht es aber erst mal zum Gottesdienst in die Stiftskirche. Das Thema „Dunkelheit“ passt gut zur „KonfiNacht“ und auch in der Stiftskirche werden die Lichter ausgeschaltet. Knicklichter werden verteilt und nach und nach erstrahlt die Kirche in grün, gelb, pink und blauen Farbklecksen, die im Takt zu Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ geschwungen werden.

Mit den letzten Klängen der Band verteilen sich die Konfirmanden in verschiedene Gruppen: Action ist nun angesagt! Die Nehrener haben sich für das Stadtspiel eingetragen und folgen nun Mitarbeiterin Marina, die sich den Weg auf die Königsstraße bahnt. Sie sieht in ihrem Ganzkörperanzug ein bisschen aus wie eine lebendige „Mensch ärger dich nicht“-Spielfigur. Selbst das Gesicht ist vollständig versteckt. „Ich bekomme aber noch Luft“, versichert sie und lacht. Die weiteren Stationen erkennt man an ihren grün, gelb und blau angezogenen Kollegen. Bei den Stationen sollen die Konfirmanden Bibelverse in verschiedenen Stimmungen vortragen, Passanten zum Thema „Nacht“ befragen und ihnen ein Lied vorsingen. Was hier etwas zurückhaltender geschieht, findet in der Stiftskirche beim offenen Singen mit Unterstützung der Band in voller Lautstärke statt. Die Klänge von Oasis „Wonderwall“ schallen bis hinunter in die Krypta, wo das „Lightpainting“ stattfindet: Durch Kameras mit Langzeitbelichtung und Lichtquellen werden bunte Fotos gemalt und der Kreativität der Konfirmanden sind keine Grenzen gesetzt. Aber es geht auch ernster zu: Im „Welthaus“ wird über unseren Lebensstil nachgedacht, bei einem Stadtspaziergang über die nationalsozialistische Vergangenheit Stuttgarts. 

Am Samstag waren die Konfirmanden zu Gast im Stuttgarter Landtag.

Auch der Samstag hat einiges zu bieten. Neben dem Stuttgarter Bibelmuseum, dem Daimlermuseum und dem Landtag, haben auch die buddhistische und islamische Gemeinde zum Kennenlernen eingeladen. Der Hochseilgarten bietet einen Adrenalinkick und bei einem Trickfilm-Workshop können die Jugendlichen ihrer Kreativität nochmals freien Lauf lassen.

Ausgeruht werden sie dabei wohl eher nicht sein. „Ich glaube nicht, dass wir heute Nacht so viel schlafen werden“, sagt Jakob und alle Umstehenden grinsen. „Aber das macht nichts. Heißt ja schließlich Konfi-Nacht.“

Bilder bei Instagram

Weitere Bilder gibt es bei Instagram unter dem Hashtag #KonfiNacht2016.

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