Es ist eines der bekanntesten Adventslieder: „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper. Für Pfarrer Bernhard Riesch-Clausecker aber ist es noch mehr, nämlich ein „Dagegenlied“, das gegen die Hoffnungslosigkeit in der Welt protestiert. Und das Mut macht, mitzuhelfen, dass die Welt heller wird. Warum? Weil Gott zu uns kommt. Eine Andacht zum 3. Advent.
„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen / dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet / auch deine Angst und Pein.“
Das ist eines meiner liebsten Adventslieder. Jochen Klepper besingt darin den Morgenstern, die Venus. Das ist jetzt im Winter der hellste Stern vor Sonnenaufgang. Wenn er zu sehen ist, dann weiß man sicher, dass die Nacht bald zu Ende ist. Der Morgenstern schickt schon vor Tag ein Licht auf Angst und Sorgen, die einen in der Nacht plagen können. Dass sie nicht das letzte Wort haben werden. Klepper bringt hier seine Erfahrung zum Ausdruck: Auch wenn ich nicht mehr weiter weiß, kann ich mich daran festhalten: Gott kommt zu mir. Ich muss mich nicht vorbereiten, muss mich nicht herrichten, er kommt zu mir, wie ich bin.
Genau das erzählt mir die Weihnachtsgeschichte. Gott kommt dahin, wo Menschen in Not sind. Wie im Stall in Bethlehem. Wie Jahrhunderte später in der Nazi-Zeit Jochen Klepper und seine Familie. Wie manchmal auch ich. Gott kann trösten und aufrichten – ganz gleich, in welche Not ich geraten bin. Ganz gleich, in welche Not ich mich selber gebracht habe. Ich muss nicht Angst haben, dass ich nicht recht bin. Ich muss niemandem etwas vormachen.
Für mich ist das Lied Jochen Kleppers deshalb so wichtig, weil es ein „Dagegen-Lied“ ist ja, ein Protestlied. Gegen die Erfahrung, es ändert sich doch eh nichts, steht die Erfahrung von Weihnachten. Gott kommt zur Welt, wo es ganz dunkel ist. Nicht nur die hellen Feste und die schönen Momente machen Gottes Nähe fühlbar. Er ist auch da, wo man nichts mehr spürt. Für jeden, der keinen Ausweg mehr sieht, für jeden, den die Angst niederdrückt, für jeden Armen, Vereinsamten ist Gott nahe. Sogar über den Tod hinaus. Das scheint als Licht in die Finsternis und tröstet in finsterster Nacht. Da, wo Gott Mensch wird, da wird die Welt heller. Wie im Stall in Bethlehem, wo ein Kind den Menschen das Herz erweicht hat. Wo sie Hoffnung und neue Kraft gefunden haben, weil dieses Kind ihren Beistand gebraucht hat.
Wie gut, wenn einen das anrührt. Dann kann ich vielleicht selber mithelfen, dass es ein wenig heller wird und menschlicher zugeht in der Welt. Da, wo ich lebe. Bei denen, die mir begegnen. Gott schenke es, dass auch ich sein Licht weitertragen kann. Klepper verspricht in seinem Lied: Es „wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte / hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“
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