07.04.2016

Exot für die Arbeitnehmer

Andreas Hiller ist Württembergs einziger evangelischer Betriebsseelsorger

Andreas Hiller gibt es eigentlich gar nicht - oder besser seinen Posten. Als evangelischer Betriebsseelsorger ist er der einzige seiner Art in Württemberg. Für das kommende Jahrzehnt hat er sich einiges vorgenommen.

Evangelische Christen in Baden-Württemberg kennen Betriebsseelsorger eigentlich nur aus dem Katholischen. Bei den Protestanten ist es normalerweise der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der sein Augenmerk auf Firmen, ihre Chefs und Arbeitnehmer richtet. Überall? Nicht ganz. In Böblingen - vor den Toren Stuttgarts und neben dem Daimler Standort Sindelfingen - trotzt der Kirchenbezirk diesem Prinzip: Er leistet sich zusätzlich einen evangelischen Betriebsseelsorger.

"Es ist der einzige Bezirk in Württemberg, und meines Wissens gibt es das auch in Baden nicht", sagt Wirtschafts- und Sozialpfarrer Romeo Edel, der in der Prälatur Stuttgart für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt zuständig ist. Erst seit Mitte September ist das "exotische" Amt des Betriebsseelsorgers wieder besetzt. Sein Inhaber heißt Andreas Hiller, ist 51 Jahre alt und hat drei große Töchter. Außerdem hat er klare Vorstellungen.

"Wir sind schwerpunktmäßig für die Arbeitnehmer da", macht der Pfarrer deutlich. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt mit der Evangelischen Akademie Bad Boll verstehe sich eher als "Brücke zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber" und vertrete da nicht so klare Standpunkte.

Wenn man die Menschen in ihrem Arbeitsumfeld erlebe, kratze man zwangsläufig an der Oberfläche, sagt der Pfarrer, der früher die kleine Gemeinde Lichtenwald im Landkreis Esslingen betreut hat. Das schätze er sehr an der neuen Stelle. Oft erlebe, dass die Betriebsräte und Arbeitnehmer spannende Einblicke gewähren. "Ich finde, dass es da eine sehr große Offenheit gibt. Die Menschen schätzen, dass man sich für die interessiert."

Eineinhalb Jahre sei seine Stelle vakant gewesen, was ihn wundert, sagt er. "Es hat sich einfach niemand beworben." Für ihn kam die Stelle anfangs zu einer privat ungünstigen Zeit. Als er sich jetzt bewarb, gab es plötzlich noch einen weiteren Bewerber, doch die Wahl fiel auf ihn.

Die Erwerbslage sei im Moment gut, sagt Hiller. Große Themen seien aber Leiharbeit und Werkverträge. Auch Mobbing und Burnout spielten eine Rolle bei manchen Arbeitnehmern. Mobbing will er verstärkt zu seinem Thema machen, für Burnouts sei sein katholischer Kollege Spezialist. Er wolle sich jetzt erst einmal Zeit nehmen, die Firmen und Menschen richtig kennen zu lernen. Gut vorstellen könne er sich, mal ein Betriebspraktikum irgendwo zu machen.

Seine Anstellung ist zunächst auf zehn Jahre ausgelegt. Dass es die ungewöhnliche Pfarrstelle überhaupt gibt, hat historische Gründe. 1987 habe es Diskussionen gegeben, weil das IT-Unternehmen IBM seine Mitarbeiter sieben Tage die Woche im Dreischicht-Betrieb habe arbeiten lassen wollen. "Auch den Samstag und Sonntag wollte man in den Produktionsprozess einbauen." Eine Idee, die schwer vereinbar ist mit dem Gebot, den Feiertag zu ehren. "Wir sind auch hier, damit der Sonntagsschutz bestehen bleibt."

Romeo Edel sagt, dass Hiller natürlich anders aufgestellt sei als sie. Vier Kollegen hätten sie im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt für Württemberg, einen je Prälatur. "Die Stelle der Betriebsseelsorgers ist dagegen sehr regional zugeschnitten. Räumlich ist er einfach näher dran." Die Zusammenarbeit des Betriebsseelsorger mit den vier KDA-Ansprechpartnern sei gut, der Austausch lebendig. "Wir sind froh, dass die Stelle wieder besetzt ist."

Auch Stephan Klinghardt, Geschäftsführer des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland, wertet die Stelle als "sinnvolle Einrichtung" und setzt hinzu: "Sie ist sicherlich auf der Ebene unique." Eigentlich gehöre die Aufgabe jedoch in die Kirchengemeinde, der jeweilige Pfarrer sei zuständig. Die Stelle des Betriebsseelsorgers sei ein "ausgesprochener Luxus", und als solche undenkbar für weniger finanzstarke Regionen wie etwa die Uckermark. "Sie zeigt auch, dass der Finanzausgleich noch besser sein könnte." 

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

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