Was früher das Wegkreuz war, ist heute die Autobahnkirche: ein Ort der Ruhe und der Besinnung, ein Fleck zum Innehalten und Nachdenken über Gott, die Welt und sich selbst. Ein „Rastplatz für die Seele“ eben. Am kommenden Sonntag, 3. Juli, ist der bundesweite Tag der Autobahnkirchen. Derzeit gibt es 44 solcher Kirchen und Kapellen in Deutschland. Die 45ste ist in Planung – nahe der Raststätte „Sindelfinger Wald“ an der A81 südlich von Stuttgart.
Die Autobahnkirche „Sindelfinger Wald“ soll ein ökumenisches Projekt sein. Eine kleine Gruppe von Vertreterinnen und Vertretern der evangelischen und katholischen Kirchen in Württemberg, der Dekanate im Umkreis, der Betriebsseelsorge, des Seehaus e.V. und des Regierungspräsidiums überlegt derzeit, wie die Trägerschaft der neuen Autobahnkirche konkret aussehen kann. „Das soll noch in diesem Jahr abgeschlossen sein“, erklärt Pfarrer Martin Brändl, der in der Landeskirche für neue Aufbrüche und Bewegungen zuständig ist und in der Projektgruppe mitarbeitet. Danach könne man, so Brändl, das Projekt ausschreiben. In drei bis vier Jahren, so hofft er, solle dann nahe der Rastanlage die Kirche eingeweiht werden.
Eine richtige Kirche
Doch was macht eine Autobahnkirche aus? Die Konferenz der Autobahnkirchen in Deutschland beantwortet diese Frage mit einem Katalog formaler Kriterien: Es muss eine direkte Anbindung an eine Autobahnraststätte oder eine Abfahrt, dazu einen Parkplatz geben sowie Sanitäranlagen. Die Entfernung zwischen zwei Autobahnkirchen soll mindestens 80 Kilometer betragen, und die Autobahnmeisterei muss Wegweiser aufstellen. Auch was Größe und Öffnungszeiten angeht, gibt es Vorgaben: Es soll mindestens eine Bus-Reisegruppe Platz haben. Die Mindestöffnungszeiten sind von 8 bis 20 Uhr. Das Gotteshaus am Sindelfinger Wald jedenfalls soll mindestens 60 Plätze haben. „Wir wollen eine richtige Kirche, keine kleine Kapelle“, sagt Brändl.
Autobahnkreuz Stuttgart als Standort
Die Idee für eine Autobahnkirche am Sindelfinger Wald stammt vom ehemaligen Stuttgarter Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl. Der Standort ist gut gewählt. Das macht ein Blick auf eine Karte deutlich, die alle Autobahnkirchen in Deutschland aufzeigt. Demnach gibt es in Baden-Württemberg bisher erst vier Autobahnkirchen: nahe Baden-Baden, im Hegau bei Singen, in Leutkirch im Allgäu und die erst 2014 eingeweihte Autobahnkirche an der Kochertalbrücke. Das Stuttgarter Kreuz könnte durchaus einen solchen Ruhepunkt gebrauchen. Davon ist Martin Brändl überzeugt. Täglich passieren rund 150.000 Fahrzeuge diese Stelle, darunter viele Urlauber, Geschäftsreisende und Lastwagenfahrer.
Anbindung an Kirchengemeinden im Umkreis
Brändl will bei den Planungen die Kirchengemeinden im Umkreis bei der Planung mit einbezogen werden. „Wir brauchen Menschen vor Ort, die dieses Projekt zusammen mit uns umsetzen“, betont er. Im Hegau etwa gäbe es einen ökumenischen Kreis, der in Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden fast jeden Sonntag einen Gottesdienst hält. „Wir hoffen, dass sich auch am Sindelfinger Wald Menschen finden, die Andachten und Gespräche anbieten“, sagt Brändl. „Die Leute aus der Region sollen sich mit der Autobahnkirche identifizieren. Es soll auch ihre Kirche sein.“
Ute Dilg
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