Erntedankfest

„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn“

Wer sich der christlichen Gewissheit öffnen mag, dass er vieles in seinem Leben nicht sich selbst zu verdanken hat, der kann auch danke sagen - weit über Lebensmittel hinaus. Diesem Dank gibt das Erntedankfest eine Form.

Äpfel und Birnen, Kürbisse und Kartoffeln, Brot und Getreide - das und vieles mehr liegt am Erntedanksonntag um und auf dem Altar. Teile der Jahresernte werden hier symbolisch vor Gott gebracht. So soll deutlich werden, dass wir den Ertrag unserer Arbeit und auch den Erfolg unseres Lebens zu großen Teilen nicht uns selbst zu verdanken haben. Wir können zwar säen und ernten, rackern und arbeiten. Aber fürs Wachstum der Früchte und das Gelingen unserer Vorhaben bleiben wir auf Kräfte und Rahmenbedingungen angewiesen, die wir nicht machen können.

Große Teile der weltweiten Christenheit feiern das Erntedankfest. Aber in unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft scheint für viele Menschen das Fest mit seinem landwirtschaftlichen Hintergrund weit weg zu sein. Gemüse und Milch beziehen die meisten nicht direkt von Feld und Stall, sondern künstlich abgepackt aus stets gut gefüllten Supermarktregalen. Wer aber den Kontakt zur Landwirtschaft noch hat, der weiß, dass Acker und Vieh nicht selbstverständlich das hergeben, was wir zum Leben brauchen. Wer den Kontakt zur Natur noch hält, der spürt auch, dass wir nicht beliebig eingreifen dürfen in die genetisch festgelegten Gesetze der Weitergabe des Lebens. Gelebte Spiritualität und der Ruf nach gentechnisch "optimierten" Lebensmitteln passen nicht zusammen.

Aber auch über die Lebensmittel hinaus kann das Erntedankfest neu zum Nachdenken anregen. Auf unser ganzes Menschsein bezogen kann mit dem Apostel Paulus gefragt werden: "Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?"

Erntefeste existierten schon in der Antike. Das Judentum feierte das Wochenfest an Pfingsten und das Laubhüttenfest im Herbst. Auch in vorchristlich-römischen Bräuchen sind Erntefeste belegt.

In der christlichen Kirche werden sie seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Aber lange Zeit gab es keinen einheitlichen Festtermin, und das hing mit den unterschiedlichen Erntezeitpunkten in unterschiedlichen Klimaregionen zusammen.

Dementsprechend gab es nach der Reformation auch in den evangelischen Kirchen Entedankfeiern zu verschiedenen Terminen. Als fester Zeitpunkt bildete sich aber bald der Michaelistag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage heraus. 1773 wurde das Entedankfest in Preußen offiziell eingeführt und sein Termin auf den Sonntag nach Michaelis festlegt.

Bis heute begeht die Evangelische Kirche in Deutschland an diesem Sonntag das Erntedankfest, wenn auch einzelne Gemeinden um eine Woche nach vorne oder nach hinten abweichen. Katholische Gemeinden feiern in Deutschland zumeist am ersten Sonntag im Oktober.

Ganz anders sieht es in den USA aus: Hier hat sich seit dem 19. Jahrhundert der letzte Donnerstag im November als nationaler Feiertag herausgebildet: Thanksgiving.

Stefan Wittig

Kontakt

Ev. Oberkirchenrat, Dezernat 1: Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche

Rotebühlplatz 10

70173 Stuttgart

0711 2149-521

dezernat1@elk-wue.de

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten

Aus der katholischen St. Laurentius-Kirche in Bietigheim-Bissingen überträgt SWR4 am 31. Dezember einen ökumenischen Jahresschluss-Gottesdienst.

Ökumenisches zum Jahresschluss

Einen ökumenischen Gottesdienst zum Jahresschluss überträgt SWR4 am 31. Dezember, aus der katholischen St. Laurentius-Kirche in Bietigheim-Bissingen. Beginn ist um 18 Uhr.

Weiterlesen

Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July.

„Das Kind in der Krippe ist entwaffnend"

Landesbischof July predigte an Heilig Abend in Stuttgart in der Frauenkopfkirche und am ersten Weihnachtsfeiertag in der Stiftskirche. Er forderte dazu auf, sich „mit Herz und Verstand" auf die Weihnachtsbotschaft einzulassen, und der „Logik des Friedens" zu folgen.

Weiterlesen

Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July empfiehlt zu Weihnachten 2019 eine „Geburtstagsfeier“ für Jesus Christus - und stimmt Popstar Robbie Williams zu (Archivfoto).

„Happy birthday Jesus Christ“

Zum bevorstehenden Weihnachtsfest ruft der württembergische Landesbischof Frank Otfried July dazu auf, Geburtstag zu feiern - jenen von Jesus Christus

Weiterlesen

Weihnachten kann mit die schwerste Zeit im Jahr werden - Einsamkeit oder Trauer machen gerade zum Fest vielen Menschen zu schaffen (Symbolbild).

Fröhliche Weihnachten?

Adventszeit und Weihnachten: Das ist beileibe nicht nur Lichterglanz und Vorfreude. In seiner Andacht zum vierten Advent erinnert der Blaubeurer Dekan Frithjof Schwesig daran, dass diese Zeit für viele Menschen die schwerste im ganzen Jahr ist.

Weiterlesen

Johannes der Täufer, wie ihn sich der deutsche Maler Anton Raphael Mengs um 1775 vorstellte.

Wie Johannes der Täufer Mut macht

Deutliche Worte - sie sind manchmal notwendig, damit die Verhältnisse besser werden können. Das meint Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie Panzer in ihrer Andacht zum heutigen dritten Advent.

Weiterlesen

Adventsimpuls

Adventsimpulse online

Für alle, die sich abseits vom vorweihnachtlichen Trubel auf das Fest der Geburt Jesu Christi einstimmen möchten, bieten die evangelischen und katholische Kirche in Baden-Württemberg seit dem ersten Adventssonntag online täglich kurze Impulse.

Weiterlesen

Farbschwäche:

Benutzen Sie die Schieberegler oder die Checkboxen um Farbeinstellungen zu regulieren

Einstellungen für Farbschwäche

Schrift:

Hier können die Schriftgröße und der Zeilenabstand eingestellt werden

Einstellungen für Schrift

Schriftgröße
D
1
U

Zeilenabstand
Q
1
W

Tastenkombinationen:

Mit den aufgeführten Tastenkombinationen können Seitenbereiche direkt angesprungen werden. Verwenden Sie auch die Tabulator-Taste oder die Pfeiltasten um in der Seite zu navigieren.

Inhalt Tastenkombinationen

Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Barrierefreiheit: A
Hauptnavigation: M
Toolbar Menü: T
Inhalt: C
Footer: F
Schriftgröße +: U
Schriftgröße -: D
Zeilenabstand +: W
Zeilenabstand -: Q
Nachtmodus : Alt () + J
Ohne Bilder: Alt () + K
Fokus: Alt () + G
Tasten­kombinationen: Alt () + O
Tastensteuerung aktivieren: Alt () + V
Alles zurücksetzen: Alt () + Y