Deutliche Worte - sie sind manchmal notwendig, damit die Verhältnisse besser werden können. Das meint Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie Panzer in ihrer Andacht zum heutigen dritten Advent.
Es schadet anscheinend nicht, wenn man deutlich wird und die Leute fest anpackt. Jedenfalls mit Worten. Ich finde, das zeigt der Mann, der heute in den evangelischen Gottesdiensten im Mittelpunkt steht: Johannes der Täufer (Lk 3, 1-18).
Auf Gemälden wird er in einem rauen Kamelhaargewand dargestellt, als feuriger Prediger, umringt von einer großen Menschenmenge.
Die Bibel erzählt: Er stand am Fluss Jordan, in der Nähe von Jerusalem, und hat die Menschen derb beschimpft. „Schlangenbrut!“ hat er sie genannt und „Otterngezücht“.
Er hat ihnen vorgehalten, dass ihre Lebensweise in den Untergang führen wird. „Die Axt ist den Bäumen schon an die Wurzel gelegt“ hat er ihnen vorgehalten. „Wenn ihr euch nicht ändert, dauert es nicht mehr lange und die Bäume fallen.“
Heute reden so ähnlich die Warner vor dem Klimawandel und die Kritiker der Globalisierung, die viele nicht hören wollen. Wir leben auf Kosten der nächsten Generation, sagen sie und auf Kosten der Menschen in den armen Ländern. Wenn wir das nicht ändern, wird es ein schlimmes Ende nehmen.
Damals sind die Menschen in Scharen gekommen, um Johannes zu hören. Anscheinend haben sie gefühlt: Er hat ja recht. So kann es nicht weitergehen. So wie das heute auch viele fühlen und dann sagen: Aber man kann ja nichts machen. Die Welt ist eben so, das können wir nicht ändern.
Damals war das anders. Da haben die Menschen gefragt: „Was können wir tun?“ Und Johannes hat gezeigt: Jeder kann etwas tun. So schwer ist das gar nicht. „Wer mehr hat als andere, der kann teilen“, hat er gesagt.
Den Menschen im öffentlichen Dienst hat er geraten: „Tut gewissenhaft eure Pflicht und bereichert euch nicht selbst.“ Und sogar die Soldaten, vor deren Willkür damals alle Angst hatten, können etwas tun: „Macht euren Dienst und tut niemandem Gewalt oder Unrecht. Hört auf euer Gewissen!“
Eigentlich alles ganz einfach, finde ich und denke: Das kann man gut auch in unsere Zeit übertragen. Teilt, tut niemandem Unrecht, hört auf euer Gewissen! Es ist nicht wahr, dass ich als einzelne nichts tun kann.
Mit seinen deutlichen Worten hat Johannes den Menschen damals gezeigt: Gott wird kommen und die Welt neu machen. Und wir können das vorbereiten. Dann muss er nicht im Zorn kommen und sagen: Warum habt ihr meine gute Schöpfung so verkommen lassen?
Johannes hat deutliche Worte gewählt. Wenn ihr nicht bloß an euch selber denkt, sondern aufeinander Acht habt – dann wird Gottes gute Welt anfangen. Ich finde, das macht auch heute noch Mut.
Die Andacht war am Sonntag, 15. Dezember, in der Sendung „3vor8“ auf SWR1 zu hören.