Stuttgart/Karlsruhe/Freiburg/Rottenburg. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten haben die Bischöfe der vier Kirchen in Baden-Württemberg mehr Klimaschutz angemahnt. Die durchschnittliche Erderwärmung müsse „auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden“, fordern sie im Vorfeld des weltweiten Klima-Aktionstages am kommenden Freitag.
Jedes Zehntel Grad verhinderter Temperaturanstieg vermeide Leid und rette Leben, betonten die evangelischen Landesbischöfe Dr. h. c. Frank Otfried July (Württemberg) und Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (Baden) sowie die katholischen Bischöfe Stephan Burger (Freiburg) und Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) am Mittwoch.
Bereits im September hatten die Kirchen die „Fridays for future“-Aktionen unterstützt; im Bereich der württembergischen Landeskirche beteiligten sich zahlreiche Gemeinden mit Klima-Andachten und anderen eigenen Aktionen. Im Oberkirchenrat in Stuttgart fand eine 20-minütige Andacht unter freiem Himmel statt.
In ihrer aktuellen Erklärung erinnern die vier Bischöfe erneut an den biblischen Auftrag: „Wir sollen diese Erde bebauen und bewahren, so dass die ganze uns anvertraute Schöpfung eine Zukunft hat - alle, die heute auf dieser Erde leben, aber auch die kommenden Generationen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Zwar verpflichtet das Pariser Klimaabkommen die Staaten der Europäischen Union und damit auch Deutschland, die durchschnittliche Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Aus kirchlicher Sicht aber reicht das nicht.
So treten die Bischöfe dafür ein, die Erderwärmung „so nah wie möglich an 1,5 Grad Celsius“ zu halten. Denn es seien die Ärmsten und Schwächsten auf der Welt, die als erste und am stärksten vom Klimawandel betroffen seien. „Leid und Ungerechtigkeit auf Kosten der Ärmsten“ dürfe die Weltgemeinschaft nicht dulden, mahnen July, Cornelius-Bundschuh, Burger und Fürst. „Jetzt ist Zeit zum Handeln.“
Gleichzeitig rufen die Bischöfe die Politiker auf, sich bei der vom 2. bis 13. Dezember in Madrid statfindenden UN-Klimakonferenz verstärkt der gemeinsamen Verantwortung für den Klimaschutz zu widmen: „Hört auf die Jugend, die dafür in Madrid und weltweit auf die Straße geht.“ Und: „Klimaschutz, Gerechtigkeit und Frieden gehören in unserem gemeinsamen Haus unmittelbar zusammen.“
Notwendig sei ein „Neubeginn der Klimapolitik“. Deshalb lautet der Appell der baden-württembergischen bischöfe an die Staatsmänner und -frauen: „Seien Sie mutig und stärken Sie die Perspektiven der Hoffnung für die Menschen, die schon heute in den Ländern des Südens unter dem Klimawandel leiden, für die kommenden Generationen, für die ganze Schöpfung.“