25.07.2019

Ferienzeit als Krisenzeit

Chat- und E-Mail-Seelsorge für Kinder und Jugendliche

Stuttgart. Hurra, Sommerferien! Ein Grund zur Freude für viele Kinder und Jugendliche. Manche jedoch machen sich Sorgen wegen eines schlechten Zeugnisses oder fürchten sich vor der vielen freien Zeit. Bei der E-Mail-Beratungsstelle „nethelp4you“ der Evangelischen Jugend in Stuttgart gehen jedenfalls zu Ferienbeginn deutlich mehr Anfragen ein als sonst.

Ferienzeit ist für viele Kinder eher Krisenzeit als Erholung und Spaß.

Etwa 3.000 E-Mail-Anfragen landen jedes Jahr im Postfach der E-Mail-Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche „nethelp4u“ der Evangelischen Jugend in Stuttgart. Immer, wenn irgendwo in Deutschland die Sommerferien beginnen, steigt die Zahl der Anfragen.

Zeugnisangst? „Die jungen Leute erwarten nicht unbedingt Hilfestellung, wie sie ihren Eltern das schlechte Zeugnis beibringen sollen“, antwortet Diakon Christoph Werkmann, der die E-Mail-Beratung leitet. Vielmehr seien viele einfach erschöpft und ausgepowert nach dem Schuljahr, weil ihnen der Leistungsdruck zu schaffen macht.

Angst vor den Ferien

Für andere sei die Ferienzeit eine „Hochkrisenzeit“, so Werkmann weiter. Schule könne ablenken von Problemen in der Familie, gebe Struktur im Alltag, biete einen Grund aufzustehen. Schlechte Gefühle oder gar Suizidgedanken lassen sich da leichter in den Hintergrund drängen. „Sich mit Freunden zu treffen, ist in den Sommerferien oft nicht so einfach – gerade, wenn man auf dem flachen Land wohnt“, sagt Werkmann.

Für psychisch labile Menschen seien sechseinhalb Wochen Ferien ohne die Struktur der Schule und die Klassenkameraden dann sehr schwierig. „Vor allem, wenn es daheim Probleme gibt.“

Anonymität schafft Vertrauen

Auch Pfarrer Stefan Jooß von der Telefonseelsorge Stuttgart sieht Zeugnissorgen eher als Symptom dafür, dass in der Familie meist grundsätzlich etwas nicht stimmt. Sexueller Missbrauch, Gewalterfahrungen, Drogen, Trennungen in der Familie – die Liste der Probleme, mit denen sich Kinder und Jugendliche an die Telefonseelsorge wenden, ist lang und unerfreulich. Die Angst davor, schlechte Noten beichten zu müssen, ist dann oft nur ein Auslöser, das Gespräch zu suchen. „Mutattacke“, nennt Jooß das.

Meist greifen die jungen Leute dann nicht zum Telefonhörer, sondern lassen sich lieber im Chat der Telefonseelsorge oder per E-Mail beraten. Gerade das „Unpersönliche“ des Kontakts helfe ihnen, sich zu öffnen und auch schambesetzte Themen anzusprechen. Kommuniziert wird nämlich nur mit „Nicknames“, also Spitznamen. „Da schreibt man einen Halbsatz in den Chat und schaut erst mal, wie das Gegenüber reagiert“, beschreibt Jooß den Beginn einer Chat-Beratung. „Viele fassen dann von Satz zu Satz mehr Vertrauen.“ Vor allem bei Gewalterfahrungen verweisen die Seelsorgerinnen und Seelsorger die jungen Leute dann weiter an andere Beratungsstellen und Hilfsangebote.

Jugendliche beraten Jugendliche

Während bei der Telefonseelsorge viele ehrenamtliche Helfer verschiedener Altersstufen tätig sind, handelt es sich bei „nethelp4you“ um eine sogenannte „Peerberatung“ – also eine Beratung von jungen Leuten für junge Leute. Die Beraterinnen und Berater, die speziell für diese Aufgabe geschult werden, sind in der Regel zwischen 16 und 25 Jahren alt. Bei den Hilfesuchenden reicht die Altersspanne von etwa 10 bis 25 Jahren.

Gerade Kinder und Jugendliche schätzen die Anonymität einer Chat- oder E-Mail-Beratung. Denn vor allem, wenn sie Gewalterfahrungen gemacht haben oder über einen Suizid nachdenken, haben sie Angst, dass Behörden wie Polizei und Jugendamt auf sie und ihre Familien aufmerksam werden.

Vermittlung an weitergehende Hilfsangebote

„Für manche ist der E-Mail-Kontakt wie ein Tagebuch, nur dass man da eine Antwort bekommt“, erklärt Christoph Werkmann. Je nach Anliegen ist eine Beratung mit einer Mail erledigt oder nimmt sogar den Charakter einer Brieffreundschaft an, die sich auch über ein Jahr hinziehen könne. Immer aber mit dem Ziel, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Krise zu begleiten, sie zu ermuntern, sich im Umfeld eine Vertrauensperson zu suchen und sie an andere Hilfsangebote weiterzuvermitteln.

Ute Dilg

Du hast Probleme in der Schule oder zuhause und möchtest mit jemandem darüber reden? Die Beraterinnen und Berater der Evangelischen Jugend in Stuttgart und der Telefonseesorge sind für Dich da:

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