Esslingen. Die evangelische Kirchengemeinde St. Bernhardt zum Hohenkreuz in Esslingen sammelt wieder für ein Ausbildungszentrum in Kpalimé im Westen Togos. Gebrauchte Nähmaschinen sind ebenso willkommen wie Werkzeuge zur Holz-, Stoff- und Metallbearbeitung oder Geräte für den Informatikraum.
„Agerto“: Diese Bezeichnung kennen die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde St. Bernhardt zum Hohenkreuz seit gut zehn Jahren. So lange schon unterstützt die Gemeinde das Ausbildungszentrum der „Association Germano-Togolaise“ in Kpalimé.
Dabei handelt es sich um einen Verein, der jungen Menschen aus schwierigen persönlichen und sozialen Verhältnissen genauso wie auch alleinerziehenden Müttern eine Ausbildung ermöglicht; seit einigen Jahren unterhält Agerto auch Außenstellen in Akpakpapé und Kemini.
In den Werkstätten werden junge Menschen, die sonst keine Chance auf eine Lehrstelle hätten, in den Bereichen Textilien, Holz- und Metallverarbeitung, im Bauhandwerk und in der Informatik ausgebildet. Inzwischen sind unter den Azubis auch Menschen mit Behinderung.
Den Anstoß für das Engagement der Esslinger Kirchengemeinde hatte Mirjam Edel, die Tochter des früheren Wäldenbronner Pfarrers Romeo Edel. Sie initiierte die Gründung eines Freundeskreises von Unterstützern.
So unterstützen die Esslinger Agerto immer wieder auch finanziell. Sie spendeten beispielsweise für den Bau einer Wasserleitung und einer Solaranlage. Auch Ausrüstungen und Maschinen für die Werkstätten schickte die Gemeinde nach Kpalimé.
Vor allem aber übernimmt sie seit Jahren die Gehälter der rund 25 Lehrerinnen und Lehrer – insgesamt 9.000 Euro im Jahr, die stets aus Spenden zusammenkommen. „Die Menschen in unserer Kirchengemeinde geben gerne für Agerto, denn es ist ein Projekt zum Anfassen“, sagt Kirchengemeinderätin Claudia Kaiser.
Nun sollen die Werkstätten erneut ganz praktische Hilfe bekommen: Ein Container, vollgepackt mit Nähmaschinen, Werkzeug und anderen Materialien zur Holz-, Stoff- und Metallbearbeitung sowie Utensilien für die Krankenstation und den Informatikraum, wird auf die lange Reise nach Togo gehen. Dafür sammelt die Gemeinde nun Spenden, mit denen die Werkstätten bestückt und eventuell weitere Ausbildungsplätze ermöglicht werden..
Kirchengemeinderäti Kaiser, die im Vorjahr mit einer Gruppe aus der Gemeinde Agerto besucht hat, war beeindruckt, was dort innerhalb von zehn Jahren entstanden ist. Aber sie hat auch festgestellt: „Man sieht, dass es an vielen Dingen fehlt, die bei uns auf dem Müll landen.“ Deshalb hat sie die Sammelaktion mit organisiert.
Es sei wichtig, dass die gespendeten Dinge voll funktionsfähig und kein Elektroschrott seien. Gerne nehmen die Organisatoren auch Werkzeuge an, die ohne Strom funktionieren, denn in Togo gibt es nicht überall Elektrizität.
Sehr begehrt sind Nähmaschinen – mechanische und elektrische. Eine Gruppe von Berufsschülern aus Köln hat von der Aktion erfahren, rund 35 mechanische Nähmaschinen gesammelt, repariert und nach Esslingen geschickt.
Auch Claudia Kaiser hat mit ihrem Mann die Werkstatt ihres verstorbenen Vaters ausgeräumt. Und so stapeln sich im Gemeindezentrum Hainbachtal bereits jede Menge Kartons mit Werkzeugen, Stoffen und anderem Nähzubehör. „Selbst Kleinigkeiten sind wertvoll“, betont Kaiser. Auch Fahrräder oder Gartengeräte werden gerne angenommen.
Um den Frachtcontainer zu füllen, werden jedoch noch viele Spenden gebraucht. Und so hoffen die Initiatoren, dass zahlreiche Bürger ihre Dachböden, Keller und Garagen nach Dingen durchforsten, die sie nicht mehr benötigen, die aber Agerto noch gute Dienste leisten können. Die Spenden werden bei Bedarf abgeholt.
Der Container steht ab dem 9. September für drei Wochen auf dem Parkplatz beim Gemeindezentrum Hainbachtal, Alte Talstraße 52, 73732 Esslingen.
Eine Liste, welche Spenden gebraucht werden, findet sich hier: www.ev-kirche-es-nord.de/aktuell/agerto. Anfragen beantwortet auch Jasmin Edel unter Telefon 0157/82290167.
Kpalimé ist mit knapp 80.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Togos und gleichzeitig Hauptstadt der Präfektur Kloto in der Provinz Plateaux. Mit knapp 57.000 Quadratkilometern Fläche - etwa so viel wie Hessen und Nordrhein-Westfalen zusammen - und etwa acht Millionen Einwohnern gehört das westafrikanische Togo zu den kleinsten Staaten des Kontinents.