Schon seit 1995 ist der Buß- und Bettag nur noch in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag. Entbehrlich ist der Buß- und Bettag aber auch in den anderen Regionen Deutschlands nicht, meint Pfarrer Thorsten Eißler. Eine Andacht.
Blaues Schild, weißer Strich, roter Balken. Ein harmloses T auf einem Schild – dieses Verkehrsschild kennt, glaube ich, jeder. Sackgasse. Hier geht es am Ende, zumindest mit dem Auto, nicht mehr weiter. Man muss umdrehen – oder Lkws gleich rückwärts reinfahren, damit man dann wieder vorwärts rausfahren kann. Um Sackgassen geht es für evangelische Christen auch heute am Buß- und Bettag.
Buße: Seit es für alles einen Bußgeldkatalog gibt, klingt das immer nach Strafe. Ich fahre zu schnell, parke falsch oder vergesse, die Parkscheibe ins Auto zu legen. Dann gibt es ein Knöllchen. Bußgeld ist Strafe.
Aber so ist der Buß- und Bettag gar nicht gemeint. Es geht nicht um Strafe. Sondern darum, sich mal umzuschauen im eigenen Leben. Bin ich irgendwo vielleicht auch in eine Sackgasse geraten und habe es noch gar nicht gemerkt? Und wenn ich es vielleicht gemerkt habe: Wie komme ich da wieder raus? Allein ist das ja oft gar nicht zu schaffen.
In der Bibel - Lukas 19,1-10 - steht die Geschichte, wie das bei einem Menschen namens Zachäus war. Der war reich geworden, weil er andere über den Tisch gezogen hatte. Er hatte ein großes Haus und alles, was man sich wünschen konnte.
Aber ich glaube, dass er auch irgendwie gemerkt hat, dass sein Leben in der Sackgasse steckt. Er war einsam. Freunde hatte er mit seinen Betrügereien natürlich nicht gewonnen. Aber dann ist er Jesus begegnet. Und Jesus hat sich kurzerhand bei ihm zum Abendessen eingeladen. Der Clou an der Sache war, dass allein dadurch bei Zachäus der Knoten geplatzt ist.
Er hat gemerkt, dass er in einer Sackgasse ist, und er wollte das ändern. Deshalb hat er alle entschädigt, von denen er zu viel verlangt hatte, und er hat auch die Hälfte von seinem Besitz verschenkt.
Für Zachäus war das kein Bußgeld. Auch keine Strafe. Für ihn war das ein Neuanfang.
So, meine ich, ist der Buß- und Bettag gemeint: Ich meine nicht, dass ich heute mein Leben ganz und gar umkrempeln müsste. Aber ich nehme mir die Zeit zu überlegen: wo stecke ich vielleicht in einer Sackgasse? Wo muss ich vielleicht auch wenden? Ein Stück zurückgehen. Dafür ist der Buß- und Bettag gedacht. Heute ist Zeit genau dafür. Oder morgen… Und vielleicht hilft ein Gebet: Guter Gott, bitte hilf mir heraus aus meiner Sackgasse.
Thorsten Eißler ist Pfarrer in der Pressestelle der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf SWR4 ausgestrahlt.