Chef der „Erlacher Höhe“ berichtet von 3.300 Betroffenen
Backnang. Die Diakonie fordert von der Politik größere Anstrengungen im Kampf gegen Wohnungslosigkeit von Frauen. Landesweit suchten derzeit mehr als 3.300 Frauen Unterstützung bei den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Für Frauen sei der Verlust einer festen Wohnung auch deshalb so dramatisch, weil sie dann noch häufiger als Männer Gewalt und Demütigung ausgesetzt seien.
Das Hilfesystem für von Wohnungslosigkeit bedrohte oder bereits betroffene Frauen ist nach Einschätzung von Wolfgang Sartorius, Geschäftsführender Vorstand der diakonischen Wohnungs- und Arbeitslosenhilfe-Einrichtung Erlacher Höhe „deutlich entwicklungsbedürftig“.
Allein in Baden-Württemberg habe sich die Zahl der bei Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gemeldeten Frauen mit mehr als 3.300 innerhalb der vergangenen zehn Jahre mehr als verdoppelt und einen „nie dagewesenen Höchststand“ erreicht.
Mehr sozialer Wohnungsbau
Sartorius forderte Bundes- und Landespolitik auf, umgehend Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit von Frauen zu ergreifen. Neben mehr Prävention, beispielsweise Beratungs- und Hilfeangeboten im Vorfeld einer Wohnungslosigkeit, fordert er vor allem, den Sozialen Wohnungsbau stärker anzukurbeln.
„Die sträfliche Vernachlässigung des Themas Sozialer Wohnungsbau in den letzten 20 Jahren ist mitursächlich für die Wohnungsnot vieler Menschen“, kritisierte der Vorstand der Erlacher Höhe.
Warnung vor Obdachlosenheimen
Und: Vor allem die gängige Praxis, dass wohnungslose Frauen und besonders Schwangere und Frauen mit Kindern in übliche Obdachlosenunterkünfte eingewiesen würden, müsse „schnellstens abgeschafft“ werden. Diese Einweisungen seien mit ein Grund dafür, dass obdachlose Frauen noch mehr als Männer Opfer von Gewalt und Demütigungen werden.
„Auswege“ bis hin zur Prostitution
Eine weitere Schwierigkeit: Frauen versuchten oft lange, ihren Wohnungs-Notfall zu vertuschen: „Verdeckte Wohnungslosigkeit findet sich sehr häufig bei Frauen und erschwert den Zugang zu Hilfen", sagte Sartorius. Bei wohnungslosen alleinerziehenden Frauen komme oft noch die Angst vor dem Jugendamt dazu, die sie daran hindere, ihre prekäre Situation mit professionellen Helfern zu besprechen.
Frauen suchten lange andere Lösungen als die völlige Obdachlosigkeit, aber sie begäben sich dafür zu oft in neue Abhängigkeiten, bis hin zur Prostitution. Anton Heiser, Abteilungsleiter der Ambulanten Hilfen der Erlacher Höhe, fordert daher, rechtzeitig Plätze anzubieten, aufsuchende Hilfen schon bei drohender Wohnungslosigkeit in Gang zu setzen und die zuständigen Sozialpartner gut zu vernetzen.
„Verdeckte Wohnungslosigkeit findet sich sehr häufig bei Frauen.“
Rechtzeitig Hilfe gefunden
Dass bei rechtzeitiger Hilfe Obdachlosigkeit in vielen Fällen abgewendet werden kan, belegen Maria Weiß und Anna Schwarz Schwarz (Namen geändert). Die 55-jährige Maria Weiß wurde nach langer Pflegezeit und dem Tod ihrer Mutter und ihres Lebensgefährten wohnungslos, als sie den Kredit für ihr Haus nicht mehr bedienen konnte. Das sei alltäglich, sagte ihr der Gerichtsvollzieher.
Zuerst versuchte auch sie, sich „unsichtbar“ zu machen, bei Freunden unterzuschlüpfen. Bis sie am „Erlacher Höhe Mobil“, einer seit 20 Jahren bestehenden ambulanten Suppenküche, eine Sozialarbeiterin kennenlernte, die sie innerhalb von 48 Stunden in das Wohnprojekt „Karla“ der Erlacher Höhe vermittelte. Von dort aus will sie nun neu durchstarten, in einen festen Job und eine eigene Wohnung - wenn der Wohnungsmarkt das hergibt.
Vermieter kündigt - und hilft
Ähnlich die 31-jährige Anna Schwarz. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter hatte sie neben ihrem Vollzeitjob ihren Vater gepflegt, der Dialysepatient und nach mehreren Herzinfarkten und einem Schlaganfall sehr gebrechlich war. Weil er aber noch immer recht mobil war, bekam er kein Pflegegeld.
Als er starb, brach Anna Schwarz mental zusammen. Sie habe sich gerade noch täglich in den Job geschleppt, schildert sie.. Aber sie habe die ehemals gemeinsame Wohnung weder finanzieren noch in Ordnung halten können. Hier war es der Vermieter, der ihr nicht nur die Räumungsklage, sondern auch Helfer der Erlacher Höhe schickte.
„Ich betreue es keinen Tag“, sagt die junge Frau darüber, dass sie den Mut gefasst hat, die angebotene Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch sie ist jetzt auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Ihren Job konnte sie halten.
Einrichtung baut teilweise selbst
Unterdesen berichtet Vorstand Wolfgang Sartorius, dass seine Einrichtung, die in sechs baden-württembergischen Landkreisen Hilfe leistet, mittlerweile dazu übergeht, kleine Wohnungen anzukaufen oder gar selbst zu bauen. „Mit unseren Mitteln ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, räumt er ein.
Zudem würden die Projekte, so klein sie auch sind, immer wieder von Nachbarschaften ausgebremst, die keine Sozialwohnungen in ihrem Umfeld haben wollten.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)
Die diakonische Einrichtung „Erlacher Höhe“ bietet für Menschen in sozialen Notlagen ein breites Angebot an Hilfe, Rat und Unterstützung. Sie hilft bei Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, bei Suchtproblemen, bei Pflegebedarf oder Armut. In Baden-Württemberg ist die Einrichtung insbesondere in ländlichen Gegenden aktiv, derzeit mit 16 Standorten in sieben Landkreisen.
Der Name leitet sich von dem Ortsnamen Erlach ab. Im Örtchen Erlach - einem Teilort der Gemeinde Großerlach auf einem Höhenzug im Schwäbischen Wald - wurde die Erlacher Höhe 1891 als Arbeiterkolonie gegründet. Hier ist auch der Sitz der Zentralen Verwaltung und der Geschäftsführung.
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