Reichenbach. Am 20. August 1969 - also vor genau 50 Jahren - ist der württembergische Pfarrer Theodor Dipper gestorben. Er gehörte in der NS-Zeit zu den prägenden Theologen der Bekennenden Kirche und gewährte verfolgten Juden in seinem Pfarrhaus in Reichenbach an der Fils Zuflucht.
Seit elf Jahren gelten er und seine Frau Hildegard als „Gerechte unter den Völkern“: Der Titel ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel für die Rettung von Juden in der Zeit des Nationalsozialismus an Nichtjuden vergeben kann. Für Theodor Dipper, den genauso aufrechten wie streitbaren württembergischen Pfarrer, war es eine posthume Ehrung: Er war 39 Jahre zuvor, am 20. August 1969 im Alter von 66 Jahren während eines Italien-Urlaubs einem Herzinfarkt erlegen. Also genau heute vor 50 Jahren.
Dabei schien der 1903 als Pfarrerssohn in Unterheinriet (Landkreis Heilbronn) geborene Theodor zunächst eine ganz unauffällige Theologen-Laufbahn zu nehmen: Studium in Tübingen, Vikariat in Ebingen, Heilbronn und Stuttgart, erste Pfarrstelle in Würtingen auf der Schwäbischen Alb.
Obwohl schon zuvor im Fokus der Gestapo, mehrfach inhaftiert und seit 1937 mit einem Redeverbot belegt, gehörte Dipper später zu den zentralen Figuren der „Württembergischen Pfarrhauskette“: Gemeinsam mit beinahe 40 weiteren Pfarrern - und deren Frauen - in Württemberg bot er von Deportation bedrohten Juden eine Zuflucht, bevor jene nach einigen Wochen an andere Pfarrersfamilien weitergeschleust wurden. Das Asyl im Pfarrhaus von Reichenbach an der Fils, wo der Theologe ab 1938 amtierte, rettete etlichen Verfolgten das Leben.
Doch als 1933 mit Hitler die Nationalsozialisten an die Macht kamen und ihren Einfluss über die „Reichskirche“ auch in den Protestantismus auszuweiten versuchten, gehörte Theodor Dipper zu den Mitbegründern der Bekennenden Kirche. In dieser Haltung zunächst ein Weggefährte des damaligen Landesbischofs Theophil Wurm, überwarf sich Dipper später mit ihm: Aus seiner Sicht lavierte Wurm zu sehr.
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Obwohl schon zuvor im Fokus der Gestapo, mehrfach inhaftiert und seit 1937 mit einem Redeverbot belegt, gehörte Dipper später zu den zentralen Figuren der „Württembergischen Pfarrhauskette“: Gemeinsam mit beinahe 40 weiteren Pfarrern - und deren Frauen - in Württemberg bot er von Deportation bedrohten Juden eine Zuflucht, bevor jene nach einigen Wochen an andere Pfarrersfamilien weitergeschleust wurden. Das Asyl im Pfarrhaus von Reichenbach an der Fils, wo der Theologe ab 1938 amtierte, rettete etlichen Verfolgten das Leben.
In dieser Zeit erwarb sich Dipper in seiner Gemeinde einen zweifelhaften Ruf als der „verfressenste Pfarrer, den Reichenbach je hatte“. Denn bei Hausbesuchen lehnte der Pfarrer ihm angebotene Speisen zwar stets ab - „aber ich nehm' gern was mit“, entgegnete er seinen Gastgebern, die ihm daraufhin Brote, Eier oder Wurst einpackten. Die dachten sich zwar ihren Teil - ahnten aber nicht, dass Dipper die Nahrungsmittel für die im Pfarrhaus versteckten Juden brauchte...
An Dipper und seine Ehefrau erinnert heute nicht nur ein Namensschild an der Ehrenmauer der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: Der Platz vor der Mauritiuskirche an Dippers alter Wirkungsstätte Reichenbach heißt seit 2003 „Theodor-Dipper-Platz“.