Stuttgart. Weihnachten ist Bibelzeit. Doch wer eine Bibel kaufen will - vielleicht sogar als Geschenk zu Weihnachten - sieht sich einem großen Angebot an Übersetzungen gegenüber. Denn Bibel ist nicht gleich Bibel.
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte. Aufgeschrieben ist sie im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums. An Heiligabend wird sie in den allermeisten Kirchen verlesen.
Die Bibel ist Grundlage für das Weihnachtsfest - doch bekommen viele Menschen Schwierigkeiten, für sich selbst oder einen anderen Menschen eine Bibel auszuwählen. Zu vielfältig und unübersichtlich ist das Angebot.
Die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart schlägt deshalb auf ihrer Internetseite eine Schneise durch den Dschungel der vielen Übersetzungen. Dort stellt sie 35 deutschsprachige Bibeln vor und charakterisiert ihren Text.
Übersetzer stehen immer vor dem Problem, ob sie stärker nach dem Wortlaut oder nach dem Sinn übersetzen. Je enger sie sich am alttestamentlichen Hebräisch und am neutestamentlichen Griechisch orientieren, desto schwerer ist der deutsche Text zu verstehen.
Je freier und moderner sie aber übersetzen, desto größer ist die Gefahr, dass sie Dinge in die ursprünglichen Sätze hineininterpretieren, die möglicherweise gar nicht gemeint waren. Aus dem breiten Angebot an Bibeln, hier sieben Versionen samt der Übersetzung desselben Verses.
Das ist der Klassiker. Niemand hat die deutsche Sprache so stark geprägt wie Martin Luther durch seine Bibelübersetzung. Sie ist über die Jahrhunderte mehrfach überarbeitet worden, zuletzt zum Reformationsjubiläum 2017. Sie orientiert sich nah am Grundtext und konzentriert sich dabei erkennbar auf ein evangelisches Glaubensverständnis.
Der Text ist nicht immer leicht zu verstehen, bietet gleichzeitig aber viele Wiederentdeckungen von Bibelworten, die in Sprichwörter oder Literatur eingegangen sind. (Textbeispiel Röm 3, 28: So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.)
Die Einheitsübersetzung ist die offizielle Bibel der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum. Ihre Sprache ist gehoben, gleichzeitig vermeidet sie allzu altertümliche Formulierungen.
Die Übersetzer gehen einen Mittelweg zwischen der Nähe zum Urtext und modernem Sprachverständnis. (Röm 3,28: Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.).
Die jüngste Überarbeitung stammt aus dem Jahr 2016, als die katholische Deutsche Bischofskonferenz nach zehnjähriger Arbeit die aktuelle Fassung vorstellte. Die erste Textfassung der Einheitsübersetzung erschien 1980. Den Anfangsimpuls hatte das katholische Bibelwerk den Anfangsimpuls 1960 gegeben.
Die Gute-Nachricht-Bibel ist eine Bibelübersetzung unter Beteiligung evangelischer und katholischer Theologen, verfasst in einfachem, modernen Deutsch. Sie eignet sich aufgrund ihrer unkomplizierten Sprache besonders für Leser, die längere Abschnitte oder ganze Bibelteile erfassen wollen. (Röm 3,28: Denn für mich steht fest: Allein aufgrund des Glaubens nimmt Gott Menschen an und lässt sie vor seinem Urteil als gerecht bestehen. Er fragt dabei nicht nach Leistungen, wie das Gesetz sie fordert.) Zuletzt wurde sie 1997 überarbeitet.
Dies Basis-Bibel pflegt eine moderne, einfache Sprache. Diese Version wendet sich vor allem an junge Menschen und Einsteiger ins Bibellesen.
Die Besonderheit: Sie wurde in erster Linie für das Lesen am Bildschirm konzipiert, um dort gleich Zusatzinformationen zum Text anzubieten. Sie sei „die weltweit erste Bibel, die schon bei der Übersetzung die Anforderungen des digitalen Lesens berücksichtigt“, betont die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart.
Es gibt das Neue Testament und die Psalmen aber auch in Buchform. (Röm 3,28: Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch allein aufgrund des Glaubens als gerecht gilt - unabhängig davon, ob er das Gesetz befolgt.)
Die Züricher Bibel ist die Standardbibel für reformierte Christen in der Schweiz und darüber hinaus. Sie geht auf eine frühe Übersetzung zurück, an der der Reformator Ulrich Zwingli beteiligt war.
Die neu überarbeitete Fassung ist nahe am Urtext und verwendet eine anspruchsvollere moderne Sprache auf literarischem Niveau. Sie setzt auf Verständlichkeit, ohne die Fremdheit mancher Textpassagen glattzubügeln. (Röm 3,28: Denn wir halten fest: Gerecht wird ein Mensch durch den Glauben, unabhängig von den Taten, die das Gesetz fordert.)
Bei dem Projekt Bibel in gerechter Sprache steht das Bemühen im Mittelpunkt, inklusive Formulierungen zu verwenden und insbesondere Frauen sichtbar zu machen. So wird Gott nicht mehr als „Herr“ bezeichnet, sondern durch Begriffe wie „die Ewige“ oder „Ich-bin-da“ genannt.
Sensibel ist die Übersetzung auch beim Verhältnis zwischen jüdischer und christlicher Religion sowie zwischen sozial schwachen und privilegierten Menschen. Das Sprachniveau ist hoch.
Zielgruppe seien „engagierte Menschen, die traditionellen Sprach- und Denkmustern kritisch gegenüberstehen“, schreibt die Bibelgesellschaft. (Röm 3,28: Wir kommen zu dem Schluss, dass Menschen auf Grund von Vertrauen gerecht gesprochen werden - ohne dass die ganze Tora getan wurde.)
Die Volxbibel ist im Internet unter Beteiligung vieler Nutzerinnen und Nutzer entstanden. Sie ist keine Übersetzung, sondern eine Übertragung biblischer Inhalte in die moderne Welt. Dabei wird auch Gassenjargon verwendet, die Psalmen sind teilweise als Rap nachgedichtet.
Das durchaus umstrittene Volxbibel-Projekt wendet sich an junge Leute, denen die Welt der Bibel völlig fremd ist. Auch erfahrene Bibelleser machen durch die Verfremdung neue Entdeckungen, wenn etwa Jesus statt auf einem Esel auf einem Moped in Jerusalem einzieht. (Röm 3,28: Ich fasse noch einmal zusammen, was jetzt für jeden Menschen gilt: Meine Schulden bei Gott sind bezahlt, weil ich auf Jesus vertraue, und nicht, weil ich so toll lebe und mich genau an die Gesetze halte, die Mose früher einmal aufgeschrieben hat.)
Eine einfache Möglichkeit, Übersetzungen vor dem Kauf zu prüfen, bietet das Internet. Dort stehen die wichtigsten Bibelversionen vollständig online, beispielsweise unter bibleserver.com.
Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)