| Kirchenjahr

Das erste Abendmahl

Eine Andacht zu Gründonnerstag

Am Gründonnerstag soll man was Grünes essen. Das hat Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer schon als Kind gelernt. Was hinter dieser Tradition steckt, erklärt sie in ihrer Andacht zu Gründonnerstag.

Das letzte Abendmahlcastrovilli - Fotolia.com

Am Gründonnerstag soll man was Grünes essen, hat meine Mutter jedes Jahr gesagt und nicht lange gefackelt: Es gab Spinat mit Spiegelei, manchmal auch Kartoffeln mit grüner Soße. Widerrede war da zwecklos. „Das ist Tradition!“, hat sie gesagt. „Heute ist Gründonnerstag.“ Damit war für sie alles geklärt. Genau wie an Rosenmontag, wenn es Fasnetsküchle gab. Zum Glück mochte ich Spinat gern.

Feiern statt „greinen“

Mit den Traditionen ist das so eine Sache. Gründonnerstag kommt gar nicht von grün. Eigentlich kommt das Wort von „greinen“, also klagen oder weinen. Das erinnert an Jesus, der am Tag vor seiner Hinrichtung mit seinen Jüngern ein letztes Fest gefeiert hat. Sie haben wahrscheinlich schon geahnt, was kommen würde. Wahrscheinlich war ihnen nach Greinen zu Mute. Und trotzdem haben sie ein Fest gefeiert. Denn das war Tradition. Sie feierten das wichtigste Fest der Juden, das Passahfest. Dabei haben sie traditionell Lamm gegessen, Lamm mit einer Art grüner Soße aus Kräutern.

Mit diesem Festessen erinnern die Juden sich bis heute an ihre Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten. „Gott wird Euch herausführen“, hatte Mose ihnen versprochen. „Er wird Euch in eine gute Zukunft führen. Er wird Euch den Weg zeigen und neues Leben eröffnen. Und bevor es losgeht, sollt Ihr noch einmal gut essen und trinken. Schlachtet ein Lamm. Das sollt Ihr essen und sein Blut an Eure Türpfosten streichen. Dann wird Euch nichts passieren, wenn es heute Nacht schlimm zugeht. Keine Angst: Ihr werdet leben. Das Blut an den Pfosten wird Euch schützen.“

Rundfunkpfarrerin Dr. Lucie PanzerEMH

Ursprung des Abendmahls

Es ist eine uralte, archaische Geschichte, an die man sich am Passahfest erinnert. Auch Jesus feierte am Gründonnerstag ein Festmahl – in Todesgefahr, einen Tag vor seiner Hinrichtung. Seinen Jüngern hat er gesagt: „Macht das auch weiterhin und erinnert Euch dabei an mich.“ So ist eine neue Tradition entstanden: das Abendmahl.

Schon bald haben die ersten Christen dann gesagt: „Er ist für uns gestorben, damit wir befreit und ohne Angst vor dem Tod leben können. Er ist sozusagen unser Lamm. Auch wenn wir irgendwann alle sterben müssen: Er schützt uns vor der Todesangst. Er hilft uns, angstfrei zu leben.“ Daran erinnern wir Christen uns bis heute Jahr für Jahr am Gründonnerstag. Ohne Lamm, aber mit Brot und Wein beim Abendmahl.

Und der Spinat? Auch nicht schlecht. Wenn man‘s mag. Spinat ist gesund. Und es ist Frühling.

Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der Reihe Anstöße in SWR1/SWR4 erschienen.


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