16.08.2019

Große Kunst in kleiner Schwarzwaldkirche

Monakam: Neue Kirchenfenster fördern sogar den Tourismus im Dorf

Bad Liebenzell/Monakam. Was haben die Stiftskirche in Stuttgart, das Ulmer Münster und die Dorfkirche im Bad Liebenzeller Teilort Monakam gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel - doch in allen drei Gotteshäusern befinden sich Fenster des international bedeutenden Glaskünstlers Johannes Schreiter. In Monakam kurbeln die neuen Fenster sogar den Tourismus an.

Der frühere Monakamer Pfarrer Karl Sutor erklärt die Bedeutung der Fenster für die Kirche in dem Bad Liebenzeller Teilort.

Seine Glaskunst schmückt das Ulmer Münster, die Stuttgarter Stiftskirche, den Mainzer Dom und viele Stadtkirchen in Deutschland: Der inzwischen 89-jährige Johannes Schreiter hat sich mit seinem kreativen Schaffen nicht nur deutschlandweit, sondern auch international einen Namen gemacht.

Davon profitiert nun das 1.600-Seelen-Dorf Bad Liebenzell-Monakam unweit von Calw. Zwei neue Fenster zeigen in der evangelischen Kirche Schreiters Interpretation zu Ostern und Pfingsten - und machen damit den Schwarzwaldflecken zu einer Touristenattraktion.

Reformationsjubiläum als Anlass

Entstanden ist die Idee vor dem Jubiläum zum 500. Jahrestag der Reformation, erinnert sich Karl Sutor. Der 78-Jährige war von 1977 bis 1995 Gemeindepfarrer in Monakam, leistete seine letzten Dienstjahre dann im 25 Kilometer entfernten Deckenpfronn ab und kehrte zum Eintritt in den Ruhestand nach Monakam zurück. Dort bat die Gemeinde den Pensionär, die Reformationsfeiern 2017 mit einer Arbeitsgruppe zum Thema Kunst und Kirche vorzubereiten.

Die evangelische Kirche von Monakam.

Diese Gruppe spiegelte die Breite der Gemeinde, „von Altpietisten bis zu Kirchentagsbewegten“, sagt Sutor. Zunächst gab's die Idee, eine Skulptur vor dem Kirchenportal zu installieren, doch das scheiterte am begrenzten Platz. Dann überlegten die Mitglieder, der mehr als 200 Jahre alten Kirche zwei attraktive Fenster zu verpassen - und bei der Prüfung möglicher Künstler kamen sie irgendwann auf Johannes Schreiter...

„Sehr frommer Mann“

Schreiter sei ein „sehr frommer Mann“, findet Sutor. Der im hessischen Langen lebende Gestalter von Kirchenfenstern habe sich auf die zwei Bedingungen der Gemeinde sofort eingelassen.

Erstens sollte er biblische Motive interpretieren. Und zweitens dürften die Fenster dem künstlerisch wertvollen Flügelaltar aus dem Jahr 1497, der Motive des Todes Jesu zeigt, nicht die Show stehlen.

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Der 1497 geschaffene Monakamer Altar fällt beim Betreten der Kirche als erstes auf.

„Auch in zehn Jahren noch Neues entdecken“

Tatsächlich fällt beim Betreten der Kirche der Blick zuerst auf das Altar-Triptychon. Erst dann nimmt der Betrachter das intensive Licht wahr, das durch die beiden neuen Fenster golden hereinscheint.

Die Motive im Glas schreiben die auf dem Altar dargestellte Geschichte fort: Das erste Fenster illustriert die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, das zweite das Pfingstfest mit der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Darstellung verbindet in der Heiligen Schrift erwähnte Symbole mit abstrakten Elementen. „Der Künstler will, dass man auch in zehn Jahren noch Neues in seinem Werk entdeckt“, sagt Pfarrer Sutor.

Die Auferstehung Jesu zu Ostern und die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten sind die Motive der beiden neuen Kirchenfenster in Monakam.

Um den schmucken Fenstern auch bei Abendveranstaltungen in der Kirche die richtige Geltung zu verschaffen, ist nun noch die Installation von Außenlichtern geplant. Sie sollen in der Dunkelheit das Sonnenlicht ersetzen und Ostern und Pfingsten des Künstlers Johannes Schreiter in der Dämmerung zum Strahlen bringen.

Impuls für den Tourismus

Für den Tourismus in Monakam bedeuten die Kunstfenster einen Aufschwung. Schwarzwaldwanderer, die das urige Monbachtal hinaufsteigen, sowie Bad Liebenzeller Kurgäste machen nun gerne Station in der Dorfkirche von Monakam, die in den Sommermonaten täglich geöffnet ist. Viele verbinden den Kulturgenuss mit Besuchen im örtlichen Gourmetrestaurant oder einer außergewöhnlichen Konditorei im Dorf.

Sutors Frau Barbara führt Gäste durch die Kirche. Hatte sie früher im Sommerhalbjahr eine Gruppe pro Monat zu Gast, so sind es inzwischen drei bis fünf.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd)

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