Einst eine Stätte geistlicher Abgeschiedenheit, ist das Kloster Maulbronn seit 25 Jahren ein von Touristen vielbesuchtes UNESCO-Weltkulturerbe. Das Land Baden-Württemberg hat die besterhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen nun zum „Kloster des Jahres 2019" erklärt.
Bei einem Jubiläumsfest aus Anlass des 25. Jahrestages der UNESCO-Anerkennung Maulbronns bezeichnete Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) die aus dem zwölften Jahrhundert stammende Klosteranlage als „ein Juwel unseres Landes"; kein anderes mittelalterliche Kloster nördlich der Alpen ist besser erhalten. Und Finanzministerin Edith Sitzmann (Die Grünen) würdigte das Weltkulturerbe als „lebendiges Denkmal".
Kein Wunder angesichts von mehr als 260.000 Besuchern, die allein im vergangenen Jahr das Kloster besucht haben. Zum Vergleich: Als Maulbronn 1993 Weltkulturerbe wurde, kamen „nur" 90.000 Gäste. Seitdem hat das Land nach eigenen Angaben rund 57 Millionen Euro investiert, um die Bauwerke zu erhalten; aktuell lässt der Landesbetrieb Vermögen und Bau unter anderem den aus dem 13. Jahrhundert stammenden Refektoriums-Bau sanieren, in dem die Zisterzienser-Mönche einst ihre Mahlzeiten einnahmen.
Der Reutlinger Prälat Dr. Christian Rose von der Arbeitsgruppe Klöster innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg spricht denn auch von einem „Zielkonflikt" zwischen dem historischen Charakter des Klosters als Ort der Ruhe und Einkehr einerseits und dem Status als Touristenmagnet andererseits. Gewissermaßen als Bindeglied zwischen beiden Polen bewahre die Landeskirche mit ihrem Seminar für Gymnasiasten der neunten bis zwölften Klasse die „Rolle des Klosters als Lernort", betonte Rose.
Ihm und der von ihm ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe Klöster kommt es zudem darauf an, die Klöster als „Kraftorte" verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und „die geistliche wie kulturelle Bedeutung neu zu entdecken". Diesem Ziel dient auch der Klostertag am Samstag, 25. Mai 2019, im Stift Urach. Rund 30 Teilnehmer erwartet die Arbeitsgruppe. Das Programm besteht aus Andachten und Gebetszeiten, gemeinsamem Essen und Gesprächen, Musik und einem Spaziergang.
„Die Seele und der Geist brauchen Orte, wo sie auftanken können“, ist sich der Prälat sicher. Dazu bieten sich Klöster nach seiner Überzeugung geradezu an - und Maulbronn habe eine geradezu „überragende Bedeutung", benennt er den Stellenwert der Zisterzienser-Gründung im Kraichgau.
Im Gebiet der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gibt es 22 Klosterorte. Und egal, ob Maulbronn oder Stift Urach: Klöster seien „Orte der Unterbrechung“ in einer globalisierten und individualisierten Welt, in der „mörderische Mechanismen dazu führen, dass die Menschen reihenweise kollabieren, ausbrennen, erschöpft und müde sind“, betont Rose.