12.07.2019

Unterschriften gegen Gewalt

Ein Bündnis um die Basler Mission macht auf die Lage in Kamerun aufmerksam

Es ist eine humanitäre Katastrophe abseits der großen Schlagzeilen: Kamerun droht in einem Bürgerkriegzu versinken. Mit einer Unterschriftenaktion will ein Bündnis um die evangelische Basler Mission die Öffentlichkeit in Deutschland für die Situation in dem afrikanischen Land sensibilisieren.

Die humanitäre Lage in den Regionen Südwest und Nordwest spitzt sich zu (Symbolbild)

Während der Sommersynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg vom 4. bis zum 6. Juli in Stuttgart kam die Gewalt in Kamerun kurz zur Sprache. Dennoch gehört der Bürgerkrieg noch immer zu den weitgehend „vergessenen Konflikten" auf der Welt.

Dabei häufen sich bereits seit 2017 Berichte von Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International über Gewalt und Terror vorwiegend an Angehörigen der englischsprachigen Minderheit.

Auswärtiges Amt warnt

Ein Investigativteam der BBC will herausgefunden haben, dass reguläre Streitkräfte des mehrheitlich französischsprachigen Kamerun im britisch geprägten Süd- und Nordwesten offenbar gezielt Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen - unter dem Vorwand der „Separatisten-Bekämpfung". Nach UN-Schätzungen befinden sich inzwischen rund eine halbe Million Kameruner auf der Flucht im eigenen Land, weitere Zigtausende seien außer Landes geflohen. Die Zahl der Todesopfer soll bislang zwischen 1.500 und 5.000 liegen.

Das Auswärtige Amt warnt auf seiner Homepage Bundesbürger „vor Reisen in die anglophonen Regionen North-West und South-West" und weist ebenfalls auf Tote und Verletze in dem Konflikt hin.

Die Regionen von Kamerun: Vom Bürgerkrieg betroffen sind Southwest (Sud-Ouest) und Northwest (Nord-Ouest).

Das Nachrichtenportal Spiegel Online zitiert den UN-Vizegeneralsekretär und Nothilfekoordinator Mark Lowcock mit den Worten: „Die Welt schenkt der Lage nicht ausreichend Beachtung." Und: „Die Zahl der Menschenrechtsverstöße nimmt zu. Mit jedem Tag wächst die Kluft zwischen dem, was die Zivilisten an humanitärer Hilfe brauchen und dem, was sie tatsächlich zur Verfügung haben."

Fast 7.000 Unterschriften

Seit März hat ein Bündnis um den deutschen Zweig der evangelischen Basler Mission Unterschriften gesammelt, um Bundesregierung und Landeskirchen zu einem stärkeren Eintreten für Frieden in der einstigen deutschen Kolonie aufzufordern. 6.772 Unterschriften aus allen Postleitzahl-Regionen Deutschlands seien bis Ende Juni zusammengekommen, berichtet Johannes Stahl, Pfarrer und Referent für Gemeinde- und Partnerschaftsarbeit bei der Basler Mission, auf seiner Homepages brennpunktkamerun.org.

Am Dienstag, 23. Juli, soll das Ergebnis der Unterschriftenaktion offiziell vorgestellt werden - auch der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (CDU) habe sein Kommen zugesagt, kündigte Stahl an.

Nigerian’s compassion grants Cameroonian refugee solace

„Frieden durch Gerechtigkeit"

Die Basler Mission unterhält seit Jahren Verbindungen zu verschiedenen Kirchen in Kamerun - von dort kam im Frühjahr die Bitte, die Aktivitäten des Zentrums für Demokratie und Menschenrechte in Afrika (CDHR) mit einer Unterschriftenaktion zu unterstützen. Das Motto der Unterschriftenaktion: „Frieden durch Gerechtigkeit in Kamerun."

Kamerun ist gut 1,3 Mal größer als die Bundesrepublik Deutschland, mit knapp 25 Millionen Einwohnern aber viel dünner besiedelt. Zwischen 1884 und 1916 war Kamerun deutsche Kolonie, nach dem Ersten Weltkrieg stellte der Völkerbund das Land unter französisches und britisches Mandat.

1960 wurde der größte, bis dahin unter französischer Verwaltung stehende Teil Kameruns unabhängig; eineinhalb Jahre später entließ Großbritannien den bislang von ihm verwalteten kleineren Landesteil in die Unabhängigeit. Dieser schloss sich dann mit dem ehemals französischen Teil zur "Föderativen Republik Kamerun" zusammen. Lange galt das Land als Stabilitätsanker Afrikas, nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hat Kamerun Hunderttausende Flüchtlinge aus Nigeria aufgenommen, die vor Terrorattacken der islamistischen Boko Haram Schutz suchen.

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