Die Evangelische Landeskirche in Württemberg werde bis zum Jahr 2060 rund die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren - das besagt die „Freiburger Projektion". Sie besitze aber auch Möglichkeiten, diesen Schwund etwas abzupuffern. Fabian Peters vom Forschungszentrum „Generationenverträge" an der Universität Freiburg stellte der württembergischen Landessynode die entsprechende Prognose vor. Siegfried Denzel sprach mit ihm.
Herr Peters, Sie warnen vor einer Halbierung der Mitgliederzahl bis 2060. Ist die württembergische Landeskirche als flächendeckende Volkskirche in Gefahr?
Nein. Trotzdem steht die Landeskirche vor einem dramatischen Mitgliederrückgang. Eine Halbierung der Mitgliederzahl heißt: eine Million Evangelische im Jahr 2060 weniger. Es bliebe zwar immer noch eine ordentliche Anzahl an Kirchenmitgliedern – trotzdem gilt es, aus den Erkenntnissen unserer Studie kluge Konsequenzen zu ziehen.
Ist Ihre Projektion ein Weckruf, wie es einige Synodale formulierten? Oder nur Auslöser „enormen Frustes“, wie es ein anderer Synodaler beklagt hat?
Ich wünsche mir, dass die Projektion keinen Frust auslöst, sondern dabei hilft, Wirklichkeit wahrzunehmen. Zahlen tun manchmal weh, aber sie lügen nicht. Sie zeigen uns, dass in Württemberg sehr, sehr viele Eltern ihre Kinder zur Taufe bringen. Dass die Konfirmation für junge Leute eine wichtige Gelegenheit ist, in die Kirche einzutreten. Sie zeigen aber auch, dass jene ab 20 Jahren vermehrt aus der Kirche austreten. Wenn wir uns ehrlich anschauen, dann stellen wir fest: Ab diesem Alter sind wir statistisch gesehen nicht mehr so signifikant bei den jungen Leuten präsent. Vielleicht lässt sich hier etwas tun.
Sie sind selbst Synodaler – bei der badischen Landeskirche. Wie unterscheiden sich die Projektionen für Württemberg und Baden?
Was Taufen, Austritte und Aufnahmen angeht: eigentlich gar nicht. Allerdings trifft die württembergische Landeskirche der demografische Wandel etwas härter als die badische. Das liegt daran, dass das überwiegend evangelisch geprägte Württemberg mit mehr evangelischen Abwanderungen konfrontiert ist als das eher katholisch geprägte Baden. Das ergibt dann einen minimalen Unterschied im Gesamtergebnis.