Rund 1.400 Sängerinnen und Sänger, eine Big-Band und internationale Musicaldarstellerinnen und -darsteller sind im Einsatz, wenn das Chormusical „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“ am 25. und 26. Januar kommenden Jahres in der Ludwigsburger MHPArena aufgeführt wird. Die Vorbereitungen zu diesem großen Chor-Event, zu dem die Evangelische Landeskirche in Württemberg in Kooperation mit der Stiftung Creative Kirche aus Witten, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und anderen Partnern einladen, laufen in diesen Tagen an.
Die Initiatoren knüpfen damit an das erfolgreiche Chorprojekt „Luther“ an, das während des Reformationsjubiläums 2017 unter anderem in der Stuttgarter Porsche Arena gefeiert wurde. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 10. April, haben die Veranstalter sowie die Schirmherren des Chormusicals Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec das Chor-Musical vorgestellt.
Dr. h. c. Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, habe Martin Luther King schon als Jugendlicher bewundert: „Dass seine gewaltigen prophetischen Träume in mancherlei Weise Wirklichkeit geworden sind, ist eine Spur der Gegenwart Gottes in unserer Zeit.“ Kings Ziel sei eine Gesellschaft der Gleichberechtigten und der Vielfalt gewesen. „Er würde hierzulande heute mit Vehemenz auf die Deutschland- und Deutsche-Zuerst-Forderer prallen und darauf aber ohne Gewalt reagieren, ohne die Personen, die seine Gedanken und Visionen nicht teilen, zu verurteilen“, so July. Er habe unterscheiden können zwischen der Person, die Böses tut und der Macht des Bösen und habe seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu dieser Unterscheidung aufgerufen. „Vergeltung kam für ihn nicht in Frage und Hass wollte er mit Liebe und Gottvertrauen überwinden“, so der Landesbischof weiter. Heute setze sich die Kirche mahnend und beispielhaft für die Menschenwürde für alle Menschen ein. „Aber auch in unserem Land ist das nicht für alle selbstverständlich. Wir mischen uns ein, um das zu ändern“, so July weiter.
„Martin Luther King stand für Zivilcourage und gewaltfreien Widerstand und ist bis heute ein großes Vorbild für viele Menschen. Seine Geschichte und seine Botschaft in einem Chormusical zu verarbeiten, ist eine tolle Idee. Für die vielen Teilnehmer im Chor wird es sicherlich ein unvergessliches Erlebnis, in der vollbesetzten MHPArena aufzutreten“, so Oberbürgermeister Werner Spec, Schirmherr des Chormusicals.
Das Chormusical sei ein Format, dass nicht einfach mit dem Wort „Event“ beschrieben werden kann, so Matthias Hanke, Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Nach einer Kette von Veranstaltungen schätzten die Teilnehmenden die Solidität der Organisation und die weltanschauliche Transparenz der Creativen Kirche. „Die Botschaft lautet: ‚Wir sind Kirche, wir sind offen für jeden und jede und wir sprechen über den Glauben und die Problemthemen dieser Weltgemeinschaft‘.“ Über die Jahre sei daraus eine Community gewachsen, die sich bundesweit zusammengehörig fühlt. Solche Aktionen brauche die Evangelische Kirche in Deutschland, so Hanke weiter. „Insbesondere jede Landeskirche für sich und für ihr Verbundgefühl untereinander.“ Das Musical zeige, dass Kirchenmusik nicht nur Orgel und Chor im Gottesdienst ist. „Singen ist soziales Engagement und sicht- wie hörbares Solidaritätsgefühl“, so Hanke.
Die Melodien der Komponisten Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken und die Texte von Librettist Andreas Malessa nehmen das Publikum mit in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Sie illustrieren eine Zeit des Umbruchs und der sozialen Verwerfungen und bringen den Zuschauerinnen und Zuschauern den Bürgerrechtler King mit seinen Motivationen, Träumen und auch Fehlern näher. Schon zu Beginn fällt jener Schuss, der dem Leben des nur 39 Jahre alten Baptistenpastors ein Ende setzte. Der Titelsong „Ich hab‘ den Traum“ spielt an auf Kings legendäre Rede beim Marsch auf Washington; ein Jahr später erhielt er in Stockholm den Friedensnobelpreis. Ebenso zeigt das Musical, wie es King in West-Berlin schaffte, ohne Pass nach Ost-Berlin einzureisen. Es erzählt von Rosa Parks und dem Busstreik von Montgomery, der das Ende der Rassentrennung einläutete, von Kings gewaltbereiten Widersachern, seinen zahlreichen Gefängnisaufenthalten und den familiären Schwierigkeiten, die sein unbedingtes Engagement mit sich brachte. Kings Botschaft wirkt bis heute nach.
„In einer Zeit, in der wir in unserer Gesellschaft mit einer zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert sind, ist es umso wichtiger, uns Vorbilder vor Augen zu führen wie ihn, der uns durch seinen gewaltfreien Widerstand dazu aufruft, Haltung zu zeigen und aktiv für unsere Werte einzustehen“, sagt Ralf Rathmann, Vorstand der Stiftung Creative Kirche, die das Chormusical veranstaltet. „Regisseur Andreas Gergen gelingt das Kunststück, mit bewusst minimalistischen Inszenierungsmitteln, riesigem Chor, Musicalsolisten und 15-köpfiger Big-Band mit Streich-Orchester eine Geschichte zu erzählen, die ihr Publikum berührt und gleichzeitig aufs Beste unterhält“, so Rathmann weiter.
Chorproben in Ludwigsburg ab September 2019
Wie schon bei den Vorgängerprojekten „Die 10 Gebote“ (2012), „Amazing Grace“ (2015) und „Luther“ (2017) steht auch beim „MLK“ der Chor im Mittelpunkt der Inszenierung. Mitmachen kann in der MHPArena jeder, ob im eigenen Chor oder als Einzelsängerin und Einzelsänger (ohne Chorzugehörigkeit). Es ist keine Voraussetzung, Mitglied eines Chores oder einer Kirche zu sein. Jede Sängerin und jeder Sänger kann an den angebotenen Proben teilnehmen, die unter Leitung von Kirchenmusikdirektor (KMD) Hans-Martin Sauter stattfinden. In Ludwigsburg werden es gleich zweimal 700 Sängerinnen und Sänger sein, die das Werk mit KMD Sauter proben und dann am 25. und 26. Januar 2020 in der MHPArena zusammen mit Musical-Solisten und Musikern aufführen.