Rom/Stuttgart. Der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July hat am Montagabend zum Auftakt seiner Rom-Reise des früheren evangelischen Landesbischofs von Polen, Juliusz Bursche, gedacht. Der Geistliche war unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 von der SS festgenommen worden und Anfang 1942 an den Folgen der Haft gestorben.
Mit Bursche sei nun ein weiterer Protestant in das ökumenische Gedenken der Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts aufgenommen, teilte das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) mit; der württembergische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July ist Vorsitzender des DNK/LWB.
In seiner Predigt während des Gottesdienstes in der Basilica di San Bartolomeo betonte July die Bedeutung von Glaubenszeuginnen und -zeugen auch für lutherische Gläubige. „Das Christentum - auch der lutherische Teil davon - ist auch eine Religion der Erinnerung.“
Und mit Blick auf den 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen unterstrich der Landesbischof während des Gottesdienstes in der Basilica die San Bortolomeo: „Gerade wir Christinnen und Christen aus Deutschland können das Märtyrergedenken nuitzen, um uns unserer Schuld bewusst zu werden und diese vor Gott zu bringen."
Gleichzeitig bekundete July seine Dankbarkeit für die Entwicklung seit Kriegsende, „für die Schritte der Versöhnung, für diese völkerverbindende Ökumene über frühere Grenzen hinweg. Gemeinsames Gedenken vertieft die Ökumene zwischen den Konfessionen genauso wie die Ökumene zwischen Ost und West".
Der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Jerzy Samiec, erinnerte daran, dass Juliusz Bursche in Haft hilflos die Liquidierung der polnischen lutherischen Kirche habe mit ansehen müssen. „Er war gefangen, und das Nazi-Deutschland feierte seinen Sieg.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die lutherische Kirche in Polen aber wiedergeboren worden.
Protokollarischer Höhepunkt der Rom-Reise des württembergischen Landesbischofs wird am Mittwoch ein Treffen mit Papst Franziskus im Rahmen einer Generalaudienz sein. Außerdem stehen Gespräche mit mehreren engen Mitarbeitern Franziskus' auf dem Programm.