Als Freiwilliger im Ausland arbeiten – das ermöglicht die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) jungen Menschen im Rahmen ihres Ökumenischen FreiwilligenProgramms (ÖFP).
Es war ein Sprung ins kalte Wasser für Johanna Berens und Paul Nuding. Gleich nach ihrer Ankunft in Südafrika im September 2016 packten die beiden Freiwilligen im Elim Home mit an. Die Einrichtung der Herrnhuter Missionshilfe für Kinder und junge Erwachsene mit Behinderung liegt in Elim, einem Ort in der Provinz Westkap etwa drei Autostunden Südöstlich von Kapstadt entfernt. Zehn Monate lang arbeiteten sie im Rahmen des Ökumenischen FreiwilligenProgramms der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) dort mit. „Waschen, wickeln, anziehen, füttern, Zähne putzen“, zählt Paul seine Aufgaben auf. Außerdem Freizeitaktivitäten wie Spazieren gehen, spielen, singen oder basteln.
Nach dem Abitur wollte Johanna einfach mal raus, etwas anderes machen, eine neue Kultur kennenlernen. „Beim Ökumenischen Freiwilligenprogramm der EMS habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt“, sagt die heute 21-Jährige. Es war ihr wichtig, sich bei einer christlichen Organisation zu engagieren: „Ich wollte Kirche mal anders erleben, als ich es von zu Hause gewohnt war.“ In Elim ging Johanna jeden Sonntag in den Gottesdienst. „Wir haben immer ein Kind mit in den Gottesdienst genommen. Die Mädchen und Jungen haben sich sehr gefreut, auch mal rauszukommen.“ Auch Paul legte Wert darauf, den Freiwilligendienst bei einer kirchlichen Organisation zu absolvieren. Bei den Auswahl- und Vorbereitungsseminaren war für ihn schnell klar: Das passt.
Seit Anfang der 1990er Jahre entsendet die EMS junge Menschen in ihre Mitgliedskirchen. Das ÖFP ist Teil des entwicklungspolitischen Freiwilligendiensts „weltwärts“, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Jedes Jahr sind etwa 30 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren im Einsatz. Sie arbeiten für sechs bis 12 Monate in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder Kinderheimen mit und eben in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen wie das Elim Home.
Mit welchen Erwartungen gingen Johanna und Paul nach Südafrika? „Ich war ehrlich gesagt etwas blauäugig“, sagt Paul. Er habe unbedingt nach Südafrika gewollt, um dort Land, Leute und Kultur kennenzulernen. Ob er allerdings wirklich mit Menschen mit Behinderung arbeiten wollte, da war sich Paul bei seiner Bewerbung nicht so sicher. Heute kann sich der 21-Jährige ein Leben ohne dieses Engagement gar nicht mehr vorstellen. Es sind die kleinen Momente während seines Freiwilligenjahrs, an die er sich gerne erinnert: ein Lächeln oder eine Umarmung von einem seiner Schützlinge, die Dankbarkeit auch für kleine Hilfen. Das war sicher mit die deutlichste Kommunikation, die ansonsten auf Englisch und teilweise auf Afrikaans stattgefunden hat.
Seit seiner Rückkehr engagiert sich Paul ehrenamtlich in der Lebenshilfe. Außerdem war er ein Jahr als Schulbegleiter für einen Gymnasiasten mit Asperger-Syndrom tätig. Seit Herbst 2018 studiert er Psychologie in Konstanz. „Man muss als Freiwilliger offen sein und bereit, neue Dinge auszuprobieren“, bilanziert er: „In Südafrika habe ich mich selbst besser kennengelernt und weiterentwickelt.“ Auch für Johanna war der Aufenthalt im Elim Home prägend. Sie studiert Sonderpädagogik und möchte später in der Sprachheilkunde arbeiten.