Magdeburg/Stuttgart. Nach zehn Jahren als Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist Ilse Junkermann in einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom von ihren Aufgaben entpflichtet worden. Offiziell ist die aus Württemberg stammende Theologin aber noch bis Ende August Landesbischöfin.
Ihr sei etwas wehmütig ums Herz, räumte die 62-jährige Landesbischöfin in ihrer Predigt offen ein. Dass sie ihre Zeit an der Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gerne bis zum Ruhestand verlängert hätte und beim Landeskirchenrat damit auf Ablehnung gestoßen ist, spielte beim Festgottesdienst im Magdeburger Dom unterschwellig mehrfach eine Rolle.
Mehrere Redner würdigten in ihren Ansprachen die Leistungen Ilse Junkermanns, die als gebürtige Baden-Württembergerin „von Herzen mitteldeutsche Bischöfin" geworden sei, wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm betonte. Er wie auch weitere Redner wiesen aber auch auf die Schwierigkeiten hin, die das Zusammenführen der bis 2009 eigenständigen Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen zur EKM mit sich gebracht hat.
„Das war kein gefundenes Fressen, wie wir in Mitteldeutschland sagen, kein gemachtes Nest, das die Landesbischöfin vorgefunden hat, sondern eher eine Werkstatt oder neu-kirchlich gesagt: ein Erprobungsraum." So beschrieb der Präses der EKM-Landessynode, Dieter Lomberg, die Situation für Ilse Junkermann.
Und er fügte hinzu: "Ilse Junkermann hat sich oft weit vorgewagt, vielleicht für manche auch mal zu weit, aber sie hat nie ihre theologische Erdung verlassen."
„Mutig und unerschrocken" habe sich Junkermann „den besonderen Herausforderungen in Mitteldeutschland gestellt", würdigte auch Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister aus Hannover.
Eine dieser speziellen Herausforderungen in Mitteldeutschland, der sich Junkermann gestellt hat, sprach Präses Lomberg ganz konkret an. So habe sie über Versöhnung geredet, „die auch jene nicht ausklammern darf, die der Kirche beispielsweise durch Spitzeldienste einst geschadet haben". Das hätten viele mit DDR-Biographie als Provokation empfunden. Lomberg fügte aber hinzu: „Die braucht es aber manchmal, damit etwas in Bewegung kommt."
Unter den mehreren hundert Teilnehmern des Festgottesdienstes war auch die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz, die als Assistentin mitwirkte und der Bischöfin ein Segenswort mit auf den Weg gab, wie sie gegenüber elk-wue.de berichtete. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg ist die Partnerkirche der EKM, und aus Württemberg stammt auch die nun entpflichtete Bischöfin.
Geboren 1957 in Dörzbach im Hohenlohekreis, hatte Ilse Junkermann nach ihrem Theologiestudium in Tübingen und Göttingen sowie ihrem Vikariat in Horb am Neckar Pfarrstellen in Stuttgart übernommen. Ab 1994 war sie Studienleiterin für Pastoraltheologie und Predigtlehre am Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach, seit 1997 war sie im Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche Personaldezernentin; später leitete sie zusätzlich das Ausbildungsdezernat. Dann kam für sie überraschend die Anfrage, ob sie als Landesbischöfin der Anfang 2009 neu gebildeten EKM wirken wolle - im März 2009 wählte die mitteldeutsche Synode Junkermann für zehn Jahre zur Landesbischöfin.
Nach der ihr verweigerten Amtszeit-Verlängerung wird sie zum 1. September an der Universität Leipzig die neu geschaffene Forschungsstelle „Kirchliche Praxis in der DDR" übernehmen. Ebenfalls Anfang September tritt ihr designierter Nachfolger, der aus dem vorpommerschen Greifswald stammende Friedrich Kramer, das Amt des Landesbischofs an. Der 54-Jährige ist noch Direktor und Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland entstand zum 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Rund 700.000 evangelische Christen gehören der EKM heute an - 450.000 davon in Thüringen und 240.000 in Sachsen-Anhalt. Hinzu kommen Mitglieder aus Gemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen.
Mit Material des Evangelischen Pressedienstes (epd)