Stuttgart. Ab dem kommenden Jahr können sich Paare in der Grabkapelle auf dem Württemberg zwar das „Ja“-Wort geben. Für kirchliche Trauungen aber empfiehlt der Bad Cannstatter Dekan Eckart Schultz-Berg die nur wenige hundert Meter entfernte Dorfkirche Rotenberg.
Es ist zwar nicht das höchstgelegene Kreuz in Stuttgart - aber sicher eines der auffälligen: In der Abendsonne leuchtet das meterhohe Kreuz auf der Grabkapelle vom 411 Meter hohen Württemberg aus golden hinunter ins Neckartal. Vom kommenden Jahr an, so kündigt die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an, können Brautpaare auch in der Grabkapelle den Bund fürs Leben schließen. Zumindest standesamtlich beziehungsweise im Rahmen von sogenannten freien Trauungen im klassizistischen Kuppelsaal der Kapelle.
Trotz des großen Kreuzes auf dem Dach und des Umstands, dass die Kapelle als Sakralraum der russisch-orthodoxen Gemeinde dient: Kirchlichen Trauungen dort steht beispielsweise der Bad Cannstatter Dekan Eckart Schultz-Berg skeptisch gegenüber. „Möchten Sie in einer Grabkapelle heiraten?", fragt er rhetorisch. Also direkt über der Gruft mit den Sarkophagen des ehemaligen württembergischen Königs Wilhelm I. und seiner Frau Katharina Pawlowna sowie von Prinzessin Marie.
Für kirchliche Hochzeiten empfiehlt Schultz-Berg vielmehr ein nur fünf Gehminuten entfernt stehendes Gotteshaus: „Auf dem Rotenberg gibt es doch eine wunderschöne Dorfkirche!" Diese ist zwar bei weitem nicht so bekannt wie die Grabkapelle, mit 265 Jahren aber immerhin 70 Jahre älter. Und sie gehört zu den Musterbeispielen protestantischer Barock-Dorfkirchen in Schwaben.
Als weiteren „besonderen Trauort" bieten die Staatlichen Schlösser und Gärten auch im kommenden Jahr wieder Schloss Solitude an. Dort sind neben standesamtlichen dann auch evangelische Trauungen möglich, wie Kirchenrat Dr. Frank Zeeb vom Referat Theologie, Kirche und Gesellschaft im Oberkirchenrat erklärt.
Denn in der Schlosskapelle feiert die Kirchengemeinde Botnang ohnehin öffentliche Gottesdienste, so dass auch für Brautpaare ein Hochzeitsgottesdienst dort möglich sei.
Der württembergische König Wilhelm I. hat nach dem Tod seiner zweiten Frau, der russischen Großfürstin Katharina Pawlowna die Grabkapelle zwischen 1820 und 1824 auf der damals noch Rotenberg genannten Erhebung errichten lassen. Dazu ließ er die Ruine der Burg Wirtemberg abreißen. An jedem Pfingstmontag findet in der Grabkapelle ein russisch-orthodoxer Gottesdienst statt.