Herrenberg. Das beschauliche Herrenberg ist vier Tage lang die deutsche Glocken-Hauptstadt: Vom 3. bis 6. Oktober treffen sich mehr als 70 Vertreter evangelischer Landeskirchen und katholischer Diözesen sowie ausländische Gäste zu einem Glocken-Kolloquium. Höhepunkt soll das Läuten aller 35 Glocken in der Stiftskirche werden.
An jedem ersten Oktober-Wochenende veranstaltet das Glockenmuseum im westfälischen Gescher ein Glocken-Kolloquium, bei dem Sachverständige der Kirchen, Musikwissenschaftler und weitere Interessierte sowohl über neueste Forschungsergebnisse diskutieren als auch besondere Glocken vor Ort besichtigen.
Im Zentrum der diesjährigen Tagung steht die württembergische Glockenlandschaft: Eine Exkursion führt die Teilnehmer am Samstag, 5. Oktober, unter anderem nach Rottenburg und Tübingen, wo sie die Geläute des Doms beziehungsweise der Stiftskirche besichtigen und hören wollen.
Zum Ende des Exkursionstages sollen am Samstag ab 18.01 Uhr alle 35 Glocken der Herrenberger Stiftskirche zum sogenannten Schreckläuten zeitgleich erklingen. Weil aus musikalischen Gründen in Herrenberg maximal 19 Glocken geläutet werden, stellt die Aktion nach Angaben des Glockenmuseums Gescher einen Glocken-Rekord auf.
Überhaupt mache die außergewöhnlich hohe Zahl der Glocken in Verbindung mit einem Carillon (Turmglockenspiel) die Stiftskirche zu einer einzigartigen Stätte. Herausragend sei sie außerdem, weil die Instrumente sowohl zu liturgischen als auch zu musealen Zwecken eingesetzt werden. So wird der frühere Dekan Dieter Eisenhardt die Teilnehmer des Kolloquiums auch mit der Entstehungsgeschichte des Glockenmuseums Herrenberg vertraut machen.
Doch nicht nur die württembergische Glockenlandschaft beschäftigt die Gäste: Ein weiteres Thema ist der Zustand des großen Geläuts der im April durch einen Großbrand schwer beschädigten Kathedrale Notre-Dame in Paris.