Die Synodalen feierten Abendmahl in der Stuttgarter Stiftskirche.Bild: Gottfried Stoppel

Eröffnungsgottesdienst zur Herbsttagung der Landessynode

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sprach in seiner Predigt über Offenbarung 21,1-7 und über die Frage, wie mit Ängsten angesichts der vielen Krisen umzugehen sei. „Die Offenbarung will Menschen Mut machen und Halt geben in einer Welt, die aus den Fugen scheint“, so Gohl und führte weiter aus: „Mit Gott haben wir Zukunft und Hoffnung. Denn die Dinge dieser Welt, ihre Ängste und Sorgen haben das vorletzte Wort.“ Kirche sei für ihn Hoffnungsgemeinschaft, die auch durch konkretes Handeln in die Welt und die Gesellschaft hineinwirke.

Hier lesen Sie die Predigt im Volltext:

„Das Klima spielt verrückt. Corona. Die Ukraine. Jetzt der Krieg in Israel – das ist die Apokalypse“, so sagte mir vor wenigen Tagen ein Mann. Dabei verwies er auf die Prophezeiungen aus dem letzten Buch der Bibel.

Ich sagte ihm, dass schon unzählige Leute berechnet hätten, wann das Ende da sei – auch in Württemberg – doch all diese Endzeitspezialisten hätten danebengelegen. „Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es jetzt nicht doch so weit ist“, beharrte er. Schnell wurde mir klar: Ängste kann ich nicht wegdiskutieren. Sie sind da. Die Frage ist, wie gehe ich mit den Ängsten um?

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl bei seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst zur Herbstsynode 2023
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl bei seiner Predigt.Bild: Gottfried Stoppel

Die Apokalypse, die Offenbarung des Johannes, spricht zu Christinnen und Christen, die im Jahr 100 vielen Schrecken ausgesetzt sind.  Ihnen öffnet das Buch die Augen für die Verhältnisse in der Welt. Ja, es gibt den Kaiser in Rom, der mit brutaler Gewalt herrscht. Und es gibt wirtschaftliche Mächte, die den Lauf der Dinge bestimmen. Aber gegen Euren Eindruck: Geld regiert nicht die Welt! Und auch die Gewalt und das Unrecht werden nicht das letzte Wort behalten. Diese Mächte werden fallen!
Ein anderer ist der Herr der Welt: Jesus Christus.

Auch wenn die Offenbarung oft dazu missbraucht wurde, Menschen Angst zu machen. Es ist umgekehrt: Die Offenbarung will Menschen Mut machen und Halt geben in einer Welt, die aus den Fugen scheint.

Deshalb die Hoffnungsbilder dieses Buches: Christus das siegreiche Lamm. Das neue Jerusalem. Der neue Himmel und die neue Erde. Die Schar der Erlösten in der himmlischen Welt.

Wunderbare Bilder sind das. Blicke aus einer anderen Welt. „Eija, wärn wir da“, will ich sagen. Aber wir sind nicht da. Und so ist das Vertraute übermächtig. Die Welt mit ihrer Gewalt, den Seuchen, den Naturkatastrophen. Die kennen wir. Davon hören wir jeden Tag.

Deshalb schreibt uns die Offenbarung ins Stammbuch: „Lasst Euren Blick nicht von der Gegenwart fesseln. Sie ist nicht die ganze Wahrheit. Lass Dir die Augen öffnen, die weitersehen: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Die heilige Stadt, das neue Jerusalem“. Und höre auf den, der sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“

Diese Vision der Hoffnung übersteigt unser Denkvermögen. Nicht ohne Grund. Denn im Mittelpunkt der „Vision der Hoffnung“ steht nicht das himmlische Jerusalem, sondern Gott selbst: „Und der auf dem Thron saß, sprach …“

Ganz zu Beginn der Offenbarung sagt Gott: „Ich bin das Alpha und Omega“. Jetzt redet er zum zweiten Mal. Das ist erstaunlich. Denn in den vorherigen 20 Kapiteln hat es nicht an Stimmen gefehlt. Gewaltige Stimmen gingen da über die Erde hinweg: Stimmen, die klagten und lobten. Die tadeln und drohen. Die fragen und verzagen. Stimmen von Menschen und Mächten. Sie alle hatten Vieles zu sagen. Aber die Stimme Gottes, war nicht zu hören. Gott schweigt.

Viele reden in seinem Namen. Aber das letzte Wort. Die Antwort auf die letzte Frage, auf das „Warum?“ – diese Antwort können sie alle nicht geben – das kann nur der, der das A und O ist. Und er spricht: „Siehe, ich mache alles neu!“

„Neu“. Das ist nicht Neuauflage des Alten. Es ist die Neuschöpfung aus und in Gott. Damit ist Gott mit seiner Schöpfung und Liebe am Ziel. Deshalb hofft der Glaube nicht auf irgendetwas. Sondern Gott selbst ist unsere Hoffnung. Er, das Alpha und Omega. Und Gott will weder am Anfang noch am Ende ohne seine Geschöpfe sein. „Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein“. Deshalb gilt für jeden und jede: „Siehe, ich mache alles neu!“

Aber ist das nicht das berühmte Pfeifen im Wald? Ist das nicht eine einzige Illusion? Und was unterscheidet eigentlich die Illusion von der Hoffnung?

Wohl dies: Die Illusion verkennt die Wirklichkeit. Sie biegt sich die Wirklichkeit so zurecht, wie man sie sich wünscht. Populisten sind deshalb so gefährlich, weil sie mit der Illusion arbeiten. Sie verdrehen die Wirklichkeit – alternative Fakten heißt das heute.

Anders die Hoffnung. Die Hoffnung verdreht die Wirklichkeit nicht. Umgekehrt: Hoffnung hilft die Wirklichkeit zu erkennen. Mehr noch: Wer hofft, schätzt die Wirklichkeit besser ein als ein Mensch ohne Hoffnung.

Doch Hoffnung erschöpft sich nicht in der Wirklichkeit, also in dem, was ist. Der Tübinger Theologe Jürgen Moltmann hat es schön ausgedrückt: „Die Hoffnungssätze der Verheißung … müssen in einen Widerspruch zur gegenwärtig erfahrbaren Wirklichkeit treten. Sie resultieren nicht aus Erfahrungen, sondern sind die Bedingung für die Möglichkeit neuer Erfahrungen. Sie wollen nicht die Wirklichkeit erhellen, die da ist, sondern die Wirklichkeit, die kommt. In dieser Hoffnung schwebt die Seele nicht aus dem Jammertal in einen imaginären Himmel der Seligen und löst sich auch nicht von der Erde.“

Und so hat die Hoffnung auch einen Auftrag. Denn, liebe Gemeinde, dass Gott am Ende alles neu machen wird, heißt ja nicht, dass bei uns alles beim Alten bleiben soll.

Vor einem Jahr haben wir gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlichen und vielen Gästen in der diakonischen Beratungsstelle „kompass“ gegenüber der Hospitalkirche einen Gottesdienst gefeiert. „Zu uns kommen viele Menschen mit Sorgen und Beratungsbedarf“, hat mir die Leiterin, Frau Giesel, erzählt. Zu ihr kommen Menschen, die Unterstützung in einer häuslichen Gewaltsituation brauchen, Menschen mit Klärungsbedarf für ihre persönliche und familiäre Situation, Menschen, die aus anderen Ländern kommen und hier Hilfe suchen.

Für alle ist die bittere Erfahrung, dass ihre Not, ja, dass sie selbst nicht gesehen werden, dass sie übersehen werden. Das Wegschauen fällt uns Menschen seit je her leichter, als das Hinschauen zu ertragen. Angst verschließt die Augen. Hoffnung lässt dagegen hinschauen. 

Die Frage der Angst hat auch eine gesellschaftliche Dimension. Wenn vielen Menschen die Angst näher ist als Gott, dann wird irgendwann die Angst zur Grundmelodie unserer Gesellschaft.

Die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum hat dieses Phänomen untersucht. Sie sammelt Beobachtungen unserer Zeit, die Grund zur Sorge sein können: Ausgrenzung von Minderheiten. Zerstörung aus Wut. Leugnung von Fakten. Hass, der zur Gewalt führt.

All dies höhlt eine demokratische Gesellschaft nach und nach aus.

Für ein faires, demokratisches Miteinander, so Nussbaum, braucht es stattdessen dies: Liebe zum Guten. Hoffnung auf die Zukunft. Entschlossenheit, die zerstörerischen Kräfte des Hasses zu bekämpfen – die allesamt durch die Angst genährt werden. Nussbaum sieht in der Angst einen Grundstoff des Menschseins. Angst, sagt sie, ist das erste Gefühl, das wir im Leben kennenlernen. Angst vor Hunger. Angst vor Liebesentzug. Angst vor dem Tod.  Und die Angst bleibt ein Leben lang im Untergrund unserer Gefühle präsent. Ganz los werden wir sie nie.

Ohne Angst geht es nie, aber mit ihr eben auch nicht. Für Nussbaum sind Gruppen, die sich ihrer Ängste nicht stellen, gefährlich. Sie werden zornig und werten andere ab. Sie üben Macht und Kontrolle über andere aus – alles, um der eigenen Angst nicht zu erliegen.

Hoffnung statt Zukunftsangst.

Das Hoffnungsbild des letzten Buches der Bibel lenkt unseren Blick auf Gott. Er hat sich uns in Liebe zugewandt. Mit ihm haben wir Zukunft und Hoffnung. Denn die Dinge dieser Welt, ihre Ängste und Sorgen haben das vorletzte Wort. 

Kirche ist für mich diese Hoffnungsgemeinschaft:

Gemeinsam Hoffen gegen die Angst.

Gemeinsam beten für Frieden und das Ende der Gewalt.

Gemeinsam auf Gottes Liebe in einer lieblosen Welt vertrauen.

Und als Hoffnungsgemeinschaft wirken wir durch konkretes Handeln in diese Welt und Gesellschaft hinein.

Wir müssen als Kirche das Rad nicht neu erfinden. Es reicht, wenn wir uns immer wieder neu unserer Hoffnung vergewissern:

„Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!
Und er wird bei ihnen wohnen (…)
und Gott abwischen wird alle Tränen von ihren Augen
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.
Denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach:
Siehe, ich mache alles neu.“

 

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl - Predigt beim Abendmahlsgottesdienst anlässlich der Eröffnung der Herbsttagung der 16. Ev. Landessynode in Württemberg in der Ev. Stiftskirche Stuttgart über Offb 21,1-7 am 30. November 2023
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29.11.2023

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl - Predigt beim Abendmahlsgottesdienst anlässlich der Eröffnung der Herbsttagung der 16. Ev. Landessynode in Württemberg in der Ev. Stiftskirche Stuttgart über Offb 21,1-7 am 30. November 2023

Kirchenrätin Dr. Christine KeimBild: Gottfried Stoppel

Grußwort von Reverend Dr. Habib Badr (Beirut),  verlesen von Kirchenrätin Dr. Christine Keim

Reverend Dr. Habib Badr, Vorsitzender der National Evangelical Church of Beirut im Libanon und Vize-Präsident der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS), der auch die württembergische Landeskirche angehört, erinnerte in seinem Grußwort an das 175-jährige Bestehen seiner Kirche, das 2023 im Beisein von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Dr. Christine Keim (Leiterin des Referats Mission, Ökumene und Entwicklung im evangelischen Oberkirchenrat) gefeiert worden sei und dankte der Landeskirche „für die fortwährende Unterstützung und Solidarität“, ohne die „unsere christliche Gemeinschaft und die kleine protestantische Gemeinde in Beirut die vielen Krisen und Herausforderungen, die sich auftürmten, nicht geschafft“ hätte. Auch sagte Badr Dank „unserem geliebten Bruder Klaus Rieth“, Dr. Christine Keims Vorgänger. „Mit seinem heldenhaften Einsatz half er unserer Kirche durch diese schwierigen Zeiten.“

Axel Wermke, Präsident der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in BadenBild: Gottfried Stoppel

Grußwort von Axel Wermke, Präsident der Landessynode der Ev. Landeskirche in Baden

Axel Wermke nannte in seinem Gruß exemplarisch die Themen sexualisierte Gewalt, Gewinnung des Pfarrnachwuchses, Zukunft kirchlicher Immobilien bei rückläufigen Einnahmen, Umstrukturierung und Priorisierung der kirchlichen Aufgaben, wo „künftige Haushalte der Landeskirche nicht mehr mit einer für alle Bereiche gleichlaufenden Mittelkürzung zurechtkommen werden“. Wermke nannte auch Bereiche, in denen die beiden Landeskirchen schon heute durch Kooperation Ausgaben reduzieren: „Einsparungen durch Kooperationen mit der württembergischen Landeskirche zeichnen sich im Bereich Archiv und Bibliotheken und bei Beauftragungen ab, die für beide Landeskirchen gemeinsam ausgesprochen werden können.“

Grußwort Reverend Dr. Habib Badr
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28.11.2023

Grußwort Reverend Dr. Habib Badr

Grußwort Axel Wermke
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28.11.2023

Grußwort Axel Wermke

Synodalpräsidentin Sabine Foth brachte den Wahlvorschlag ein.Bild: Gottfried Stoppel

Für Michael Schneider, der als 1. Mitglied aus dem Verteilerausschuss für den Fonds für die Unterstützung von Einrichtungen des Diakonischen Werks (Diakoniefonds) ausscheidet, wurde Frau Ulrike Bauer als 1. Mitglied nominiert.

In der persönlichen Stellvertretung der Mitglieder soll es folgende Änderungen geben: Die persönliche Stellvertretung für das 1. Mitglied wird Martin Wurster, die persönliche Stellvertretung für das 5. Mitglied (Annette Rösch) wird Thomas Burk.

Die Wahlen erfolgten aus juristischen Gründen am zweiten Tag der Tagung, 1. Dezember, offen. 

Frau Ulrike Bauer wurde in den Ausschuss als 1. Mitglied gewählt (einstimmig). Frau Bauer nahm die Wahl an. 

Herr Martin Wurster, Herr Thomas Burk wurden als  Stellvertreter gewählt (einstimmig). Beide nahmen die Wahl an. 

TOP 01 - Wahl in den Verteilerausschuss Diakoniefonds (Wahlvorschlag des Ältestenrats)
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28.11.2023

TOP 01 - Wahl in den Verteilerausschuss Diakoniefonds (Wahlvorschlag des Ältestenrats)

Stefan Werner, Direktor im OberkirchenratBild: Gottfried Stoppel

Bürokratieabbau und gute Arbeitskultur

Stefan Werner, Direktor im Oberkirchenrat, betonte in seinem Bericht die Herausforderungen, vor der die Landeskirche stehe. Man wolle trotz sinkender Mitgliederzahlen am Anspruch Volkskirche zu sein festhalten. Um diese Kirche zukunftsfähig zu halten, sei weiterer Bürokratieabbau und ein Wandel der Arbeitskultur notwendig.

In der kritischen Rückschau stellte Werner fest, dass seine Feststellung einer immer weniger planbaren Zukunft im Bericht des letzten Jahres, sich bestätigt habe. Eine Handlungsstrategie für die Kirche ergebe sich somit weniger aus kirchlichen Positionspapieren, sondern „von unten“.

Die im letzten Jahr formulierten Ziele wurden in diesem Jahr weiterverfolgt. Auf einzelne Ziele – Zielstellenplan (TOP 24), Verwaltungsstrukturreform (TOP 23), Strukturstellenplan (TOP 3) und Umgang mit sexualisierter Gewalt (TOP 13) – werde an anderer Stelle in der Synodaltagung vertieft eingegangen. Das Organisationsziel, die Kommunikation zwischen Oberkirchenrat und Synode zu verbessern (1), sei insofern fortgeschritten, als dass alle offenen Synodalanträge inzwischen erledigt seien. Auch die Kommunikation mit der badischen Landeskirche sei fortgeschritten, insbesondere in der Finanzkommunikation (www.kirchensteuer-wirkt.de), die inzwischen von anderen Landeskirchen in der EKD übernommen wurde. Im Blick auf einen generationengerechten Haushalt (2) werde weiterhin ein ausgeglichener Haushalt 2027 angestrebt. Das Ziel, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen (3) zu werden, erfordere weiterhin die Umsetzung von Reformvorhaben und Schritte zur Arbeitsentlastung. Zwei weitere Zielsetzungen, die Sicherung der Symbolkraft kirchlicher Gebäude und als Landeskirche klimaneutral zu werden, stünden in engem Zusammenhang, da 2/3 der Emissionen der Treibhausgase in der Landeskirche durch ihre Immobilien verursacht werden. Im Zuge des Klimaschutzgesetzes habe Dezernat 8 im letzten Jahr dazu den Prozess „Oikos“ gestartet, mit dem nahezu alle landeskirchlichen Immobilien auf ihren Treibhausgas-Ausstoß und ihren baulichen Zustand analysiert werden. Anhand dieser Daten solle den Kirchenbezirken und -gemeinden eine gute Entscheidungsgrundlage ermöglicht werden, welche Gebäude weiterfinanziert würden.

In Bezug auf die digitale Roadmap (6) stellte Werner fest, dass es gute Fortschritte in der Umsetzung eines ganzheitlichen Kommunikationskonzepts gebe. Der Umzug in das neue Dienstgebäude des Oberkirchenrats, der für einen digitalen Kulturwandel unerlässlich ist, stünde zum Jahreswechsel 2024/25 an. Die Überarbeitung der Finanzsystematik des landeskirchlichen Haushalts (7) habe mit der Umsetzung des ersten doppischen Haushalts bereits einen wichtigen Meilenstein genommen. Gleichzeitig habe sich gezeigt, dass eine weitere Vereinfachung des Haushaltsrechts und Bürokratieabbau unbedingt notwendig sei. Die Zielsetzung, den Servicecharakter der Verwaltung zu optimieren (8), werde durch den umzusetzenden Stellenabbau erschwert und bleibe so eine Herausforderung. Bei der Erstellung einer Bildungsgesamtplanung (9) unter dem Motto „Bilden.Begeistern.Bewegen“ seien ersten Schritte getan. Landeskirchliche Bildungseinrichtungen hätten, so Direktor Werner, mit Hilfe eines eigens entwickelten Tools „Profilsegel“ eine Ist-Analyse durchgeführt, während in einer zweiten Prozesslinie mit außerkirchlichen Partnern zusammengearbeitet würde. In einer dritten Linie stehe die Neustrukturierung des Arbeitsbereiches „Werke und Dienste“ an. Verschiedene Einheiten wie beispielsweise. die Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Familienbildungsstätten, die Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Senioren und die Evangelischen Frauen in Württemberg sollen unter einem Dach zusammengeführt werden. Werner stellte in Aussicht, dass ab Mitte nächsten Jahres in dieser neuen Struktur gearbeitet werden könne.

Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir nicht gegen den Trend wachsen.

Nach diesem Rückblick auf die laufenden Prozesse, widmete sich Werner, der juristische Stellvertreter des Landesbischofs, der Analyse der Herausforderungen der nächsten Jahre. Das Kollegium habe die rückgehenden Mitgliederzahlen, die damit verbundene rückgängige Finanzkraft, die abnehmende Akzeptanz des Finanzierungssystems der Landeskirche, die Forderung nach einer Ablösung von Staatsleistungen benannt. Das gleichzeitige Ziel, bis 2027 wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, bedeute, dass keine neuen finanziell aufwändigen Programme zur Mitgliedergewinnung und zum Kirchenaufbau aufgesetzt werden könnten. Die bestehenden innerkirchlichen Reformprojekte (Verwaltungsstrukturreform, neues Finanzwesen, Klimaschutzgesetz, neues Dienstgebäude des OKR) müssten abgeschlossen werden, bevor neue Reformvorhaben angegangen werden könnten. Werner erläuterte, dass der Mitgliederverlust in der Kirche nicht auf mangelnde Investitionen in Kirchenaufbau-Programm zurückzuführen sei. Das zeige der Blick auf die Mitgliedschaftsstudien und auf andere Landeskirchen. Der wirtschaftliche Leitsatz, „gerade in der Krise investieren“, könne nicht angewandt werden. Für das Kollegium stünde fest: Wir werden nicht gegen den Trend wachsen. Zwar würden Maßnahmen zur Mitgliederbindung und -gewinnung (wie zum Beispiel kirchensteuer-wirkt.de) erhalten und weiterentwickelt, aber es sei notwendig, sich auf rückgehende Mitgliederzahlen und Einnahmen einzustellen, „Alles andere“, so Werner „wäre Pfeifen im Wald.“

Herausforderungen: Gebäude, Klimaschutz, Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, Fachkräftemangel

Damit auch künftige Generationen handlungsfähig blieben, sei es notwendig, so Werner, sich auf absehbare Folgen einzustellen. Es könne nur Geld ausgegeben werden, das zur Verfügung stehe. Eine Reduzierung der finanziellen Belastung durch den Gebäudebestand der Landeskirche und der Kirchengemeinden sei deshalb unbedingt notwendig. Gleichzeitig sei man im Oberkirchenrat mit der Aufgabenkritik fortgeschritten, um auch hier notwendige Einsparungen umzusetzen. Die gleichzeitig zusätzlich anfallenden Aufgaben, wie zum Beispiel durch Anerkennungszahlungen an Betroffene sexualisierter Gewalt, müssen trotz Sparzwängen bewältigt werden. Es gelte, im Bereich Aufarbeitung sexualisierter Gewalt Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Erste Schritte in die richtige Richtung seien durch die AUF!-Studie getan. (Siehe TOP 14). Bei allen Einsparungen erfordere die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes zusätzliche Investitionen. Nur so könne das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden. Schließlich erschwere der zunehmende Fachkräftemangel die Bewältigung der Aufgaben.

Hoffnungsaussagen und Vertrauen.

Trotz eines Mitgliederrückgangs wolle man am Status Volkskirche festhalten, so Stefan Werner. Die Evangelische Kirche in Württemberg sei keine Klientelkirche, auch wenn dies von einigen vertreten werde. Entscheidend für diese Überlegung sei, dass man Volkskirche nicht quantitativ verstehe, sondern als Frage der Haltung. Aus dieser Perspektive stehe und falle das Modell der Volkskirche nicht damit, ob sich eine gesellschaftliche Mehrheit zur Kirche bekenne oder nicht. Diese Perspektive ermutige einen Weg des Wandels zu gehen und das eigene Angebot „programmatisch bewusst und volkskirchlich“ zu schärfen. Das bedeute gleichzeitig auch Überflüssiges abzuwerfen, ermögliche so aber auch eine Profilschärfung, betonte Werner. Ziel des eigenen Handelns als Oberkirchenrat sei es, weniger ein klares Bild für die Zukunft der Kirche vorzugeben, sondern einen Rahmen zur Verfügung zu stellen und Freiräume zu öffnen, in denen Kirche von der Zukunft her gedacht werden könne. Wichtig sei es, einerseits Trauer über verlorenes Terrain und verpasste Chancen zuzulassen, andererseits in einem nächsten Schritt die Trauer hinter sich zu lassen, offen zu sein für Gottes Wirken und sich am Hoffnungsüberschuss des Glaubens zu orientieren.

Prognosen und Planungen

Das Kollegium habe sich für die Aufgabe, einen guten Rahmen und Freiräume zu ermöglichen, damit Kirche auf allen Ebenen von der Zukunft gedacht werden könne, auf zentrale Punkte verständigt, so Stefan Werner:   

Auf seiner Klausur habe das Kollegium sich mit dem Thema befasst und festgestellt, das Handlungsbedarf bestehe, auch wenn im Vergleich zu anderen Landeskirchen und staatlichen Behörden sich die Regelungsdichte in Grenzen halte. Dabei solle pragmatisch vorgegangen werden. Konkret habe man sich auf folgende Punkte zum Bürokratieabbau geeinigt:

  • Digitalisierung der Verwaltung fortsetzen: nicht analoge Prozesse digitalisieren, sondern Prozesse digital aufsetzen
  • Digitalstrategie „Going to the Market“ - auf Vorhandenes zurückgreifen statt neu

programmieren

  • Zahl und Besetzung von Gremien überprüfen.
  • Welche Entscheidungen müssen zwingend in Gremien getroffen werden?
  • Pragmatische Umsetzung hat Vorrang
  • Prozesse überprüfen und einfacher gestalten, Beteiligungsprozesse reduzieren
  • Subsidiaritätslandkarte erstellen, mehr dezentrale Entscheidungen zulassen
  • Vertrauen stärken – Misstrauen abbauen
  • Doppelstrukturen konsequent abbauen
  • Keine „unnötige Professionalität“
  • Improvisation als Teil der Problembewältigung zulassen
  • Kooperationen fördern
  • Entscheidungen treffen!
  • Einen Anwalt der Verwaltungsvereinfachung etablieren
  • Keine Normen-Kontroll-Kommission

Werner identifizierte gegensätzliche Trends, die die Umsetzung erschwerten. Neben der Forderung der Entbürokratisierung gehe der Trend von der Rahmensetzung zur Lenkung, wie das Klimaschutzgesetz verdeutliche und zur Einzelfallgerechtigkeit. Für das Erreichen einer Entbürokratisierung brauche es den Willen zur selbstkritischen und nüchternen Überprüfung der Verwaltung. Zwar habe dabei ein einfaches, pragmatisches Verfahren Vorrang, gleichzeitig bedeute das nicht eine Befürwortung von Lösungsansätzen „contra legem“. Das geltende Recht müsse bei der Umsetzung der Entbürokratisierung gewahrt werden, bekräftigte- Werner, auch als Leiter des Dezernats 5 (Grundsatzangelegenheiten Landeskirche, Geschäftsleitung).

Neben der Entbürokratisierung sei die Arbeitskultur ein entscheidender Faktor, ob die beschriebenen Herausforderungen gut bewältigt werden könnten. Es müsse eine Kultur der Zusammenarbeit etabliert werden, die an vielen Stellen schon jetzt gut funktioniere. Dort wo sie gestört sei, müsse das angesprochen werden. Gerade dort, wo um schwierige Themen gerungen werde, müsse auf den Umgangston geachtet werden, um Kränkungen zu vermeiden und eine gute Arbeitskultur zur prägen. Werner betonte, dass die Forderung nach einer Serviceorientierung des Oberkirchenrats zwar seine Berechtigung habe, aber gleichzeitig klar sein müsse: „Niemand, der eine Genehmigung versagen muss, ist deshalb nicht serviceorientiert.“ Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen würden ernst genommen, aber gleichzeitig gehöre der Gesetzesvollzug und die Prüfung von genehmigungspflichtigen Sachverhalten ebenso zu den Aufgaben des Oberkirchenrats. Der Direktor im Oberkirchenrat warb für gegenseitiges Zuhören und warnte vor einer Profilierung auf die Kosten des anderen. Nicht zuletzt sei es wichtig, die Entlastungspotentiale zu nutzen, die die fortschreitende Digitalisierung ermögliche. Die Entgrenzung der Arbeitszeit durch Homeoffice biete einerseits eine flexiblere Arbeitszeiteinteilung, berge aber gleichzeitig auch die Gefahr totaler Entgrenzung. Hier müsse an guten Regelungen landeskirchenweit gearbeitet werden. Überzogene Erwartungen sowie bewusste und unbewusste Kontrollmechanismen müssten analysiert werden. Der Satz „Führen heißt: Arbeiten Sie nicht so hart!“ sei provokant, müsse aber in Hinblick auf die Landeskirche auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden.

Zum Abschluss seines Berichtes nahm Werner noch einmal die Notwendigkeit der Aufgabenkritik, die Frage der Arbeitskultur und die Gefahr einer nicht mehr zu administrierenden Bürokratie in den Fokus. Eine Lösung für diese Problem sei nicht mit dem Denken zu erreichen, dass zum Problem geführt hat.

Maike SachsBild: Gottfried Stoppel

Votum des Gesprächskreises Lebendige Gemeinde, gehalten von Maike Sachs (St. Johann-Gächingen)

Verehrte Präsidentin, liebe Mit-Synodale, vor allem aber lieber Herr Direktor Werner,

beim Lesen Ihres Berichtes wurde mir deutlich, dass wir beide, Sie und ich, ganz unterschiedliche Professionen erlernt haben. Eine Theologin ist einfach keine Juristin.

Deshalb dachte ich zunächst: Alles ziemlich nüchtern, Verwaltung eben.

Andererseits haben Ihre Ausführungen mir noch einmal richtig Respekt abverlangt.

Ja, so erlebe ich Sie und das schätze ich an Ihnen außerordentlich in unserer Zusammenarbeit im Sonderausschuss: Sie denken wohltuend strukturiert, behalten das Ganze einer stattlichen Behörde im Blick, sind mit Ihrer Expertise in zahllosen Prozessen beteiligt und erhalten sich trotzdem Visionskraft. Mit ihr formulieren Sie Ziele, die Sie wiederum beharrlich verfolgen, indem Sie kommunizieren, vernetzen und steuern.

Es ist gut, dass Sie an diesem Platz sind! Wir verdanken Ihnen – und selbstverständlich Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – in diesen bewegten und bewegenden Zeiten eine ganze Menge.

Denn daraus machen Sie keinen Hehl: Die Zeiten sind schwierig. Sie sind noch einmal schwieriger als die Jahre, in denen wir uns das Sparen bereits vorgenommen hatten.

In gewisser Weise geht es momentan um die Quadratur des Kreises. Denn es stehen Veränderungen an, für deren Bewältigung uns die Ressourcen fehlen. Das will ich an zwei Beispielen deutlich machen.

Bürokratie muss unbedingt abgebaut werden, d.h. Verwaltungsvorgänge verschlankt, Gremienzeiten reduziert und die Digitalisierung muss ausgebaut werden. Dazu brauchte es eigentlich Personalkraft. Ich sage es mal so: Auch der Bürokratieabbau braucht einen „Bürokraten“, der ihn umsetzt. Aber das Personal ist knapp und kostbar und sowieso schon aus- bis überlastet. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Ein Zweites: Veränderungen brauchen Kapital. Sie selbst benennen das Klimaschutzgesetz, das wir uns als Landeskirche verordnet haben. Veränderungen brauchen Kapital, weil erst die Investition in das Neue nötig ist, ehe das Alte abgelöst werden kann. Wie aber verändert man, wenn das Kapital fehlt oder mehr als dringend eingespart werden sollte?

Ich fürchte, in dieser Frage haben wir etwas versäumt. Wir hätten investieren sollen, solange die Landeskirche finanziell noch ein gutes Polster hatte. Ich erinnere mich an Stimmen in der synodalen Debatte, die schon vor 10 Jahren gemahnt haben, nur 80% der Gelder für den Erhalt und 20% für Innovation vorzusehen. Heute würde ich sagen: Der Streit darüber, was Innovation ist, hat uns leider gelähmt. Und so haben wir erhalten, was heute nicht mehr zu halten ist. 

Ich erinnere mich auch an manche Einbringungsrede des Finanzdezernenten Dr. Kastrup, in der er für Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung geworben hat. Heute sagen Sie, Herr Werner: „dass finanziell aufwändige Programme zum Kirchenaufbau, mit der … Zielsetzung den derzeitigen Trend des Mitgliederverlustes aufzuhalten oder gar umzukehren, nicht anstehen.“

Das sind harte Worte für eine Theologin, harte Worte für jemanden, der mit Leib und Seele Gemeindepfarrerin war und junge Leute heute ermutigt, ins Gemeindepfarramt zu gehen. Denn was anderes ist unser Geschäft!? Was anderes ist das Geschäft unseres Ehrenamtlichen vor Ort?!

Aber – halt, es ist ja der Bericht des Direktors des Oberkirchenrats, lieber Herr Werner. Sie mahnen uns zur Vorsicht. Und ich weiß, dass Sie diese Fragen im Hintergrund mit bewegen. Deshalb sprechen Sie ja auch davon, einen guten Rahmen zu gestalten und Freiräume zu schaffen, der Kreativität Raum zu geben, ohne beständig Einzellösungen zu schaffen, oder - der Begriff Serviceorientierung wird mehrfach genannt usw.

Gleichzeitig beschreiben Sie, dass in dieser Zuordnung von Landeskirche als Rahmengeber und den Kirchengemeinden und Einrichtungen, die in diesem Rahmen agieren, so mancher Zündstoff liegt, wenn nämlich der Rahmen als zu eng empfunden und deshalb die Verwaltung als Gegner wahrgenommen wird. Da kann die Debatte schon heftig werden!

Und die Kluft zwischen „denen in Stuttgart“ und den Menschen in der Fläche der Landeskirche droht sich zu vertiefen.

Was ist zu tun?

Ich meine, es ist Zeit für Investitionen, für Investitionen, die sich nicht in Euro oder Cent messen lassen.

Wir brauchen Vertrauen – Vertrauen durch eine beharrliche Kommunikation, die eine klare Sprache auf der einen Seite und ein offenes Ohr auf der anderen Seite erfordert. Kirchengemeinden, Einrichtungen und Werke müssen verstehen, dass nicht der OKR spart, weil er sparen will, sondern dass die Herausforderungen sich nur gemeinsam bewältigen lassen. Gleichzeitig braucht die Kommunikation von Veränderungen viel Geduld, manchmal mehrere Anläufe und ein hohes Maß an Transparenz. Beschlossene Vorgaben, die Betroffene überraschen, schaffen kein Vertrauen, sondern säen Misstrauen.
Zutrauen – Freiräume sagen: „Wir trauen Euch das zu!“ Das heißt konkret: Was gut läuft, muss gestärkt werden, nicht gekürzt. Ein Rasenmäherprinzip, bei dem alles gleichbehandelt wird, wird der Vielfalt unserer Kirche nicht gerecht. Zum Beispiel in der Verwaltungsreform wünschte sich manche Region mehr Zeit und mehr Flexibilität, damit nicht abgebaut wird, was die Kapazität hat, noch einige Jahre zu tragen.

Vergewisserung – nicht Form, Gestalt und Gebäude tragen die Kirche, sondern ihre Inhalte. Und wer sich des Inhalts gewiss ist, kann über die Gestaltung von Formen und die Nutzung von Gebäuden befreit nachdenken.

In der Bewegung neuer Gemeindeformen formuliert man vier Grundausrichtungen, die für kirchliches Leben maßgeblich sind. Auf Englisch lauten sie: UP – Menschen werden ermutigt mit Gott in Beziehung zu leben, IN – eine starke Gemeinschaft ermutigt und begleitet, OUT – Kirche ist den Menschen zugewandt, die nicht oder nicht mehr oder noch nicht zu ihr gehören und OFF – sie weiß sich der Tradition ihrer Geschichte und der weltweiten Christenheit verbunden.

Wenn ich die Tagesordnung unserer Synode anschaue, dann sehe ich ein Vielerlei an Themen. Was wäre, wenn wir mehr noch fragten, was dem Up, dem In, dem Out und dem Off dient? Was könnte dann wegfallen? Wofür müssten wir uns mehr Zeit nehmen? Damit verbunden ist Punkt 4:

Konzentration – wir können uns nicht mehr alles leisten. Ich glaube, das ist Common Sense. Aber heißt das in der Konsequenz, wir leisten uns von allem ein bisschen weniger? Ich fürchte, genau das macht uns gerade so atemlos: Wir versuchen mit weniger das zu erhalten, was mit viel noch möglich war. Konzentration aber heißt nicht von allem ein bisschen, sondern weniger, das Wenige aber tun wir dann richtig. 

Übrigens – das hieße dann, Kirche geistlich zu leiten, von ihrer Mitte her, gespeist aus der Quelle ihrer Lebendigkeit, im Vertrauen und im Gebet und im Hören auf Gott. Denn nur so wissen wir, was als Kirche dran ist. Wenn wir so unsere Leitungsaufgabe als Synode und Kirchenleitung verstehen, dann bin ich gerne mit auf dem Weg.

Prof. Dr. Martin PlümickeBild: Gottfried Stoppel

Votum des Gesprächskreises Offene Kirche, gehalten von Prof. Dr. Martin Plümicke  (Reutlingen)

Lieber Herr Werner,

herzlichen Dank für Ihren Bericht.

Fangen wir vorne an.

Ja, es stimmt, wir verlieren Mitglieder, ja, es stimmt, auch wir bekommen weniger Kirchensteuer. Aber seit über einem Jahrzehnt stellen wir nun fest, dies nicht proportional geschieht. Obwohl wir sogar einen stärkeren Verlust von Kirchenmitgliedern als in der Freiburger Studie vorgesagt haben, hatten wir z.B. gerade im Oktober wieder einen deutlichen Kirchensteuerzuwachs gegenüber dem Vorjahr und liegen nun fast wieder auf dem Vorjahresniveau! Das Defizit, das Sie wieder und wieder nennen, ist eine rein betriebswirtschaftliche Größe und kommt nur dadurch zustande, dass wir in den letzten Jahren von Kameralistik auf die Doppik umgestellt haben. Wir veranschlagen fiktive Ausgaben. Wenn wir tatsächliche Entnahmen und Zuführungen zu Rücklagen und Stiftungen betrachten, haben wir immer noch einen Überschuss im mittleren zweistelligen Millionenbereich. 

Lassen Sie es mich mit einem biblischen Bild ausdrücken, wir beklagen, dass wir nicht genug Manna einsammeln können, ohne zu wissen, ob das Manna, wenn wir es brauchen werden, nicht schlecht geworden ist.

Völlig einverstanden und dankbar sind wir dafür, dass sich der OKR nun endlich von dem Bild des „Wachsens gegen den Trend“ und die vielfältigen Projekte, die oftmals nur ein Strohfeuer waren, verabschiedet hat. 

Sicherlich ist auch Ihre Aussage richtig, wenn Sie darauf verweisen, dass der Mitgliederverlust nicht alleine auf mangelnde Investitionen in inhaltliche Programme zum Kirchenaufbau zurückzuführen ist. Wenn Sie aber keine Alternativen aufzeigen, heißt das in Klartext: Wir können nichts tun als den Niedergang verwalten und das „soll nicht in einer depressiven Grundhaltung erfolgen.“ führen Sie weiter aus.

Ich möchte hier für uns der OFFENE KIRCHE sagen, wir engagiere uns nicht seit vielen Jahrzehnten in dieser Kirche, um jetzt ihren Untergang zu begleiten. Wie gesagt wir negieren die Rahmenbedingungen unsere Kirche NICHT, aber wir erwarten von einer Strategischen Planung, dass sie zumindest ein paar Ideen aufzeigt, wie man aus dem Tal in dem wir stecken, wieder herauskommt! 

Lassen Sie es mich an zwei Beispiele aufzeigen. Wir stellen fest, dass unsere Tagungshäuser defizitär sind. Im Raum steht die Halbierung der Kosten. Das Einzige, was uns einfällt, wir schließen zwei der vier Häuser. - Nein eigentlich ist es sogar andersrum, einige postulieren, wir müssen zwei Häuser schließen, ohne zu wissen, ob und wieviel wir damit tatsächlich sparen werden. Warum überlegen wir uns nicht, wie wir unsere Häuser so gestalten können, dass sie weniger Defizit haben. Dazu bedarf es an Investitionen, vielleicht sogar des ein oder anderen Neubaus. Vielleicht müssen wir auch mit weniger Personal auskommen. Im Sommer habe ich das in Norwegen z.B. erlebt. Die Standarddienstleistungen wie Ein- und Auschecken waren digitalisiert. Aber es war rund um die Uhr eine Person ansprechbar, wenn man Sonderwünsche hatte oder es Probleme gab. Einen Service, den unsere Häuser heute nicht bieten. Was ist für unsere Menschen wohl der bessere Weg, ein effizienteres Gebäudemanagement oder die Schließung der „Kathedralen der Jugendarbeit“, wie manche junge oder junggebliebene Menschen unsere Tagungshäuser bezeichnen.

Ein zweites Beispiel: Wir haben weniger Pfarrerinnen und Pfarrer, zum Teil selbstverschuldet, aber im Moment nicht zu ändern. Die einzige Antwort, die wir darauf haben: Aufgaben reduzieren und auf das vorhandene Personal verteilen. Dabei nehmen wir in Kauf, dass ganze Landschaften von kirchlicher Arbeit verschwinden! Könnte man nicht alternativ die Aufgaben von Pfarrerinnen und Pfarrer von vielem befreien, insbesondere von der Verwaltungsgeschäftsführung, was eigentlich sehr wenig mit Theologie zu tun hat? Man müsste umdenken und andere Professionen beschäftigen, die diese Aufgabe wahrnehmen. Dies kann heute sicher nicht ehrenamtlich geschehen, aber nebenberuflich mit Aufwandsentschädigung oder Honorar vielleicht schon!

Das sind zwei Beispiele, die aufzeigen, was wir uns unter einer strategischen Planung vorstellen, die Ideen aufzeigen würde, wie wir aus der Krise herauskommen. Ja, es bedarf in beiden Fällen auch an finanziellem Engagement, und das Geld haben wir, aber wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen und Menschen etwas zuzutrauen.

Das sagen Sie auch „in Zeiten epochaler Herausforderungen kommt es darauf an, dass der Staat den Menschen etwas zutraut und die Menschen sich selbst auch“. Klingt sehr gut und macht Hoffnung. Doch dann folgt die Ernüchterung, wenn Sie sagen, unsere Kirche sei konsistorial und zum Ausdruck bringen, daran lässt sich auch nichts ändern.

Alles, was dann folgt, ist wenig glaubwürdig, wenn sie nicht bereit sind, auch darüber nachzudenken, weniger konsistorial zu werden. Lassen Sie es mich ganz offen sagen, in der letzten Zeit haben es viele von uns so empfunden, der OKR will nichts aus der Hand geben, man traut den Gemeinden nur wenig an Eigenverantwortlichkeit zu. Lieber riskiert man, dass die Kirche erschlafft, als dass man den Gemeinden größere Freiheiten und somit dringend benötigten Gestaltungfreiraum gibt. 

Bei manch Positivem, das Sie nennen, wie „Subsidiaritätslandkarte erstellen, mehr dezentrale Entscheidungen zulassen“, lässt uns Ihr Ziel „Beteiligungsprozesse reduzieren“ doch sehr erschrecken. Es ist zwar völlig richtig, dass man Doppelbefassungen, und davon haben wir sehr viele, abbaut, aber echte Beteiligungsprozesse abbauen wird uns nicht voranbringen. Wenn man Beteiligung stärkt, wird Kirche wieder attraktiv. So gewinnt man Menschen, gibt Gestaltungfreiraum und Hoffnung. 

Lassen Sie mich zwei Beispiele nennen, wie man Gemeinden mehr Freiheiten geben könnte. 

Lassen Sie KGRs alleine darüber entscheiden lassen, ob sie Vereinen beitreten wollen. Über den Vorschlag haben wir gerade in der letzten Synodaltagung abgestimmt und Sie als OKR haben sich vehement dagegen eingesetzt.

Der andere wäre eine kleine Revolution und auch wir der OFFENE KIRCHE haben darüber noch nicht gesprochen: Lassen Sie die KGRs alleine über Bauprojekte entscheiden, geben Sie den Ausgleichsstock auf und lassen Sie die Kirchenbezirke die Bedarfsplanung machen, wie und wo das Geld für Bauprojekte auf die Gemeinden verteilt wird.

Bei aller Kritik möchte ich mit einer Gemeinsamkeit schließen, die auch wir für absolut grundlegend für eine Kirche halte:

Sie sagen: „Als Kirche sind wir an „alle Welt“ gewiesen und dürfen uns nicht darauf kaprizieren, religiöse Sonderwelten zu errichten.  Das Modell der Volkskirche steht und fällt deshalb nicht mit der Frage, ob sich eine gesellschaftliche Mehrheit zur Kirche bekennt oder nicht.“

Die Aussage von Ihnen halten wir für absolut essentiell. Deshalb möchte ich sie zum Abschluss nochmals deutlich herausstellen.

 

André BohnetBild: Gottfried Stoppel

Votum des Gesprächskreises Evangelium und Kirche, gehalten von Dr. André Bohnet (Stuttgart)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Landesbischof, sehr geehrte Mitglieder des Kollegiums des Oberkirchenrats, sehr geehrter Herr Direktor Werner, Hohe Synode!

Vielen Dank, Herr Direktor Werner, für Ihren realistischen und weitsichtigen Bericht zur Strategischen Planung.

In vielen Analysen und daraus folgenden Konsequenzen stimmt der Gesprächskreis „Evangelium und Kirche“ dem Bericht zu. Ich möchte einige Punkte herausgreifen und unsere Einschätzungen dazu ergänzen:

1. EuK unterstützt jede Maßnahme zur Aufarbeitung und Prävention von (sexualisierter) Gewalt in unserer Landeskirche

Zuerst – und das stelle ich bewusst an den Anfang: Als Kirche müssen wir alles dafür tun, um es potenziellen Täterinnen und Tätern im Bereich der sexualisierten Gewalt so schwer wie nur irgend möglich zu machen.

Wir als Gesprächskreis „Evangelium und Kirche“ begrüßen jede Maßnahme zur Aufarbeitung und Prävention von (sexualisierter) Gewalt in unserer Landeskirche. Dazu braucht es gute Schutzkonzepte, die auch laufend evaluiert und aktualisiert werden.

Denn wir sind überzeugt: Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen müssen ein Schutzraum sein. Hier muss alles dafür getan werden, dass Menschen vor Gewalt in jeder Form geschützt werden. Unsere Glaubwürdigkeit hängt auch an der Frage, wie ernsthaft und nachhaltig wir mit diesem Thema umgehen.

2. EuK unterstützt die generationengerechte und nachhaltige Finanzplanung und den verantwortungsbewussten Umgang (auch) mit personellen Ressourcen

Zweitens: Ausdrücklich unterstützen wir als Gesprächskreis das Ziel eines binnen fünf Jahren wieder ausgeglichenen Haushalts. Und die damit einhergehende generationengerechte und nachhaltige Finanzplanung.

Wir müssen uns als Landeskirche, aber auch als Synode davon verabschieden, dass wir ständig neue Reformprojekte und -prozesse initiieren wollen, die uns nur immer mehr in finanzielle Unwägbarkeiten stürzen – und damit auch den mittelfristigen finanziellen Spielraum für unsere Kernaufgaben deutlich verkleinern.

Vieles können und sollten wir uns in Zukunft nicht mehr im bisherigen Umfang leisten. Um hier klar unterscheiden zu können, braucht es fortlaufend eine Verständigung darüber, was zum Wesen und zu den Kernaufgaben von Kirche gehört – und was demnach auch nicht.

Das verlangt die finanzielle Nachhaltigkeit von uns. Denn auch für die kommenden Generationen braucht es eine Landeskirche auf soliden finanziellen Beinen.

Und diese Aufgabe sehe ich positiv: Es hilft uns, als Kirche das eigene Profil zu schärfen und noch erkennbarer zu werden.

Das Gebot der Stunde ist aus unserer Sicht deshalb finanzielle Zurückhaltung in unsicheren Zeiten und damit ein auch langfristig nachhaltiger Umgang mit den uns anvertrauten Mitteln.

Das gilt ausdrücklich auch für die vielen Menschen im kirchlichen Haupt- und Ehrenamt. Angesichts des vielzitierten Fachkräftemangels erscheint es doch naheliegend, uns zu fokussieren. D. h. auch unsere knapper werdenden personellen Ressourcen in wichtigen kirchlichen Kernbereichen einzusetzen.

Dabei begrüßen wir die Zielsetzung der wertschätzenden Kommunikation. Deshalb an dieser Stelle auch ein herzlicher Dank an alle, die sich in unserer Kirche im Haupt- oder Ehrenamt einbringen.

3. Bürokratieabbau bedeutet für EuK auch Prozess- und Gremienverschlankung auf allen Ebenen, eine gehörige Portion Pragmatismus sowie Vertrauen zu den handelnden Leitungspersonen und natürlich auf den Herrn der Kirche

Drittens ist aus Sicht von „Evangelium und Kirche“ ein wichtiger strategischer Aspekt der Bürokratieabbau bzw. die umrissene Prozess- und Gremien-verschlankung auf allen Ebenen.

Klar, das scheint eine Binsenweisheit zu sein. Doch bei näherem Hinsehen liegt darin eine der größten Anfragen an unsere bisherigen kirchlichen Gewohnheiten:

Denn ich nehme es so wahr, dass bei Entscheidungen im kirchlichen Bereich immer und überall noch jemand abgeholt oder beteiligt werden muss. Manchmal habe ich mich schon bei der Frage ertappt, ob bei Busunternehmen auch nur annähernd so viele Leute „abgeholt“ und „mitgenommen“ werden müssen wie bei „kirchens“.

(Scherz beiseite:) Bei aller Wertschätzung für demokratische Entscheidungswege braucht es zur Überwindung dieser oft trägen Prozesse auch einen Kulturwandel hin zum Vertrauen: Zum Vertrauen in die gewählten (!) handelnden Leitungspersonen und letztlich auch zu mehr Vertrauen auf den Herrn der Kirche.

Ja, und eine große Portion Pragmatismus – denn nicht jede kleine Entscheidung braucht noch eine Beratungsrunde in Gremien. Manches muss in Zukunft auch pragmatisch und auf dem kleinen Dienstweg gelöst werden können.

Für solchen Pragmatismus die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, bleibt unsere gemeinsame Aufgabe.

4. EuK steht für die Landeskirche als „Volkskirche“ – dieser Begriff ist jedoch theologisch zu schärfen!

Viertens: Zurecht wird im Strategiebericht festgestellt, dass die häufig vernommene Kritik am Begriff der „Volkskirche“ zu kurz greift. „Das Modell der Volkskirche steht und fällt […] nicht mit“ gesellschaftlichen Mehrheitsverhältnissen – sonst gäbe es schon lange keine Volksparteien mehr.

Aus Sicht von „Evangelium und Kirche“ ist der Begriff der „Volkskirche“ aber theologisch zu schärfen. Gerade in einer Zeit, in der wir als Evangelische Landeskirche mit unseren Mitgliedern eben keine Mehrheit im „Volk“ mehr darstellen.

„Volkskirche“ kann aber dennoch weiterhin „Kirche für das Volk“ sein – eben keine zurückgezogene Klientelkirche, sondern eine Hoffnungsgemeinschaft, offen nach innen und außen.

Einig im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Aber doch als Volkskirche mit großer innerer Freiheit und Vielfalt– zum Beispiel mit der Freiheit, sich als Gemeindeglied aktiv zu engagieren oder das Gemeindeleben lediglich wohlwollend distanziert mitzutragen. Solch große innere Freiheit und damit auch Vielfalt unterscheidet uns als Landeskirche von vielen kleineren Freikirchen. Wir sollten den Begriff der „Volkskirche“ also nicht vorzeitig begraben, sondern noch mehr mit theologischem Gehalt füllen.

5. Ein Hoffnungswort zum Schluss (Jeremia 29,11)

Zuletzt: Ja, wir sind als Kirche Hoffnungsgemeinschaft. Wir leben aus den Zusagen unseres Herrn. Allein dadurch haben wir eine Existenzberechtigung.

Schließen möchte ich deshalb mit einem Hoffnungswort, das mir wertvoll geworden ist. Gott spricht es zu den nach Babylon Deportierten aus Juda. Durch seinen Propheten Jeremia lässt er dem Volk ausrichten (Jeremia 29,11):

„11 […] ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR:

Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“

Möge Christus, der lebendige Herr der Kirche, auch uns in Württemberg solche Gedanken der Hoffnung und der Zukunft schenken.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Bernd WetzelBild: Gottfried Stoppel

Votum des Gesprächskreises Kirche für morgen, gehalten von Bernd Wetzel (Brackenheim)

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Direktor Werner, hohe Synode,

„Der Oberkirchenrat macht, was er will!“

Der Oberkirchenrat ist intransparent in seinem Handeln!", ----- das höre ich immer wieder, in unterschiedlichen Zusammenhängen, wenn ich in der Region im Gespräch bin. ---- Die strategische Planung ist ein starkes Gegenbeispiel, das jedenfalls große Hoffnungen auf Veränderung weckt.

Ich finde in der Strategischen Planung viele gute Aussagen, die ich nun als Argument im Gespräch verwenden kann, um zu vermitteln und ein anderes Bild zu zeichnen. Dieser Bericht ist getragen von einem hohen Maß an Transparenz und wird uns helfen, Vertrauen vor Ort aufzubauen.

Auf 15 Seiten legen sie, Herr Direktor Werner, die zukünftige und auch schon gegenwärtige Handlungsrichtung offen.
Von einer selbstkritischen Rückschau, über das was wir als vorfindliche Situation akzeptieren müssen, bis hin zu Hoffnungsaussagen und schließlich Ableitungen und Planungen.

Dabei verstehen sie alles als ein Lernprozess. Das ist der Situation angemessen und wirklich hilfreich. --- Herzlichen Dank dafür!
Dieser Bericht fordert uns alle, nicht nur den Oberkirchenrat, dazu auf, herauszutreten aus unserer Komfort-Zone.

Es gibt viele Hauptthemen, die ich in ihrem Bericht unterstrichen habe. Zwei möchte ich besonders betrachten:
 
Bürokratieabbau:
Sie wollen Prozesse überprüfen und einfacher gestalten. In Zukunft mehr risiko-orientiert satt kontroll-orientiert arbeiten. Sie wollen Vertrauen stärken - Misstrauen abbauen. Keine unnötige Professionalität. Einen Anwalt der Verwaltungsvereinfachung etablieren...

Hier hätte ich gleich ein Beispiel, wo man direkt beginnen könnte: Wie wäre es, wenn sie den Bürokratieabbau gleich mit einplanen, bei den angestrebten Bezirks-Fusionen und bei der Umsetzung des Dekanatsplans.

Wenn zukünftig ein Dekanat für zwei Bezirke zuständig sein wird: Was gehört zu den Kernaufgaben einer Dekanin, eines Dekans? - Was fällt weg? - Wer macht das dann? Wo können bürokratische Hürden und Hindernisse abgebaut oder erst gar nicht aufgebaut werden?

Hier habe ich die Rechtsammlung unserer Evangelische Landeskirche in Württemberg -fällt ihnen etwas, auf?

Sie ist ganz schön dick geworden! Und hier sind vermutlich nicht mal die ganzen Verordnungen und Ausführungsbestimmungen drin.
Herr Direktor Werner, sie haben in ihrem Bericht auf Seite 12 festgestellt: "Der Synode kommt im Rahmen ihrer Gesetzgebungskompetenz eine Schlüsselrolle zu." Das heißt, wir als Evangelische Landessynode stehen zusammen mit dem Oberkirchenrat vor einer großen Aufgabe, die Gesetzte und Regelungen zu entschlacken, wo es nötig, sie zu ändern oder abzuschaffen".

Denn die bestehende Gesetztes-Lage bringt uns leider dazu, dass wir alles von oben nach unten kontrollieren und regeln. Beispiele, die ich nennen möchte:

Wie kompliziert ist es, wenn ein Diakon tauft - wenn man hier den Dienstweg einhalten würde.

Oder: Es gibt nun diese Andachtskurse, wo man im Gemeindegottesdienst öffentlich beauftragt wird, dass man jetzt eine Andacht halten darf. Das ist aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig.

Müsste es nicht viel mehr so sein, dass die Gemeinden Filialen sind, die sich unter dem Dach der Landeskirche andocken können und deren Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Gerade ist es eher so: Die Gemeinden sind rechtliche zwar selbständig, aber so viel wird von oben geregelt, das macht den Bürokratieaufbau so stark.

Kirchenbild:

Sie sagen: „Wir wollen Volkskirche bleiben?" Danke, dass sie den Begriff Volkskirche neu definieren. Was heißt das, Volkskirche bleiben zu wollen, bei starkem Kirchenmitgliederrückgang, in einer Minderheitensituation? Winfried Kretschmann hat es vor der EKD-Synode in Ulm gesagt und hat es theologisch begründet: „Wir sind in Zukunft eher eine Kirche im Volk - Salz der Erde und Licht der Welt. Ich denke, so muss man zukünftig Kirche sehen!“

Dieses Festhalten daran, in traditioneller Weise "Volkskirche sein zu wollen", überfordert uns auf Dauer - Wir meinen wir sind Volkskirche und denken, wir müssen alle bedienen und erreichen mit unseren volkskirchlichen Strukturen. Kirche für Morgen folgt in ihrem Bild von Kirche einer theologischen Grundlinie.

Der ewige Gott, der auf Beziehung aus ist, gewinnt und sendet Menschen als Jüngerinnen und Jünger durch Jesus Christus, durch den heiligen Geist, um so Beziehungen zu Menschen zu bauen. Kirche ist also das Resultat von Gottes beziehungsstiftendem Wesen und im Kern ein Beziehungsgeschehen.

Unsere Aufgabe für die Zukunft ist, dass wir uns senden lassen, um Beziehung zu Menschen zu suchen und zu bauen. So gewinnen wir an Relevanz für Menschen um uns herum. Dieses „Beziehungs-vermittelnde Kirche sein“, dieses Salz und Licht sein fordert uns alle zusammen auf, herauszutreten aus unserer Komfort-Zone.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
 

Aussprache

In der Aussprache der Synodalen, die sich an die Gesprächskreisvoten anschloss, übten mehrere Synodale Kritik am von Stefan Werner geforderten  Abbau von Beteiligungsprozessen. Eckart Schultz-Berg (Stuttgart) forderte, dass ein notwendiger Bürokratieabbau keinen Demokratieabbau bedeuten dürfe. Zwar müsse die Anzahl der Gremien kritisch überprüft werden, aber demokratische Prozesse dürften darunter nicht leiden. Angesichts der Gefahr von rechts auf politischer Ebene, sei es umso wichtiger, dass die Kirche sich als demokratische Institution verstehe. Ihm pflichtete Michael Schradi (Blaubeuren) bei, auch wenn er zugestand, dass überprüft werden müsse, wo Beteiligungsprozeese notwendig und sinnvoll sind. Dr. Antje Fetzer-Kapolnek (Waiblingen / Backnang) mahnte in Bezug auf die von Werner bestärkte Subsidiarität an, dass diese auch ehrlich umgesetzt werden müsse. Gegenwärtig seien beispielsweise mit der Verwaltungsstrukturreform her gegenläufige Tendenzen zu einer Zentralisierung wahrnehmbar.

Positiv aufgenommen wurde unter anderem die Forderung des Bürokratieabbaus. Christiane Mörk (Besigheim/Brackenheim) bestärkte Werner in diesem Vorhaben und äußerte den Wunsch in der Umsetzung des Bürokratieabbaus schnell zu handeln. Die Anzahl der Gremien habe im Zuge der Strukturreformen sogar zugenommen und müsse jetzt wieder reduziert werden. Dr. Markus Ehrmann (Crailsheim, Blaufelden, Weikersheim) äußerte sich ambivalenter zum Bürokratieabbau. Der sei nicht in jedem Fall per se gut, sondern nur dann, wenn Menschen etwas zugetraut werde. Das bedeute aber im gleichen Zuge, dass auf Gemeindeebene mehr Verantwortung übernommen werden müsse. Dr. Hans-Ulrich Probst (Tübingen) teilte diese Einschätzung gegenüber einer unkritischen Bejahung des Bürokratieabbaus. Bürokratieabbau führe nicht zwangsläufig zu guten Ergebnissen. Es müsse die Frage gestellt werden, welche Prozesse wirklich notwendig seien. Auf keinen Fall dürfe der Bürokratieabbau von Seiten des Oberkirchenrats genutzt werden, um „durchzuregieren“, so Probst. Ein sinnvoller Bürokratieabbau setze auf der Gemeindeebene an und frage danach, wo Freiräume in den Gemeinden geschaffen werden könnten. Andrea Bleher (Künzelsau, Schwäbisch Hall, Gaildorf) bestärkte Werners Vorhaben, Bürokratie und überflüssige Regelungen abzubauen. Nicht alles müsse gelenkt werden. Wichtig sei für die Zusammenarbeit darüber hinaus das Vertrauen zwischen den Gremien und unterschiedlichen Akteuren. Ziel müsse es bei all dem sein, dass nicht nur Entscheidungsfreiräume geschaffen werden, sondern auch Gestaltungsfreiräume. Diese ermutigen Menschen, sich in Kirche einzubringen, so Bleher.

Michael Schneider (Waiblingen / Backnang) gab zu bedenken, wie lange die Kirche – angesichts der im Bericht geäußerten Sparzwänge – noch ihre Kernaufgaben wahrnehmen könne. Es brauche eine Debatte in der Landeskirche, auf was wir uns konzentrieren müssen und welche Kriterien es dafür gebe. Bei Gottesdiensten und Konfiunterricht springe niemand für die Kirche in die Bresche. Diese Angebote würden entfallen, so Schneider, wenn Kirche sie aufgebe. An anderer Stelle hingegen gebe es andere Akteure, die Aufgaben der Kirchen übernehmen könnten.  Götz Kanzleiter (Nagold, Calw, Neuenbürg) äußerte die Sorge, dass die Gruppe derer, die am Rande der Gesellschaft stehen und auf die Zuwendung der Kirche angewiesen sind, bei all diesen Debatten bisher zu kurz gekommen sei. Dabei seien das genau die Menschen, auf die Jesus besonders geschaut habe. Prof. Dr. Martin Plümicke (Reutlingen) sprach sich trotz der zurückgehenden Kirchensteuermittel dafür aus, mutiger zu investieren. Er habe an mancher Stelle den Eindruck, dem Oberkirchenrat gehe es darum, möglichst wenig aus der Hand zu geben. Bei der Planung der Zukunft müsse es aber gerade mehr Beteiligungen und mehr Investitionen geben.

Tobi Wörner (Stuttgart) und Dr. Klaus Gerold (Tuttlingen/Balingen) stellten Anfragen an den Umgang des Oberkirchenrats mit dem absehbaren Mitgliederschwund. Während Gerold zwar mit Werner übereinstimmte, dass Wachsen gegen den Trend nicht möglich sei, bekräftigte er das Vorhaben in Mitgliederbindung und -gewinnung zu investieren und gerade im Kinder- und Jugendbereich die Bemühungen zur Kirchenbindung fortzusetzen. Das sei notwendig, um nicht vom Sinkflug in den Sturzflug zu geraten. Optimistischer äußerte sich Wörner. Er wandte sich gegen die Feststellung in Werners Vortrag „Wie werden nicht gegen den Trend wachsen.“ Er sei nicht bereit, so der Synodale, sich damit abzufinden und frage sich, was das an der Basis bewirke, wenn diese Haltung dorthin weitergegeben werde. Er sprach sich dafür aus, am Konzept Wachstum festzuhalten, nicht unbedingt in Bezug auf Mitgliederzahlen, sondern mehr im Ausprobieren neuer Formen, im Dienst für alle Menschen, im Verkündigen der Hoffnung und Ausprobieren neuer kirchlicher Formate. Er wolle, so Wörner, weniger über Mitgliederzahlen sprechen, sondern mehr über Möglichkeiten.

Direktor Werner bedankte sich für die vielfältigen Rückmeldungen. Er wies darauf hin, dass im Vergleich zu anderen Landeskirchen immerhin acht Millionen für Investitionen zur Verfügung stünden. Ob diese auch weiterhin in den kommenden Haushaltsplänen eingeplant werden können, sei noch zu diskutieren. Er griff erneut seine Absage an die Aussage „Wachsen gegen den Trend“ auf. In den vergangenen Jahren habe das vor allem zu Belastung der Mitarbeitenden geführt. Wenn er verwendet wird, müsse man ihn, wie vom Synodalen Wörner vorgeschlagen, verwenden. Nicht als Mitgliederwachstum, sondern als qualitatives Wachstum. Er bestärkte noch einmal das Vorhaben, einen auf die Zukunft hin bedachten Haushalt auch in den kommenden Jahren vorzulegen.

Auf die synodale Kritik, dass Beteiligungsprozesse eingeschränkt werden sollen, antwortete Werner, dass dieses von Anfang an nicht antidemokratisch zu verstehen gewesen sei. Es gelte, gemeinsam auf die Beteiligungsprozesse zu blicken und zu identifizieren, wo diese noch passen und an welcher Stelle sie Prozesse behindern.

Er bestärkte, dass der Bürokratieabbau kein Selbstzweck sei und man nicht in einen Bürokratieabbau-Pathos verfallen dürfe. Auch hier gelte es, gemeinsam und pragmatisch an sinnvollen Stellen Regelungen zu identifizieren, die sich lähmend auf die kirchliche Arbeit auswirken.  Er unterstrich nochmals den Hinweis im eigenen Bericht, dass der Oberkirchenrat daran arbeiten müsse, als transparent wahrgenommen zu werden. Hier befinde man sich in einem Lernprozess.

TOP 02 - Strategische Planung (Bericht des OKR - Direktor Stefan Werner)
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28.11.2023

TOP 02 - Strategische Planung (Bericht des OKR - Direktor Stefan Werner)

Prof. Barbara TraubBild: Gottfried Stoppel

„Den Dialog und Trialog suchen – mehr denn je“

Grußwort von Prof. Barbara Traub, Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW)

Die Ereignisse seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die abschließenden Geschehnisse würden die Israelitische Religionsgemeinschaft und jüdische Menschen in Baden-Württemberg massiv betreffen, schilderte Traub in ihrem Grußwort vor der Landessynode. Weiterhin gab sie Einblicke in die Herausforderungen für die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs und merkte auch kritischen Umgang seitens der Kirche an.

Wie nah die Ereignisse für jüdische Menschen hier in Baden-Württemberg sind, verdeutlichte Traub in ihrem Grußwort: Die Enkel einer ihrer Aktivistinnen in Heilbronn seien unter den Entführungsopfern und erst jetzt wieder freigekommen. Fast jeder hier habe Familie und Freunde in Israel und kenne Betroffene, die selbst oder deren Angehörige Opfer oder Geisel der Hamas geworden sind.

Traub zeigte sich dankbar für das große Maß an Solidarität von säkularer, staatlicher und kirchlicher Seite. Auch von islamischen Organisationen hätte es Solidaritätsbekundungen gegeben. Gleichwohl kritisierte Traub, einige der großen islamischen Verbände hätten sich „bemerkenswert still“ verhalten. Auch das Schweigen mancher Kulturinstitutionen sei auffallend. „Diese menschenverachtende Brutalität der Schlächter aus Gaza folgte bewusst der zynischen Logik, alle sprießende Friedenshoffnung auf absehbare Zeit ein für alle Mal zu ersticken und dem Ziel einen Schritt weiterzukommen, Juden endlich aus ihrer Heimat zu vertreiben. Ein Ziel, das nicht erst jetzt verfolgt wird, sondern seit 75 Jahren“, seit der Gründung des Staates Israels, so Traub

Kritik an der evangelischen Kirche im Umgang mit antisemitischen und einseitigen Haltungen

Traub wies auf kritische Punkte der Vergangenheit seitens der evangelischen Kirche hin: So sei 2010 ein Vertreter der Hamas nach Bad Boll zu einer Tagung „Partner für den Frieden“ eingeladen worden. Auch die Nakba-Ausstellung, die vom Evangelischen Entwicklungsdienst gefördert würde, sei eine einseitige pro-Palästinensische Ausstellung und es habe die jüdische Gemeinde getroffen, dass diese immer wieder einen Raum in evangelischen Gemeinden fände. Zugleich betonte sie, dass es nicht darum gehe, das Leid im Gaza-Streifen oder Westjordanland nicht zu zeigen, sondern einseitig Kritik zu üben. Ein weiterer schmerzlicher Punkt sei die Unterzeichnung des Kairos-Palästina-Dokuments seitens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg (ACK): „Wir würden uns wünschen, dass das Papier in manchen Punkten korrigiert wird.“

Wunsch nach einem offenen Blick für alle Parteien in diesem Konflikt

Allerdings würde schon „allein den Finger kritisch in die Wunde zu legen“ der jüdischen Religionsgemeinschaft Württembergs oftmals den Vorwurf der Israel-Lobby einbringen. „Wir teilen mit Ihnen den Wunsch, nach einem offenen Blick für alle Parteien in diesem Konflikt und auch jene Menschen zu sehen, die im Gazastreifen leiden. Sie leiden unter einer Regierung, die sie in ihren Fängen hält. Und dennoch dürfen wir als Kirche und Religionsgemeinschaft nicht die Augen davor verschließen, dass Antisemitismus auch hierzulande nicht nur von islamistischen Terroristen herrührt, sondern wir als jüdische Gemeinschaft schon lange vor dem Terroranschlag mit Antisemitismus von rechtsextremer und linksextremer Seite konfrontiert waren. Wir müssen und sollen als abrahamitische Religionsgemeinschaften den Dialog und Trialog suchen – mehr denn je. Zugleich aber in unseren jeweiligen Gemeinschaften von extremistischen oder einseitigen Positionen fernhalten.“

Die jetzigen Zeiten würden sichtbar machen, wie wichtig der Dialog, Trialog und der Austausch in Friedenszeiten sei. Diese Beziehungen würden durch solch schwierige Zeiten tragen und dabei helfen, dass man diese gut überstehen könne, so Prof. Barbara Traub. „Dafür bin ich dankbar.“ Traub weiter: „Krisen sind ein Anlass, stärker daraus hervorzugehen. Und ich wünsche mir, dass wir aus dieser Prüfungszeit gestärkt hervorgehen.“

Im Kirchlichen Gesetz über die Gewährung einer Entschädigung für die Mitglieder der Landessynode und anderer Regelungen soll durch eine Änderung im Text eine Rechtsgrundlage geschaffen werden zur Wertung des Amtes als Mitglied der Landessynode als öffentliches Ehrenamt. So soll in § 30 des Kirchenverfassungsgesetzes nach dem Wort „Landessynode“ die Wörter „üben ein öffentliches Ehrenamt aus “ eingefügt werden. Auch wird klarstellend in der Kirchlichen Wahlordnung und in der Kirchenbezirksordnung jeweils das Amt des Kirchengemeinderates und des Bezirkssynodalen als öffentliches Ehrenamt definiert.  Der Rechtsausschuss empfiehlt der Landessynode dieser Änderung zuzustimmen. Die Änderungen sollen zum 1. Januar 2024 in Kraft treten.

In erster Lesung wurde das Gesetz festgestellt. Es wird in zweiter Lesung am Freitag wieder aufgerufen.

Das Gesetz wurde auch in 2. Lesung einstimmig beschlossen.

TOP 05 - Kirchliches Gesetz zur Änderung des Kirchenverfassungsgesetzes, des Gesetzes über die Gewährung... (Beilage 65) (Bericht des RA - Vorsitzender Christoph Müller)
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28.11.2023

TOP 05 - Kirchliches Gesetz zur Änderung des Kirchenverfassungsgesetzes, des Gesetzes über die Gewährung... (Beilage 65) (Bericht des RA - Vorsitzender Christoph Müller)

TOP 05 - Kirchliches Gesetz zur Änderung des Kirchenverfassungsgesetzes des Kirchlichen Gesetzes über die Gewährung einer Entschädigung (Beilage 65)
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24.05.2024

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Direktor Stefan WernerBild: Gottfried Stoppel

Bericht des Oberkirchenrats

Direktor Stefan Werner kündigte in seinem Bericht vor der Synode an, der Oberkirchenrat werde zur Frühjahrssynode 2024 einen Strukturstellenplan vorlegen und sogar darüber hinaus gehende Personaleinsparungen vornehmen können.

Stefan Werner berichtete von dem breit angelegten Beteiligungsprozess, in dem die Dezernate im Zuge einer sogenannten „Aufgabenkritik“ Einsparpotenziale skizziert hätten. Es gelte, 155 Planstellen zu identifizieren, die bis 2030 entfallen können. Dazu seien Workshops durchgeführt worden, in denen sich die Dezernate mit folgenden Fragen befasst hätten:

  • Müssen wir die Aufgabe noch wahrnehmen? Wird etwas getan, bei dem der kirchliche Auftrag nicht (mehr) erkennbar ist? Wird etwas getan, bei dem der Mehrwert für den kirchlichen Auftrag in keinem Verhältnis zum Ressourceneinsatz steht (ekklesiologische Gegenprüfung möglich, aber darzulegen)?
  • Müssen wir eine Aufgabe selbst wahrnehmen?
  • Müssen wir die Aufgabe alleine wahrnehmen?
  • Können wir eine Aufgabe mit einem geringeren Ressourceneinsatz wahrnehmen?

Es werde dann auch beraten, wie Prozesse und Schnittstellen vereinfacht, Verantwortung übertragen, Aufgaben zentralisiert und Doppelbefassungen abgeschafft werden könnten.

Diese Workshops seien abgeschlossen. Im Kollegium des Oberkirchenrats würden nun die KW-Vermerke („künftig wegfallend“) für die 10,2 % pro Dezernat beschlossen, so dass in der Frühjahrssynode der Strukturstellenplan vorgelegt werden könne. Werner kündigte zudem an: „Darüber hinaus werden wir nach dem Setzen der KW-Vermerke bzgl. der 10,2 % weitere Einsparungen beschließen. Geplant sind 25 % pro Dezernat. Hierbei geht es vor Allem um die Verbesserung der Schnittstellen in den Referaten und Dezernaten, die Verbesserung und Digitalisierung von Prozessen und die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren.

Maike SachsBild: Gottfried Stoppel

Bericht des Sonderausschusses für inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunkte

Maike Sachs, stellvertretende Vorsitzende des Sonderausschusses, berichtete von der Begleitung des Prozesses der Aufgabenkritik durch den Sonderausschuss, stellte aber zugleich in Aussicht, dass die Herausforderungen gewachsen seien.

Sachs erklärte, der Ausschuss habe die Umsetzung des Synodalbeschlusses „engmaschig begleitet, nicht nur in Form von Informationen, sondern auch als Werkstattberichte, so dass die Ausschussmitglieder früh in Pläne, Entscheidungen und Prozesse des Oberkirchenrats eingebunden waren.“ Sachs betonte, die KW-Vermerke im Strukturstellenplan (KW = ‚künftig wegfallend‘) wirken zunächst nüchtern, kennzeichnen aber eigentlich „einen Akt der Fairness den Mitarbeitenden gegenüber, weil sie sowohl betriebsbedingte Kündigungen als auch Heruntergruppierungen ausschließen. Dennoch lösen sie ein Unbehagen bei den Mitarbeitenden aus.“

Deshalb habe es der Ausschuss begrüßt, dass Einsparungen weder von der obersten Leitungsebene angewiesen, noch durch eine externe Beraterfirma durchgerechnet und beschlossen worden seien, sondern stattdessen ein Beteiligungsprozess gestartet worden sei.

Sachs warnte, die Herausforderungen an diesen Prozess seien gewachsen: „Die Kirchensteuereinnahmen sind noch weit mehr unter Druck, als wir es vor einem Jahr noch angenommen haben. Ein Blick in die Altersstruktur der Beschäftigten im Verwaltungsbereich weist einen hohen Altersschnitt aus. Das heißt, es ist mit einem hohen Maß an Eintritten in den Ruhestand zu rechnen und deshalb mit freiwerdenden Stellen, die aufgrund des großen Fachkräftemangels nicht leicht wiederzubesetzen sind.“

In der Aussprache gab es keine Wortmeldungen.

TOP 03 - Strukturstellenplan OKR Aufgabenkritik (Bericht des OKR - Direktor Stefan Werner)
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28.11.2023

TOP 03 - Strukturstellenplan OKR Aufgabenkritik (Bericht des OKR - Direktor Stefan Werner)

TOP 03 - Strukturstellenplan OKR Aufgabenkritik (Bericht des Sonderausschusses - Stv. Vorsitzende Maike Sachs)
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28.11.2023

TOP 03 - Strukturstellenplan OKR Aufgabenkritik (Bericht des Sonderausschusses - Stv. Vorsitzende Maike Sachs)

Kirchenrätin Dr. Christine KeimBild: Gottfried Stoppel

Dr. Christine Keim erläuterte den aktuellen Konflikt und seine Folgen für Christen in der Region Berg-Karabach vor dem Hintergrund der Situation in Armenien. Die Lage von Christen im Irak nannte sie besorgniserregend. Zum Thema „Indigene und Religionsfreiheit“ zitierte sie aus dem Bericht der Bundesregierung zu Religions- und Weltanschauungsfragen vom November und erläuterte die Bedeutung und das Ausmaß der Verletzung dieses Rechts, auch im Hinblick auf die Missionsarbeit vergangener Jahrhunderte bis in die Gegenwart.

Aktueller Konflikt in Armenien

Etwa ein Prozent der Bevölkerung des Landes ist evangelisch; über 90 Prozent gehören der Armenischen Apostolischen Kirche an, die religiöse und nationale Identität der Menschen verknüpft.

Kirchenrätin Dr. Keim erläuterte, warum die Flucht von rund 100.000 Armenierinnen und Armeniern im September 2023 aus ihrer Heimat Bergkarabach eine humanitäre und kulturelle Katastrophe bedeute, sowie warum dabei von Christenverfolgung gesprochen werden müsse.

Kirchliche Perspektive im Konflikt

Dr. Keim räumte ein, dass es für die Kirchen in Deutschland schwierig sei, in diesem Konflikt Stellung zu beziehen, plädierte dennoch für ein stärkeres Engagement im Kaukasus.

Situation verfolgter Christen im Irak

Weltweit seien mehr als 360 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens der Verfolgung ausgesetzt, berichtete Dr. Keim. Im Nordirak, wo das Christentum dramatisch zurückgehe, unterstütze die Landeskirche seit Jahren christliche Hilfsprojekte. Nicht nur finanzielle Hilfe sei nötig, sondern auch Versöhnungsarbeit und die politische Forderung nach Religionsfreiheit für Christen und andere religiöse Minderheiten. Schließlich erinnerte Dr. Keim an die Situation Geflüchteter in Deutschland und schilderte das Asylverfahren. Es bleibe eine Herausforderung für die Kirche, sich gegen Menschenrechtsverletzungen auszusprechen,

Indigene und Religionsfreiheit

Dr. Keim bezog sich auf den Bericht der Bundesregierung zu Religions- und Weltanschauungsfragen vom November 2023, der die Religionsfreiheit indigener Völker behandelt. Sie stellte klar, dass es sich dabei insgesamt um 500 Millionen Menschen weltweit handele. In nächster Nähe beziehungsweise auf ihren Territorien seien 60 % der begehrtesten Rohstoffe zu finden.  

Die Württembergische Arbeitsgemeinschaft für Weltmission (WAW) habe sich im Juli 2023 mit den Rechten der Indigenen befasst, berichtete sie; ebenso seien bei den letzten Vollversammlungen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) sowie des Lutherischen Weltbunds (LWB) indigene Personen vertreten gewesen.

Dr. Keim zitierte aus dem Regierungsbericht, dass die Religionsfreiheit Indigener in einer glaubwürdigen Menschenrechtspolitik zentrale Bedeutung zukomme. Sie wies darauf hin, dass die Missionstätigkeit vergangener Jahrhunderte bis in die Gegenwart die Rechte indigener Völker verletzt habe. Oberkirchenrätin Keim berichtete, dass der Synodal-Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung unter der Leitung von Pfarrerin Yasna Crüsemann damit befasst sei, ein synodales Papier zum Missionsverständnis zu erarbeiten.

Aussprache

In der Aussprache ergänzten die Synodalen Erfahrungen aus Projekten für Verfolgte in den genannten Regionen und betonten die Bedeutung des Einsatzes gegen Menschenrechtsverletzungen.

Christiane Mörk (Brackenheim) stellte Projekte aus Brot für die Welt für Geflüchtete aus Armenien vor, die über eine Partnerorganisation jungen Menschen helfen, sich eine Existenz aufzubauen, Einkommensmöglichkeiten zu verbessern und die Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt zu verringern. Mörk legte den Synodalen das Projekt unter anderem für das Weihnachtsopfer nahe.

Renate Simpfendörfer (Eislingen) ergänzte aus ihrer Arbeit mit Jesidinnen und Jesiden, die über das Sonderprogramm nach Baden-Württemberg gekommen sind. Dort herrsche große Angst vor Abschiebung, diese Bedrohung sei real. Die Kirche müsse bei der Asylberatung einspringen, wo an staatlicher Stelle abgebaut werde. Es reiche nicht aus, diese Aufgabe ehrenamtlich zu bewältigen, diese müsse professionell, etwa durch das Diakonische Werk, begleitet werden.

Thomas Stuhrmann (Abstatt) ergänzte seine Eindrücke zur Situation in Indien, wo er Anfang des Jahres ein Kinderheim besucht habe. Die Verfolgungssituation sei bis heute so sehr verschärft, dass Spenden inzwischen über eine Partnerorganisation transferiert werden müssten. Es sei wichtig, dort soziale Arbeit durch Spenden zu ermöglichen. Siegfried Jahn (Schrozberg) berichtete als Vorsitzender eines Fördervereins in Indien, welche Hindernisse dem Transfer von Hilfsgeldern nach Indien entgegenstehe.

Yasna Crüsemann (Geislingen) bedankte sich für den Blick auf die Länder, die im Bericht behandelt wurden, und dafür, dass Dr. Keim betont habe, wie die Situation indigener Völker durch die in ihren Territorien vorhandenen Ressourcen mit unserem westlichen Lebensstil verbunden sei. Diese Probleme müssten an die Öffentlichkeit gebracht werden. Sie appellierte an die Synodalen, ihre Kontakte zu nutzen, um auf diese Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen

Zum Abschluss der Aussprache beteten die Synodalen gemeinsam mit Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl für die verfolgten Menschen weltweit.

TOP 04 - Bericht zur Situation von verfolgten Christen in Armenien, im Irak sowie zum Thema Indigene und Religionsfreiheit (Bericht des OKR - Kirchenrätin Dr. Christine Keim)
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29.11.2023

TOP 04 - Bericht zur Situation von verfolgten Christen in Armenien, im Irak sowie zum Thema Indigene und Religionsfreiheit (Bericht des OKR - Kirchenrätin Dr. Christine Keim)

TOP 04 - Beilage 069 - Bericht zur Situation von verfolgten Christen in Armenien, im Irak sowie zum Thema Indigene und Religionsfreiheit
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24.05.2024

TOP 04 - Beilage 069 - Bericht zur Situation von verfolgten Christen in Armenien, im Irak sowie zum Thema Indigene und Religionsfreiheit

Thema der aktuellen Stunde: „Welchen Beitrag können wir als Christinnen und Christen und als Ev. Landeskirche in Württemberg im Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland leisten?“

In der Aktuellen Stunde beschäftigten sich die Synodalen mit der Frage, welchen Beitrag Christinnen und Christen und die Evangelische Landeskirche in Württemberg im Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland leisten könne. Bildung, Haltung, Empathie und Gebet seien dabei von zentraler Bedeutung.

Von den Landessynodalen betonte Hans-Martin Hauch (Balingen), dass Bildung im Religionsunterricht und in der Gemeinde der Schlüssel sei, um Antisemitismus und antijüdischen Verschwörungstheorien zu begegnen. Dem schloss sich Amrei Steinfort (Hechingen) an und berichtete, dass der Nahostkonflikt auch im Klassenzimmer angekommen sei. Ute Mayer (Renningen) betonte den Bildungsauftrag von Kirche gegen Antisemitismus beispielsweise im Konfirmationsunterricht, in der Gemeindearbeit sowie in Gesprächen mit Eltern und Erwachsenen. Jede und jeder sei gefordert, im Alltag sensibel zu reagieren und den Mut zu haben, antisemitische Ansichten nicht unkommentiert stehen zu lassen. Haltung, Empathie und Mut zum Widerspruch gegen Antisemitismus seien entscheidend, so auch die Yasna Crüsemann (Geislingen). Es brauche zudem kritische Selbstreflexion, da auch Predigten und christliche Räume nicht frei von Antijudaismus seien. Dr. Hans-Ulrich Probst (Tübingen), Renate Schweikle (Kirchheim unter Teck) und Steffen Kern (Walddorfhäslach) sagten, dass sich die Kirche nach dem 7. Oktober 2023 selbstkritisch prüfen müsse, wo Antisemitismus bewusst oder unbewusst kultiviert wurde. Antisemitismus und christlicher Glaube seien unvereinbar, so Kern.

Gunther Seibold (Filderstadt) und Dr. Gabriele Schöll (Aalen) erinnerten an die gemeinsamen Wurzeln und die enge Verbindung von Judentum und Christentum. Ein Beitrag gegen den Antisemitismus sei es, auf diese Wurzeln hinzuweisen und den Dialog sowie den Trialog zu fördern. Christiane Mörk (Brackenheim) hob die Verantwortung der Kirche hervor, „die religiösen Führer zusammenzubringen und multireligiös im Gespräch zu bleiben“.

Marion Scheffler-Duncker (Backnang) argumentierte dafür, nicht nur auf das „Anti-“ in Antisemitismus zu schauen. Vielmehr solle man sich bemühen, eine Pro-Haltung umzusetzen, etwa für ein klares Benennen des Antisemitismus, für eine offene Gesprächskultur, verstärkte Informationsweitergabe und die verstärkte Einbeziehung jüdischer Menschen.

TOP 06 - Aktuelle Stunde
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29.11.2023

TOP 06 - Aktuelle Stunde

Yasna CrüsemannBild: Gottfried Stoppel

Bericht des Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung

Die Vorsitzende des Ausschusses berichtet über die Beratungen zum Austausch von Hauptamtlichen mit internationalen Partnerkirchen. Der Ausschuss stellt nach Beratungen fest, dass die Nachfrage kleiner ist als das Angebot

Die Vorsitzende des MÖE-Ausschusses, Yasna Crüsemann, berichtete über die Beratungen zum Antrag Nr. 37/20 von 2020, in dem der Oberkirchenrat gebeten wurde, den Hauptamtlichen mehr Austausch mit internationalen Partnerkirchen zu ermöglichen. Der frühere Referatsleiter für Mission, Ökumene und Entwicklung im Oberkirchenrat, Klaus Rieth, berichtete über die bestehenden ökumenischen Kontakte und Austauschmöglichkeiten und stellte fest, dass kaum eine Landeskirche so zahlreiche Beziehungen zu Partnerkirchen und so viele Möglichkeiten des Austauschs habe. Die Nachfrage sei jedoch sehr gering. Ein zusätzliches Austauschprogramm würde bei einer guten Vor- und Nachbereitung ca. 200.000 € kosten.

Ralf Häußler aus dem ZEB (Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung) berichtete über die Angebote anderer Landeskirchen und bestätigte ebenso die mangelnde Nachfrage.

Infolgedessen diskutierte der Ausschuss über die möglichen Gründe und stellt fest, es bedarf offensichtlich eines Gesamtkonzepts von „Gemeinsam Kirche sein“, der Förderung interkultureller Theologie und Kompetenzen in den Ausbildungsgängen, ein Konzept der Internationalisierung von Kirche. Dieses Gesamtkonzept ist aber eine Aufgabe, die über den Antrag hinausgeht.

Der Ausschuss für Mission. Ökumene und Entwicklung hat (daher) am 26. April 2023 (einstimmig) beschlossen, den Antrag Nr. 37/20 Austausch von Hauptamtlichen mit internationalen Partnerkirchen nicht weiter zu verfolgen und empfiehlt der Landessynode sich diesem Beschluss anzuschließen

TOP 07 - Austausch von Hauptamtlichen mit internationalen Partnerkirchen (Bericht des MÖE - Vorsitzende Yasna Crüsemann)
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28.11.2023

TOP 07 - Austausch von Hauptamtlichen mit internationalen Partnerkirchen (Bericht des MÖE - Vorsitzende Yasna Crüsemann)

Prof. Dr. Martin PlümickeBild: Gottfried Stoppel

Kirchensteuerpflicht bei Umgemeindungen

Der stellvertretende Vorsitzende des Rechtsausschusses, Prof. Dr. Martin Plümicke, berichtete über die Beratungen zum Antrag Nr. 14/23 „Kirchensteuerpflicht bei Umgemeindungen“. Er wies auf die Unterschiede zwischen der Kirchensteuererhebung und Kirchensteuerverteilung hin. Die Kirchensteuer wird als sogenannte einheitliche Kirchensteuer erhoben, das bedeutet, die Ortskirchensteuer wird zusammen mit der Landeskirchensteuer erhoben. Die Verteilung dieser einheitlichen Kirchenteuer wird durch das Haushaltsgesetz der Landessynode geregelt. Einen Maßstab zur Verteilung der Kirchensteuer an die Kirchengemeinden kann die Bezirkssatzung festlegen. Die Entscheidung über eine solche Regelung trifft die jeweilige Bezirkssynode. Dies ist seit dem Beschluss der Landessynode im Jahr 2018 möglich.

Nach Beratungen mit dem Finanzausschusses regte der Rechtsausschuss an, den Antrag nicht weiterzuverfolgen.

Die Synodale Marion Blessing, die den Antrag eingebracht hatte, bat in einem Statement darum, den Antrag in den jeweiligen Bezirkssynoden zu diskutieren.

TOP 08 - Kirchensteuerpflicht bei Umgemeindung (Bericht des Rechtsausschusses - Vorsitzender Christoph Müller)
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28.11.2023

TOP 08 - Kirchensteuerpflicht bei Umgemeindung (Bericht des Rechtsausschusses - Vorsitzender Christoph Müller)

Herbsstagung der Württembergische Evangelische Landessynode.
Annette SawadeBild: Gottfried Stoppel

Annette Sawade, die Vorsitzende des KGS, berichtete über die Beratungen im Ausschuss zum Thema Flüchtlingslager an den europäischen Außengrenzen und zum Einsatz des Landesbischofs für ein Ende dieser Lager

Sawade berichtete über die Beratungen zum Antrag Nr. 13/21. Er wurde im KGS unter Mitberatung des MOE-Ausschusses ausführlich diskutiert. Die kontinuierlichen Hinweise und Mahnungen des Landesbischofs und auch des Diakonischen Werkes Württemberg an die politischen Verantwortlichen werden begrüßt, die untragbaren Zustände in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen abzustellen und sich für deren Ende einzusetzen. Der KGS unterstützt weiterhin die Mitfinanzierung von humanitären Hilfsprojekten für die dort lebenden Geflüchteten und zur Fluchtursachenbekämpfung. Kirche soll Stimme erheben und darf auch utopische Forderungen stellen.

Die aktuelle politische Entwicklung (beispielsweise der Beschluss des EU-Innenminister-Rats vom 8. Juni 2023 zum gemeinsamen EU-weiten Asylrecht) erfordert eine weitere Befassung der Landeskirche mit dem Thema Lager an den Außengrenzen, aber auch mit der Frage der Betreuung der Geflüchteten aus der Ukraine. Es ist geboten, die Hilfen vor Ort zu fördern, aber die kontinuierliche Verbesserung der Situation in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Kirche soll sich zwingend weiter mit dem Thema befassen.

Die Vorsitzende dankt allen, die sich in dem Bereich engagieren.

Der KGS-Ausschuss betrachtet den Antrag Nr. 13/21 al erledigt.

TOP 09 - Einsatz des Landesbischofs für ein Ende von Lagern für Geflüchtete (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)
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28.11.2023

TOP 09 - Einsatz des Landesbischofs für ein Ende von Lagern für Geflüchtete (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)

Grüner Gockel wird weiterentwickelt

Der Grüne Gockel ist eine etablierte landeskirchliche Zertifizierung für umweltfreundliche Gemeinden und feierte im Jahr 2020 sein 20-jähriges Jubiläum. Auch wenn mit dem Grünen Gockel ein bewährtes System zur Förderung und Unterstützung des Umweltschutzes besteht, hat die Synode den Oberkirchenrat 2021 aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, wie die Gemeinden noch besser unterstützt werden könnten. Annette Sawade, Vorsitzende des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Bewahrung der Schöpfung (KGS), berichtet von den Beratungen zu diesem Antrag.  

Umweltschutz in den Gemeinden fördern

Der Antrag 40/21 aus dem Jahr 2021 hatte den Oberkirchenrat dazu aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, wie Kirchengemeinden in der Umweltarbeit unterstützt, der Klimaschutz, das Energiemanagement und der in vielen Gemeinden schon existierende „Grüne Gockel“ im Rahmen der örtlichen Möglichkeiten weiterentwickelt werden können. 20 Jahre nach der Entstehung des „Grünen Gockels“ forderte der Antrag, die Prüfung der Schaffung von Anreizen zu besserem Energiemanagement, der Einbindung von Akteuren vor Ort, der Darstellung von Best-Practice-Beispielen auf der Seite der Landeskirche, die Würdigung der Aktivitäten vor Ort durch den Oberkirchenrat und die Unterstützung und Beratung der Gemeinden durch das Umweltreferat. Zum Erreichen dieser Ziele sollten die Verwendung von Teilen des Innovationsfonds geprüft werden.

Hohe Arbeitsbelastung im Umweltreferat

Sawade berichtete, dass an der Sitzung, bei der der Antrag 40/21 diskutiert wurde, Oberkirchenrat Christian Schuler und Siglinde Hinderer, die Leiterin des Umweltreferats, teilnahmen. Diese berichteten, dass durch eine komplizierte Personalsituation Prioritäten gesetzt werden mussten. Vorrang hätten die laufenden Aktivitäten gehabt, darunter Vorträge, Unterstützung von Kirchenbezirken bei der Datenerfassung und -auswertung, die Abarbeitung der Oikos-Studie, die Erstellung einer Arbeitshilfe zur Photovoltaik, die Fertigstellung einer Beschaffungsplattform, sowie die Erarbeitung einer Schnittstelle zur Raumtemperatursteuerung in ChurchTools. Darüber hinaus sei in dieser Zeit keine Kapazität für Neuentwicklungen möglich gewesen. Die Personalsituation im Umweltreferat habe sich mittlerweile aber entspannt und verstetigt.

Die Situation des Grünen Gockels sei ambivalent, so die Ausschussvorsitzende Sawade. Es gebe eine ungefähr gleich hohe Zahl an An- und Abmeldungen zum Programm Grüner Gockel. Dies habe mit der aktuellen Gebäudesituation und laufenden Fusionsprozessen zu tun. Eine Arbeitsgruppe beschäftige sich aber gerade mit einer Reform des Grünen Gockels. Dabei sollten unter anderem bürokratische Anforderungen reduziert und umweltfremde Themen eliminiert werden. Diese Entwicklung werde positiv wahrgenommen.

Gleichzeitig gebe es neben dem Grünen Gockel ein umfangreiches Materialangebot zur Energieeinsparung. Der Ausschuss setze sich dafür ein, dass die Oikos-Erhebung wie auch die Serviceangebote zum Umweltschutz positiv beworben werden. Der Oberkirchenrat solle die bestehenden Angebote gut kommunizieren und weiterhin Impulse zum Thema Umwelt an die Gemeinden senden. Daneben weise man auf den bestehenden Newsletter und die Website des Umweltreferats  (www.umwelt.elk-wue.de) hin. Sawade bekräftigte die bestehende Forderung des KGS, in Kooperation mit Kommunen gemeinsam Umweltbeauftragte anzustellen.

Es wurde folgender Beschluss gefasst: Der Antrag Nr. 40/21 wird nicht weiterverfolgt, da das Anliegen des Antrags durch die Aktivitäten des Oberkirchenrates erfüllt ist. Der Ausschuss unterstützt die Weiterentwicklung des Grünen Gockels, da dieser ein gutes Mittel bei der Umsetzung der Vorgaben des Klimaschutzgesetzes sei. Der KGS empfiehlt allen Kirchengemeinden dieser Landeskirche, sich am Grünen Gockel aktiv zu beteiligen.

TOP 10 - Unterstützung der Kirchengemeinden bei Klimaaktivitäten, Weiterentwicklung Grüner Gockel (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)
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28.11.2023

TOP 10 - Unterstützung der Kirchengemeinden bei Klimaaktivitäten, Weiterentwicklung Grüner Gockel (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)

Demokratische Resilienz und christliche Wertebildung

Annette Sawade, Vorsitzende des Ausschusses, berichtete von dessen Beratungen über einen älteren Antrag zur Etablierung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter für Demokratie und Zivilgesellschaft und dessen Weiterentwicklung im Hinblick auf ein umfassenderes Konzept.

Sawade berichtete, der Antrag 15/21 (Einrichtung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter für Demokratie und Zivilgesellschaft) aus dem Jahr 2021 sei im Ausschuss KGS unter Beteiligung von Agnes Kübler, der landeskirchlichen Beauftragten für Populismus und Extremismus, beraten worden. Dabei habe sich gezeigt, dass sich die Lage seit 2021 erheblich verändert habe. Etwa 10% der deutschen Bevölkerung hätten ein als rechtsextrem einzuschätzendes Weltbild, Demokratiegefährdung gebe es aber im rechten wie linken Extremismus. Zunehmend verwendeten Rechtsextremisten in missbräuchlicher Weise christliche Termini, und auch unter Kirchenmitgliedern seien demokratiefeindliche Positionen anzutreffen. Deshalb müsse die Landeskirche noch stärker auf das Thema Demokratiegefährdung reagieren.

Sawade sagte, der Ausschuss habe deshalb den ursprünglichen Antrag zum Folgeantrag 34/23 („Überblick und landeskirchliches Gesamtkonzept Demokratiegefährdung“) weiterentwickelt. Darin werde der Oberkirchenrat gebeten, dem Ausschuss einen Überblick zu geben, wo in der Landeskirche das Thema der

Demokratiegefährdung bearbeitet werde. Zudem werde der Oberkirchenrat gebeten, ein weitergehendes landeskirchliches Gesamtkonzept (unter anderem für die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsarbeit) zu erstellen, wie die landeskirchliche Arbeit für demokratische Resilienz und christliche Wertebildung gestärkt werden könne.

TOP 11 - Einrichtung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter für Demokratie und Zivilgesellschaft (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)
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28.11.2023

TOP 11 - Einrichtung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter für Demokratie und Zivilgesellschaft (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)

TOP 11 - Einrichtung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter ... - Antrag Nr. 34-23 (Überblick und landeskirchliches Gesamtkonzept Demokratiegefährdung)
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28.11.2023

TOP 11 - Einrichtung ehrenamtlicher Prälaturbeauftragter ... - Antrag Nr. 34-23 (Überblick und landeskirchliches Gesamtkonzept Demokratiegefährdung)

Personelle Voraussetzungen für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt geschaffen

Annette Sawade dankt im Namen des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Bewahrung der Schöpfung (KGS) von den Entwicklungen für die Schaffung von Personalressourcen für die unabhängige Aufarbeitung des Themas sexualisierter Gewalt. Weitere Entwicklung seien abzuwarten.

Die Synode hatte in der Herbstsitzung 2021 den Antrag gestellt, eine eigenständige und unabhängige Aufarbeitung des Themas sexualisierter Gewalt zu gewährleisten und dafür eine eigene Fachstelle mit ausreichenden finanziellen Ressourcen zu schaffen. Der Antrag war in den KGS verwiesen worden und mehrfach beraten. Ursula Kress, Beauftragte für Chancengleichheit, habe schriftlich zur Ausschusssitzung im September berichtet, dass Anlauf-, Präventions-, Assistenz- und Meldestelle durch einen Kollegialbeschluss entfristet wurden und nach 4 Jahren evaluiert werden sollen. Für diesen Entschluss bedanke sich der KGS beim Kollegium, so die Ausschussvorsitzende. Daneben haben die im Zuge des Fachtages „Sexualisierte Gewalt und Theologie“ gebildeten Arbeitsgruppen ihre Arbeit aufgenommen. Während man auf einen Großteil der Ergebnisse warte, wolle sie auf ein Anliegen der Arbeitsgruppe Seelsorge hinweisen. Diese habe den Wunsch geäußert, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt unabhängig, das heißt nicht von Vertreterinnen und Vertretern der Landeskirche begleitet werden können. Die Arbeitsgruppe erarbeite dazu einen Vorschlag.

Die Vorsitzende des KGS beantragte den Antrag 43/21 nicht weiterzuverfolgen, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen des Fachtages abzuwarten und kündigte eine erneute Beschäftigung mit dem Thema für die Herbstsynode 2024 an.

TOP 12 - Schaffung notwendiger Personalressourcen für die eigenständige und unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)
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28.11.2023

TOP 12 - Schaffung notwendiger Personalressourcen für die eigenständige und unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)

Begegnungsabend und Podiumsdiskussion: Migration als Chance und Herausforderung für den Bildungsbereich

Auf dem Podium sprachen Karin Bauer, Leiterin der evangelischen inklusiven Kindertagesstätte Martinskirche mit Kinder- und Familienzentrum in Stuttgart, Stefanie Pallas, Rektorin an der evangelischen Jenaplanschule am Firstwald in Mössingen sowie Barbara Willenberg, Rektorin des Evangelischen Firstwald-Gymnasiums Mössingen. Thema der Diskussionsrunde, an der sich auch Synodale und Politiker beteiligten, war: Bildung und Migration.

In der Podiumsrunde wurde schnell deutlich, dass Migration in den vertretenen Bildungseinrichtungen eine Rolle spielt, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Erfahrungen:

Inklusive Kindertagesstätte Martinskirche in Stuttgart: Kreative Wege der Verständigung und gemeinsames Erleben als Brücke

Die inklusive Kindertagesstätte Martinskirche in Stuttgart betreut Kinder zwischen einem und sechs Jahren mit 20 unterschiedlichen Herkunftssprachen. Eine der größten Herausforderung sei die derzeitige Gruppengröße. „Kleinere Gruppen würden eine bessere Förderung einzelner Kinder ermöglichen“, so die Leiterin Karin Bauer. In der Praxis sieht sich die Kindertagesstätte hingegen mit Aufnahmestopp und erhöhten Kita-Schließzeiten aufgrund von krankheitsbedingtem Personalausfall sowie Fachkräftemangel konfrontiert. „Für die Jüngsten braucht es das beste Fachpersonal“, so Bauer. Zudem brauche es eine angemessene Vergütung, Wertschätzung und Möglichkeiten für einen Quereinstieg. Der hohe Dokumentationsaufwand für die Erzieherinnen und Erzieher erschwere zudem die inhaltliche Arbeit mit den Kindern. Die Familienarbeit gestalte sich in der Kommunikation mit den nicht-deutschsprachigen Eltern als Herausforderung. Bei Elternabenden greife man daher auf Dolmetscher zurück, so Bauer.  Aber es finden sich auch kreative Wege: „Wir arbeiten dann eben auch viel mit Bildern. Irgendwie findet man immer einen Weg, sich zu verständigen. Das gemeinsame Erleben schafft tolle Brücken“, resümiert Bauer. Das Wichtigste sei, das Selbstbewusstsein aller Kinder zu stärken und ihnen zu helfen, sich in heterogenen Gemeinschaften zurechtzufinden – zusammengefasst: emotionales und soziales Lernen für einen anschließend gelingenden Schulstart. 

Evangelischen Jenaplanschule am Firstwald in Mössingen: Unterstützung über den Schulalltag hinaus und neue Perspektiven 

Die Evangelische Jenaplanschule am Firstwald in Mössingen ist eine Gemeinschaftsschule von Klasse 1 bis 10 und arbeitet inklusiv, wobei der Anspruch sei, dass „von außen nicht erkennbar ist, wer inklusiv gefördert wird“, so die Rektorin Stefanie Pallas. Von 265 Schülerinnern und Schülern stammen 15 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Eine große Herausforderung sei zunächst gewesen, dass die ukrainischen Schülerinnen und Schüler wie Eltern zunächst mit dem Schulprofil der Jenaplanschule, das auf eigenverantwortliches und projektorientiertes Lernen setze, wenig anfangen konnten. Laut Pallas sei besonders Deutsch als Zweitsprache als Zusatzqualifikation für Lehrkräfte wünschenswert, aber unter aktuellen Umständen kaum umsetzbar. Weiterhin wünschte sich Pallas, die geflüchteten Kinder mehr unterstützen zu können in den Themen, die über den reinen Schulalltag hinaus gingen: „Eine Schülerin hat ein Bild gemalt, in dem eine komplett zerstörte Stadt zu sehen war. Da sind dann andere Themen dran als der Deutschunterricht. Und wir sind keine Schulpsychologen, da müsste man mehr aufrüsten“, so die Rektorin. Auch im Bereich der „Alltagsbegleitung“, also bei den Kontakten zum Landratsamt oder zum Jobcenter, bräuchte es für ukrainische Kinder und Jugendliche mehr Begleitpersonen. Dankbar sei sie daher, dass es an der Jenaplanschule eine gute Schulsozialarbeit gäbe. Migration sieht Pallas als Chance, da man so einen Blick von außen und eine neue Perspektive auf Alltägliches bekäme. Der Austausch über gemeinsames Erleben wie Musik und Sport helfe besonders über sprachliche Barrieren hinweg.

Evangelisches Firstwald-Gymnasium Mössingen: Toleranz lernen und eigene Werte überprüfen

Barbara Willenberg, Rektorin am Evangelischen Firstwald-Gymnasium Mössingen berichtete, dass auch sie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund hätten, aber das Gymnasium „nicht der erste Ansprechpartner für neu angekommene Flüchtlinge“ sei. Alle Schülerinnen und Schüler könnten hier bereits deutsch, auch Jugendliche mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund. Dieses Thema bewege sich hier im Bereich der Einzelschicksale. Man lerne aber Toleranz – und eigene Werte zu überprüfen und auch dafür einzustehen. Rektorin Willenberg würde sich klarere Strukturen und Konzepte für Menschen mit Migrations- oder Flüchtlingsgeschichte wünschen, die sich übertragen ließen und mehr Zeit für die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern ließen. 

Innovationen aus der Politik, Fachkräftemangel, raueres gesellschaftliches Klima als Herausforderungen und Elternarbeit: Anliegen der Landessynodalen für die evangelische Bildungsarbeit

Anette Rösch (Wannweil), selbst im Ehrenamt in der vorläufigen Unterbringung im Flüchtlingsbereich im Landkreis Tübingen aktiv, sagt mit Blick auf das Motto des Abends:  „Wir können es schaffen. Aber wir brauchen Innovationen, die uns aus der Politik zugespielt werden. Wenn Integration gelingen soll, können wir nicht nur für die Unterbringung sorgen. Bildung ist ganz entscheidend. Da sind wir noch weit davon entfernt, das gut zu schaffen, am Rande der Belastung oder auch darüber hinaus.“

Kai Münzing (Dettingen an der Erms) sagte mit Blick auf die Einblicke in evangelische Bildungseinrichtungen, dass es hier „sehr gute Voraussetzungen gebe. Anders sähe es an Brennpunktschulen aus. Zudem sei gerade der Bereich der frühkindlichen Bildung „kurz vor dem Kollaps“, allein in Baden-Württemberg sei der Mangel bereits jetzt eklatant und würde ich sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. „Wir brauchen heute Konzepte, damit Menschen Lust auf Berufe in frühkindlicher Bildung haben. Weiterhin stünde in der Zeit des Rückbaus von kirchlichen Arbeitsfeldern aufgrund zurückgehender Kirchenmitgliedszahlen und Kirchensteuer die Frage im Raum, wie es für die evangelische Kirche in diesem Bereich weitergehe. 

Amrei Steinfort (Hechingen) fragte, ob die gesellschaftlich zu beobachtende soziale Härte in Schule und Kita angekommen sei oder ob die evangelischen Bildungseinrichtungen noch ein Schutzraum seien. Barbara Willenberg berichtete für das Gymnasium, dass der rauere Ton auch im Klassenzimmer zu beobachten sei, aber: „Wenn es ein Schutzraum ist, können andere Meinungen anders geäußert werden.“ In der Inklusiven Kindertagesstätte Martinskirche in Stuttgart könnten viele Vorurteile durch die Begegnungen „gut abgebaut“ werden. Das Thema Rassismus sei eher im Bereich des Stadtbezirkes zu beobachten, was sich zur großen Herausforderung und Aufgabe für die Kirchengemeinde insgesamt entwickle.

Renate Simpfendörfer (Eislingen) sprach das Thema Elternarbeit an, das von allen Beteiligten als Schlüssel gesehen wurde, damit die Kinder und Jugendlichen sich in Bildungseinrichtungen wohlfühlten und Integration gelänge.

TOP 12 - Schaffung notwendiger Personalressourcen für die eigenständige und unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)
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28.11.2023

TOP 12 - Schaffung notwendiger Personalressourcen für die eigenständige und unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (Bericht des KGS - Vorsitzende Annette Sawade)