TOP 11: Personalstrukturplanung für den Pfarrdienst
Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker berichtete über die strukturelle Entwicklung des Pfarrdienstes.

Die Kirchenleitung habe aus der Vergangenheit gelernt, so Personaldezernentin Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker: Als in den 1990er Jahren nicht alle Interessierten in den Pfarrdienst übernommen werden konnten, sei ein Planungsinstrument, die Personalstrukturplanung, entwickelt worden. Diese verlässliche Modellrechnung helfe seither und auch in den großen, kommenden Veränderungen in Landeskirche und hauptamtlichem Pfarrdienst. Sie berücksichtige Entwicklungen bei Pfarrpersonen, Mitgliedern sowie der Finanzkraft der Landeskirche.

Aufnahmen in den Pfarrdienst 

Von 2032 an soll die Aufnahme von Vikarinnen und Vikaren schrittweise von derzeit 46 auf 28 abgesenkt werden. Mehr sei weder realistisch noch finanzierbar, so Nothacker. Um überhaupt auf diese Zahlen zu kommen, müsse man intensiv für Theologiestudium und Pfarrberuf werben. Momentan könnten alle geeigneten Personen auf der Liste der Theologiestudierenden aufgenommen werden. Neben dem Theologiestudium gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, über alternative Zugänge ins Pfarramt zu kommen. So rechne man zum Beispiel in den Jahren 2024, 2026 und 2028 mit jeweils zehn Personen aus der Berufsbegleitenden Ausbildung Pfarrdienst. Auch Aufnahmen aus Masterstudiengängen sind eingeplant. 

Pastorationsdichte und Versorgung Religionsunterricht 

Nach aktueller Berechnung wird die Pastorationsdichte 2030 einen Höchststand erreichen. Dann wird eine vollbeschäftigte Pfarrperson (mit Religionsunterricht) für 1718 Gemeindeglieder zuständig sein. Das entspricht 2.148 Gemeindegliedern ohne Religionsunterricht. Das ist etwas weniger als bei der vorherigen Berechnung. Da es in Zukunft weniger rechnerisch vollbeschäftigte Pfarrerinnen und Pfarrer geben wird, reichen die durchschnittlich 20 Prozent Religionsunterricht in Zukunft nicht mehr aus, die mit dem Land vereinbarten 4.980 Religionsstunden zu erteilen. Ein Hochsetzen der Pfarrerdeputate um zwei Religionsstunden sei aber nur eine rechnerische Lösung, so die Oberkirchenrätin. Dezernat 2 und 3 seien sich einig darüber, dass es dazu nicht kommen soll, da es eine „nicht angemessene Höherbelastung der Pfarrerinnen und Pfarrer mit sich bringen“ würde. Die fehlenden Stunden könnten auch durch Religionspädagogen und Religionspädagoginnen erteilt werden, erklärte Nothacker. Wie schon im vergangenen Jahr warb Nothacker bei Landeskirche, Kirchenbezirken und Gemeinden für mehr Verständnis für die familiäre Situation von Pfarrerinnen und Pfarrern. Sie halte es für „absolut zuträglich“, dass es bei Pfarrerinnen und Pfarrern vielfältige Lebensverhältnisse gebe. 

Erhöhter Finanzbedarf 

Die Bruttopersonalkosten sind im Vergleich zur vorherigen Personalstrukturplanung angestiegen. Das liege unter anderem an Besoldungserhöhungen, so die Oberkirchenrätin. Deutliche angestiegen seien auch die Beiträge für die Ev. Ruhegehaltskasse in Darmstadt. Dies beeinflusse die Berechnung stark. Man betrachte intensiv die Kosten des aktiven Pfarrdiensts und lote wie andere Landeskirchen auch aus, ob es Veränderungen im Bereich der Versorgung oder der Absicherung im Krankheitsfall geben könne, um langfristig den Haushalt zu entlasten. Die hohen Ruhestandszahlen der kommenden Jahre verschöben finanzielle Risiken in Richtung Versorgung und Beihilfe. Die Oberkirchenrätin betonte aber, dass aus heutiger Sicht genügen Personen für eine angemessene Versorgung von Gemeindegliedern und Kirchengemeinden finanzierbar seien.    

Wichtiges Planungsinstrument 

Kai Münzing (Dettingen an der Erms) berichtete aus dem Ausschuss für Kirchen- und Gemeindeentwicklung, welcher die Personalstruktuplanung für den Pfarrdienst (PSP P) nach ausführlicher Beratung beschlossen habe. Münzing wies darauf hin, dass es sich bei der Personalstrukturplanung für den Pfarrdienst (PSP P) und für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen um reine Modellrechnungen handle, die sich unter anderem an der Freiburger Studie orientieren. Aber ohne dieses Instrument wäre die Landeskirche „im Blindflug“ unterwegs. Als akzeptablen Korridor für die Pastorationsdichte nannte der Ausschussvorsitzende 2.000 bis 2.500 Gemeindeglieder pro vollbeschäftigter Pfarrperson (ohne Religionsunterricht). Dieses Ziel sei weiterhin im Visier.    

Gestaltungsmöglichkeiten erhalten 

Auch der Finanzausschuss hat der PSP P zugestimmt, berichtete Tobias Geiger (Nagold). Er betonte, dass die 5. EKD-Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft ergeben habe, dass Pfarrerinnen und Pfarrer bei vielen Gemeindegliedern der entscheidende Grund für die Kirchenmitgliedschaft sei. Man müsse sich gut überlegen, welche Signale man an die jüngere Generation aussende. Es müsse ein Anliegen sein, Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten. Allerdings befand er auch, dass es im Hinblick auf den PfarrPlan 2030 wenig Spielraum gebe. Die Beratungen darüber hätten im Ausschuss schon begonnen.  Auch haben man habe beim Pfarrdienst kaum kurzfristige Handlungsmöglichkeiten. Bei Änderungen zum Beispiel in Anstellungsfragen sei von Übergangsfristen von mindesten 50 Jahren auszugehen. Geiger wies auch noch mal darauf hin, dass der Pfarrdienst in Zukunft verhältnismäßig mehr kosten werde. Man solle in den Fachausschüssen überlegen, wie man darauf reagiere.      

Die förmliche Anfrage Nr. 25/16 zu Pfarrpersonen in Elternzeit wurde wegen der thematischen Passung aus TOP 16 hierher vorgezogen. Die Beantwortung finden Sie als Download unter diesem Text

Die Aussprache zu diesem TOP findet gemeinsam mit der Aussprache zu TOP 12 statt.

TOP 12: Personalstrukturplanung für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen
Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami erklärte in ihrem Bericht die strukturelle Entwicklung des Religionsunterrichts.

Die Personalstrukturplanung für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen („PSP RelPäd") wird seit 2008 jährlich erstellt und der Synode zur Kenntnisnahme präsentiert. Bildungsdezernentin Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami betonte, dass es sich um eine Modellrechnung und keine exakte Prognose handle. Für die PSP RelPäd werden erhoben: Schülerinnen- und Schülerzahlentwicklung, kirchlicher Anteil der Unterrichtsversorgung, Altersstrukturdaten der Religionspädagoginnen und -pädagogen, Religionsunterrichts-Deputate der Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer, Entwicklung der Bruttopersonalkosten der Religionspädagoginnen und -pädagogen und die finanzielle Ausstattung im Sinne von Ersatzleistungen. So liefere die PSP RelPäd Basisinformationen für grundsätzliche personelle und finanzielle Entscheidungen, so Rivuzumwami. Die Oberkirchenrätin erläuterte, dass es daneben „weichere Faktoren“ gebe, die die Entwicklung beeinflussen, etwa die Akzeptanz des Religionsunterrichts bei Eltern und Schülerinnen und Schülern oder die Einführung des Faches Ethik ab der fünften Klasse. 

Veränderungen zu 2020 

Einen deutlichen Anstieg gab es beim Anteil nicht-getaufter Schülerinnen und Schüler, die am evangelischen Religionsunterricht teilnehmen. Derzeit sind es 34,1 Prozent, im Vorjahr waren es noch 27,8 Prozent. Stabil bleibt mit 36,86 Prozent der Anteil kirchlicher Lehrkräfte am Religionsunterricht. Erstmals liegt mit 18,45 Prozent der Anteil der von Religionspädagogen erteilten Stunden, leicht über dem Anteil der von Pfarrerinnen erteilten Stunden (18,41 Prozent). Mit der Umsetzung der PfarrPlans 2024 sei ein weiteres Absinken der durch Pfarrer erbrachten Religionsstunden „deutlich absehbar“, so Rivuzumwami. Deshalb müssten die Stellenanteile für Religionspädagoginnen kontinuierlich erhöht werden, um die mit dem Land vereinbarten Grundstunden zu erbringen. Wie Oberkirchenrätin Nothacker sprach sich auch Rivuzumwami gegen eine Erhöhung der Deputatsstunden von Pfarrerinnen und Pfarrern und gegen ein Verschieben der Altersermäßigung nach oben aus. Abzusehen sei, dass auch über 2023 hinaus der Bedarf an Religionspädagogen erhöht sei. Deshalb werde empfohlen, die Einstellung von jährlich acht neuen Vollzeitstellen für Religionspädagogen bis 2030 zu planen, statt wie bisher bis 2023. Aufgrund des gestiegenen Bedarfs sei es eine Herausforderung, junge Religionspädagoginnen zu gewinnen. Allerdings werde der Bachelorstudiengang an der EH Ludwigsburg derzeit gut angenommen, freute sich Rivuzumwami. 

Erfreuliche Tatsache und Finanzielle Belastung      

Siegfried Jahn (Blaufelden), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Jugend, erläuterte, dass bis 2030/31 eine Zunahme der Zahl an Schülerinnen und Schülern um 11,8 Prozent im Vergleich zu heute prognostiziert sei. Wer dann schlussendlich am Religionsunterricht teilnehme, sei jedoch auch von „einigen unwägbaren Kennzahlen abhängig“. Als Beispiel nannte Jahn die Verweildauer der Schülerinnen und Schüler im Schulsystem. Absehbar sei aber, dass der Bedarf an Religionsunterricht in den kommenden Jahren vorhanden sei, was ja eine „erfreuliche Tatsache“ sei. Die entsprechenden Finanzmittel müssten eben zur Verfügung gestellt werden. Man müsse jährlich überprüfen, ob und wie lange man über 2023 hinaus acht neue Vollzeitstellen für Religionspädagogen einplane oder ob es andere Maßnahmen zur Kompensation der sich verringernden Stunden der Pfarrerschaft gebe.   

Letztmals im Schuljahr 2018/19 seien die vereinbarten 4.980 Grundstunden ausschließlich von Pfarrerinnen und Pfarrern erbracht worden, erklärte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Tobias Geiger (Nagold). Aktuell trügen 18 Religionspädagogen zur Erbringung bei, in zehn Jahren seien schon mehr als 45 Stellen nötig. Die seit 2018 eingerichteten acht neuen Stellen pro Jahr würden den Haushalt dauerhaft belasten und würde durch Rücklagenentnahme ausgeglichen. Geiger brachte zwei Lösungsmöglichkeiten ins Spiel: Ein Zurückfahren der Befreiung vom Religionsunterricht und ein Nachdenken über die Altersermäßigung. Die Oberkirchenrätinnen Nothacker und Rivuzumwami hatten sich zuvor gegen die zweite Option ausgesprochen. Geiger betonte, man brauche Pfarrerinnen und Pfarrer im Religionsunterricht. Neben finanziellen sprächen auch inhaltliche Gründe dafür: Kinder und Jugendliche hätten ein Recht auf religiöse Bildung und man wolle hier als Kirche Gesprächspartnerin sein. Der Finanzausschuss habe der PSP RelPäd zugestimmt, schloss der Ausschussvorsitzende seinen Bericht.      

TOP 11 und TOP 12: Gemeinsame Aussprache, Kenntnisnahme

In der Aussprache mahnten viele Synodale an, dass der Pfarrberuf attraktiv bleiben müsse. Christian Nathan (Tübingen) nannte als Beispiele Familienfreundlichkeit, gabenorientierte Teamlösungen oder Flexibilität im Beruf. Er kenne einige Personen, die nicht im Pfarrdienst in Württemberg landen, weil andere Arbeitgeber attraktiver seien. Das Thema müsse mutiger angegangen werden. Hellger Koepff (Biberach) sprach von einem Systemkonflikt. Man habe vielleicht noch Pfarrerbilder früherer Zeiten im Kopf. Er warb für einen Austausch der Synode mit jüngeren Pfarrern und Vikarinnen. Maike Sachs (St. Johann-Gächingen) betonte, es brauche auch auf der Leitungsebene altersmäßige Brückenbauer hinein in die jüngere Generation. Über die Attraktivität des Pfarrberufs speziell im ländlichen Raum machte sich Dr. Harry Jungbauer (Heidenheim) Gedanken. Gerade am Rande der Landeskirche sei es schwierig, Pfarrstellen und Stellen für Religionspädagoginnen zu besetzen. Gebiete mit Mangel müssten identifiziert und über Anreize nachgedacht werden. Nicht jeder lebe mit der Familie gerne im Pfarrhaus auf dem Land, erklärte Eckart Schultz-Berg (Stuttgart). Da brauche es passgenauere Lösungen, zum Beispiel, dass man auch in der Kreisstadt wohnen könne.  

Ebenfalls sprachen sich viele der Rednerinnen und Redner gegen Veränderung bei Altersreduktion oder Religionsunterrichts-Deputaten aus. Denn es brauche an den Schulen engagierte Lehrkräfte, betonte zum Beispiel Matthias Eisenhardt (Schorndorf). Zwang sei da nicht die Lösung. Wenn Pfarrer zu mehr Stunden verpflichtet würde, leide eventuell die Qualität. Dr. Antje Fetzer (Waiblingen) brachte Verhandlungen über die Grundstunden mit dem Land ins Spiel. Das Realitätsprinzip müsse Einzug halten, sonst komme es zu Überforderung der ausführenden Personen. Dem widersprachen mehrere Synodale: An den Grundstunden dürfe nicht gerüttelt werden, weil das Auswirkungen auf die Finanzierung des Pfarrberufs habe. Dem schloss sich auch Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami an.  

Dass man auf die Signale aufpassen müsse, die man gebe, war auch einigen Synodalen ein Anliegen. Diese dürften nicht so negativ sein. Schließlich wolle man ja Pfarrerinnen und Religionspädagogen für die württembergische Landeskirche gewinnen. Prof. Martin Plümicke (Reutlingen) vermutete, dass die ständigen Hiobsbotschaften, die man über sich selbst aussende, potentiellen Nachwuchs verunsichere. Für ihn ist die württembergische Landeskirche ein finanziell gut aufgestellter sicherer Arbeitgeber.      

 

 

TOP 13: Aktuelle Stunde
Andrea Bleher, 1. Stellvertretende Synodalpräsidentin, leitete die aktuelle Stunde.

Das Thema der aktuellen Stunde lautet „Frieden stiften durch Impfpflicht?!“

Viele Wortmeldungen sprachen den inneren Konflikt an, den die Entscheidung für oder gegen eine Impfpflicht mit sich bringe. Martina Klärle (Weikersheim) wies auf die Geschichte Deutschlands hin, die für eine freiwillige Lösung spreche, kam aber zu dem Ergebnis, dass auch in einem freiheitlich-demokratischen Staat solche Vorgaben nötig werden könnten. Die Landeskirche müsse appellieren, so oft es geht. 

Ralf Walter (Herbrechtingen) erklärte, die Impfpflicht sei die einzige Möglichkeit, auf Dauer Frieden zu stiften. Mehrere Synodale mahnten, als Kirche nicht den Zeigefinger zu erheben, und sich als Christen nicht zum Richter zu machen. Sie sprachen sich dafür aus, Empfehlungen zu geben, zu werben, auch unter dem Aspekt der Nächstenliebe, aber die Impfpflicht nicht zu fordern. Für Christen ginge es nicht ums Recht-Haben, sagte Dr. Gabriele Schöll (Aalen), hier müsse sich jeder und jede selbst prüfen und Toleranz üben.

Die Debatte um die Impfung drohe, die Gesellschaft zu spalten, sie dürfe aber keine Bekenntnisfrage werden, doch das Impfen habe friedensstiftendes Potenzial, so Dr. André Bohnet (Bad Wildbad). In Diskussionen müsse die Kirche für eine Freiheit mit Verantwortung eintreten, sagte Steffen Kern (Walddorfhäslach), eine Impfpflicht sei ein letztes Mittel, das aber nicht unethisch sei. 

Einige Synodale betonten, dass eine mögliche Impfpflicht nicht berufsbezogen, sondern für alle gelten solle, um weitere Spaltungen zu vermeiden. Philipp Jägle (Ravensburg) sprach sich für eine Verpflichtung zur Impfung der kirchlichen Angestellten aus, aus der Verantwortung für die Menschen heraus, mit denen diese arbeiten.

Hans Probst (Tübingen) verlas eine gemeinsame Erklärung des Gesprächskreises Offene Kirche, laut der die Landeskirche die Kirchenmitglieder noch stärker auf ihre soziale Verantwortung hinweisen müsse. Falls sich in den nächsten Wochen zeige, dass Freiwilligkeit nicht ausreiche, müsse man über eine Pflicht nachdenken. Yasna Crüsemann (Geislingen) forderte dazu auf, auf diejenigen zu schauen, für die die Frage der Impfung kein Luxusproblem sei, und lenkte den Blick auf das Thema der globalen Impfgerechtigkeit: Niemand sei sicher, solange nicht alle sicher seien. Die Ungleichheit verschärfe Armut und gefährde den Frieden weltweit.  

TOP 14: Strategische Planung
Der Direktor im Oberkirchenrat, Stefan Werner, bei der Vorstellung der Strategischen Planung.

Der Direktor im Oberkirchenrat, Stefan Werner, hat den diesjährigen strategischen Bericht des Kollegiums des Oberkirchenrats vorgestellt, der auch auf Grundlage von Debatten in Kollegial-Klausurtagungen erarbeitet wurde. „Weniger ist mehr“, lautet das Motto der Strategischen Planung. Damit gemeint sei aber nicht, es hinzunehmen, dass die Kirche immer kleiner werde, ohne selbstkritisch und veränderungsbereit zu sein. Sondern es gehe darum, mehr zu vertrauen, einen langen Atem zu haben und sich stärker zu fokussieren. „Weniger ist mehr“ heiße, dass die Landeskirche sich der eigenen Grenzen und Ressourcen bewusstwerden müsse und ihre Kräfte bündeln müsse. Der derzeit vorgegebene Takt der Veränderungsprozesse und die Zahl der Projekte, die die Landeskirche zeitgleich angestoßen habe, seien zu hoch. Das wirke sich negativ auf die Qualität der Projekte und die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Beteiligten in den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken aus. Das Tempo sei derzeit „erschöpfend“.  

„Salz der Erde“ sein 

Der Auftrag der Kirche sei die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus oder, wie es Landesbischof July in seinem diesjährigen Bischofsbericht ausgedrückt habe, die „Kommunikation des Evangeliums“. „Dieser Aufgabe gilt unsere ganze Leidenschaft“, so Werner.  

Die Aussage Jesu aus der Bergpredigt über die Christinnen und Christen in seiner Nachfolge „Ihr seid das Salz der Erde“ zeige, wie wichtig das Tun der Kirche sei, verdeutliche aber auch die Größenverhältnisse: Ein Teig brauche nur wenig Salz, aber das Salz müsse wirklich nach Salz schmecken. „Weniger ist mehr“ heiße, zu prüfen, „wo wir zukünftig Salz der Erde sein können und das zielgerichtet und mit Vertrauen auf Gott in den Sauerteig der säkularen Gesellschaft“ einzubringen. 

„Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Kräfte, dem Bedeutungsverlust der Kirche entgegenzuwirken“, so der Direktor. „Was haben wir und andere Landeskirchen nicht schon versucht.“ Doch gebracht habe es wenig. Trends, die man aufhalten wollte, hätten sich sogar verstärkt. 

Zur strategischen Planung gehöre, sich biblische Hoffnungsbilder vor Augen zu führen und sich deutlich zu machen, dass Gott im Verborgenen wirke, wie die selbstwachsende Saat im Gleichnis vom Senfkorn. „Vertrauen wir auf diese Zusage in ruhiger Zuversicht und nach außen spürbarem Gottvertrauen oder werden wir sicherheitshalber doch erstmal selbst aktiv?“, fragt Werner. Diene das wiederum der Glaubwürdigkeit der zu verkündenden frohen Botschaft? Der Kirche fehlt es „keineswegs an Aktivität, an immer neuen Ideen und Projekten“. Es fehle vielmehr an der Glaubwürdigkeit des Handelns aus unserem Glauben heraus und es könnte sein, dass das gespürt werde. „Weniger ist genug“, so Werner.  

Inhaltliche Schwerpunkte

Bildungsgesamtplan 

Beim Bildungsgesamtplan geht es darum, eine evangelische Bildungsstrategie für Kirche und Gesellschaft zu errichten. Kirchliche Bildungsverantwortung solle zukunftsfähig gestaltet und daher neu strukturiert werden. Dafür werden etwa Zielgruppen analysiert und Parallelstrukturen ausgemacht. 

Diakonisches Wirken 

Durch ihr diakonisches Handeln sei die Kirche mitten in der Gesellschaft verortet und mitten in ihren sozialen und gesundheitlichen Herausforderungen nahe bei den Menschen, so Werner. Das habe sich in der Pandemie bewährt. „Durch den MutmacherFonds, durch die Leistungen in der Pflege, in evangelischen Krankenhäusern, in der Sozialberatung und in Vesperkirchen konnten Menschen erfahren, dass Kirche in den Lebenskrisen mit ihren Angeboten vielfältig vor Ort ist.“ Die Verbindung von Diakonie und Kirche werde in der Quartiersentwicklung, etwa im Projekt „Aufbruch Quartier“, im Projekt zu Wohnungsbau und Wohnraumentwicklung und der diakonischen Flüchtlingsarbeit konkret. Die Vernetzung von Gemeinde- und Einrichtungsdiakonie müsse vorangebracht werden. 

Stärkung des Pfarrdiensts 

Gestärkt werden solle der Pfarrdienst. Es gehe darum, ihn vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen besser zu ermöglichen. Seelsorge nehme einen größeren Raum ein. Auch der Verwaltungsanteil am Pfarrdienst steige. Über Pfarrerinnen und Pfarrer geschehe zu einem wesentlichen Teil die Kontaktpflege zu den Gemeindegliedern, insbesondere zu wenig verbundenen Kirchenmitgliedern, bei denen die Austrittsneigung am stärksten sei. Die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsstudie würden zeigen, dass sich kirchliche Präsenz deutlich am Agieren der jeweiligen Pfarrperson festmache. Zudem gehe die Bindung an Institutionen zurück. Daher sei es sehr wichtig, dem Pfarrdienst seine Entfaltungsmöglichkeiten zu erhalten und sie zu stärken. Der Oberkirchenrat befasse sich damit, welchen Beitrag er dazu leisten könne. Im Mittelpunkt müsse die Präsenz im gemeindlichen Alltag stehen, die Verlässlichkeit bei Kasualien, der Sonntagsgottesdienst als Schwerpunkt und die Erkennbarkeit als Seelsorgerin oder Seelsorger. Verlässliche Verwaltungsstrukturen müssten geschaffen werden, so wie sie derzeit durch das Projekt Kirchliche Strukturen 2024Plus geplant würden.  

Auch das Ehrenamt müsse gestärkt werden. Es sei schwieriger geworden, Ehrenamtliche zu gewinnen und gebe weniger selbstverständliche und kontinuierliche Mitarbeiten. Das Ehrenamt müsse gestärkt werden, aber nicht als Unterstützungsamt des Pfarrdienstes, sondern es müsse seinen Zweck in sich selbst tragen. Pfarrdienst und Ehrenamt hingen voneinander ab. 

Organisationsziele

Kommunikation zwischen Synode und Oberkirchenrat 

Ein gutes Miteinander der kirchenleitenden Organe Synode und Oberkirchenrat sieht der Oberkirchenrat als wichtig an. Beide Organe würden sich fordern, aber auch gut zusammenarbeiten. Sie müssten noch stärker an einem Strang ziehen. Eine gute Kommunikation sei dafür der Schlüssel.  

Digitalisierung 

Die Digitale Roadmap der Evangelischen Landeskirche wird beständig weiterentwickelt. Die drei Säulen DigiRat, DigiPlikatoren-Netzwerk und DigiTeam brächten die Digitalisierung der Landeskirche gemeinsam voran. Das Projekt „Neues Arbeiten“ des Oberkirchenrats solle Arbeitsprozesse und -kultur modernisieren. Das von der EKD geförderte Kooperationsprojekt „Die Digitale Mustergemeinde“ der Württembergischen, Badischen und Bayrischen Landeskirche erarbeite ein Vorgehensmodell für die weitere Digitalisierung der Gemeinden. Drei Kirchengemeinden dienen dafür als Modelle.  

Umgang der Landeskirche mit dem Klimawandel 

Die Kirche wolle sich gegen den Klimawandel engagieren, so Direktor Stefan Werner. Die Bewahrung der Schöpfung sei bereits seit den 1980er Jahren ein wichtiges Ziel der Kirche. Kritik, die Kirche agiere wie eine NGO oder ergreife politisch Partei, weist er daher zurück. Auch aufgrund ihrer internationalen ökumenischen Beziehungen und Hilfswerke seien den Kirchen die Folgen des Klimawandels sehr bewusst. Über Maßnahmen, die vor allem ihre Gebäude und Mobilität betreffen, müsse deshalb nachgedacht werden. Gleichzeitig müsse Kirche auch ehrlich sein, was sie realistisch finanziell leisten könne. „Wir sollten als Kirche nicht den Eindruck erwecken, als käme es ausschließlich auf unser menschliches, entschlossenes Handeln an“, so Werner auch. Junge Menschen litten zunehmend unter Zukunftsangst, Hoffnungslosigkeit und „Klimaangst“. Aus eigenem Tun nichts zu erreichen, löse Verzweiflung aus. Darauf müsse Kirche antworten. „Christen gehen von einer unerlösten Schöpfung aus und wissen deshalb, dass allein durch eigene Kraft daraus keine erlöste Schöpfung werden wird.“ Die Kirche müsse sich neben dem finanziellen Engagement mit einer theologisch begründeten Antwort auf diese drängenden gesellschaftlichen Fragen befassen. Dass sie etwas gegen den Klimawandel unternehme, sei Ausdruck glaubwürdigen Handelns der Landeskirche. Aber: „Bei den geplanten Maßnahmen geht es aus Sicht des Kollegiums darum, sich vor dem Hintergrund der eigenen Leistungsfähigkeit realistische und umsetzbare Ziele zu setzen.“  

Herausforderungen

Einsparungen im Haushalt 

Zu den Herausforderungen zählen notwendige Einsparungen im Haushalt. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg verliere 2021 voraussichtlich über 40.000 Mitglieder. Kirchenaustritte von über 30 Prozent bei den bis-30-jährigen Kirchenmitgliedern führten zu fehlenden Kirchensteuern aus den besserverdienenden mittleren Altersgruppen.  Die Babyboomer, die einen hohen Beitrag an Kirchensteuern leisten, gehen ab Mitte der 2020er Jahre in Rente. Der Oberkirchenrat gehe von einem Kaufkraftverlust von rund 2,3 Prozent pro Jahr aus. Deshalb müssten gute Entscheidungen getroffen werden, an welchen Stellen gekürzt werde. 

Kooperation 

Die Zusammenarbeit mit der Landeskirche in Baden sei aus finanziellen Gründen notwendig, zudem würden sich viele Kirchenmitglieder die Frage stellen, warum es nicht eine Landeskirche in einem Bundesland gebe. „Umso wichtiger wäre es allerdings, endlich damit zu beginnen, Arbeitsfelder gemeinsam wahrzunehmen“, so Direktor Stefan Werner. Der gemeinsame Beauftragte der beiden Landeskirchen im Landtag, Volker Steinbrecher, sei ein gutes Beispiel der Zusammenarbeit, das zeige: Beide Kirchen könnten im politischen Bereich gut abgestimmt handeln, was den Einfluss der Kirchen stärke. 

Umgang mit den Folgen sexualisierter Gewalt  

Eine Herausforderung für die Landeskirche ist der Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche. Auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen werde, habe sich in den vergangenen Jahren viel bei der Aufarbeitung und Entschädigung getan. Das Ziel sei es, höchste Transparenz herzustellen. Über 2,6 Millionen Euro wurden an Opfer sexualisierter Gewalt als Entschädigung gezahlt. Die Kirche vermittele und finanziere Therapieleistungen. Zudem habe sie Präventionsprogramme geschaffen und zusätzliche Maßnahmen ins Leben gerufen, beispielsweise im Fortbildungsbereich. Derzeit werden weitere Studien erstellt.  

Die postpandemische Zeit / Neues Arbeiten 

Die Pandemie bedeutet einen großen Einschnitt – auch für die Arbeitswelt. Die Kirchen sind ein sehr großer Arbeitgeber. Das neue Verwaltungsgebäude des Oberkirchenrats umfasse eine offenere Bürolandschaft, damit sich der Oberkirchenrat an die Veränderungen des Arbeitslebens anpasst. Mitarbeitende des Oberkirchenrats haben ein Kulturzielbild erarbeitet, das eigenverantwortliches, vernetztes und veränderungsbereites Arbeiten befördern soll. Dazu seien Workshops mit Mitarbeitenden aus allen Ebenen des Oberkirchenrats veranstaltet worden. Die Führungskultur und die Kultur des Umgangs miteinander müssten sich verändern, damit der Oberkirchenrat ein attraktiver Arbeitgeber bleibe. Zudem habe sich der Oberkirchenrat mit „Vertrauenskultur“ befasst. Vertrauen spiele für Vorgesetzte und Mitarbeitende im Rahmen von Homeoffice und Neuem Arbeiten eine besonders große Rolle. 

Gesprächskreisvoten

Offene Kirche 

Es gebe trotz Mitgliederverlusten keinen Grund für eine Untergangsstimmung, sagt Hans Probst für den Gesprächskreis Offene Kirche. Entscheidend sei, mit der Botschaft des Kreuzes die Welt zu gestalten. Probst plädiert für eine „nachdenkliche, milieusensible Seelsorge an der Gesellschaft“ und dafür, „sich nicht selbstgefällig ins kirchliche Schneckenhaus zurückziehen“. Wichtig sei, die vielfältige Gesellschaft trotz der Kirchenaustritte als einen Gewinn zu beschreiben. Machtkonstellationen in der Kirche müssten sich verändern: Er kritisiert, dass der Oberkirchenrat einem Kirchengemeinderat die Mitgliedschaft in einem lokalen Bündnis gegen Rechtsextremismus verwehrt habe und plädiert für mehr Demokratie und die Stärkung der Kirchengemeinden. Die Offene Kirche befürworte Kooperationen mit der Badischen Landeskirche bis hin zu einer möglichen Fusion. Probst spricht sich zudem für das Erreichen des 1,5-Grad-Klimaziels aus. So zügig wie möglich müssten Treibhausgase reduziert werden. Der Kampf für eine lebenswerte Welt sei ein theologisches Thema. Die Kirchen müssten sich angesichts des unzureichenden Handelns der Politik an der Seite von Unternehmen und NGOs stärker für eine gesellschaftliche Transformation stark machen. Gott habe den Menschen Verantwortung für die Welt zugesprochen. Außerdem könne die Kirche in prophetischer Tradition zu radikaler Umkehr aufrufen. Dieser Wandel werde viel kosten und es brauche zusätzlich weitere Lösungen als nur finanzielle Mittel, etwa im Bereich Verkündigung, Bildungsarbeit und beim Nachdenken über den landeskirchlichen Immobilienbestand.

Lebendige Gemeinde 

Matthias Hanßmann begrüßt in seinem Votum für den Gesprächskreis Lebendige Gemeinde, dass der Oberkirchenrat Entscheidungen verstärkt „aus der Theologie heraus“ treffen wolle. Zugleich mahnt er an, dass Reform-Prozesse und Projekte oft zu langsam seien, und bittet, „die laufenden Projekte konsequent durchzuziehen und nicht in endlosen Kompromissen enden“ zu lassen. Immer wieder entstehe zudem der Eindruck, Kirche befasse sich zu viel mit Themen, die abseits der Hauptaufgabe, der Verkündigung des Evangeliums, lägen. Der Gesprächskreis bitte den Oberkirchenrat deshalb, das Thema Mission in die inhaltlichen Schwerpunkte aufzunehmen. Großen Wert legt Hanßmann auch auf die Stärkung des Ehrenamtes und nennt Ideen, wie ehrenamtlich und nebenberuflich Tätige zu stärken sein, etwa durch erleichterte Zugänge zu jungen und neuartigen Verkündigungsaufträgen, durch die Weiterentwicklung der Prädikantenausbildung, durch neue Gemeindeformen ohne Pfarrpersonen sowie flexible Übergänge zwischen Haupt- und Nebenamt. Auch einen neuen Landeskirchenmusikplan spricht Hanßmann an, denn kein anderer Arbeitszweig der Landeskirche erreiche mit so viel Ehrenamt so viele Menschen. Zuletzt fordert Hanßmann mit Blick auf das Wachstum evangelikaler und freikirchlicher Gruppierungen mehr Freiräume in der Landeskirche sowie mehr Unterstützung für Verbände und Gemeinden aus dem innerkirchlichen Pietismus.

Kirche für morgen 

Matthias Böhler betont für den Gesprächskreis Kirche für morgen die Bedeutung des Ausprobierens in Veränderungsprozessen. Projekte, zeitlich befristete Arbeitsfelder, seien derzeit wesentlich. Der Gesprächskreis befürwortet die Erarbeitung des Bildungsgesamtplans. Im Bereich Bildung könnten Menschen in ihren alltäglichen Lebenszusammenhängen erreicht werden, auch solche Menschen, die bisher nicht von der Kirche erreicht würden. Wichtig seien eine Stärkung des Religionsunterrichts, die Priorisierung der Arbeit in Kindertagesstätten und Familienzentren und die verstärkte Förderung des EJW, - sei es in Jugendarbeit und Schule, bei der Arbeit mit Geflüchteten oder jungen Erwachsenen. Es brauche weniger Bürokratie und mehr Zusammenarbeit. Der Gesprächskreis fordert ein Klimaschutzgesetz als Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kirche. Konkrete Schritte müssten gegangen werden, Initiativen unterstützt. Aus Kirchengebäuden könnten multifunktionell nutzbare Räume werden. Die Symbolkraft von Kirchengebäuden sei weniger wichtig als Verantwortung beim Klimaschutz zu übernehmen. Zudem sei die Förderung alternativer Energien notwendig. Auf Kirchendächern müssten Photovoltaikanlagen installiert werden. Klimaschutz müsse vor Denkmalschutz kommen. Dafür könne ein 1000-Dächer-Programm aufgelegt werden. 

Evangelium und Kirche 

Der Gesprächskreis Evangelium und Kirche sei mit dem Oberkirchenrat darin einig, dass nicht dabei gezögert werden dürfe, Einsparungen gemeinsam zu beschließen, so Philipp Jägle in seinem Votum für den Gesprächskreis. Es sei gut, dass der gemeinsame Ausschuss zur Erarbeitung der Kriterien bereits seine Arbeit aufgenommen habe. Die Unsicherheit in den Bezirken sei jedoch groß, da nicht klar sei, wann mit einem Ergebnis zu rechnen sei und wie es zustande komme. Es mangele an Kommunikation. Eine Kultur der Transparenz, wie sie auch als Organisationsziel benannt worden sei, befürwortet der Gesprächskreis. Jägle bemängelt im Weiteren die Diskrepanz zwischen der Betrachtung von Verwaltungsaufgaben und Pfarrdienst. Verwaltung werde aufgabenorientiert betrachtet: Wie viel Ressourcen brauchen wir für die zu erledigenden Aufgaben? Der Pfarrdienst hingegen werde ressourcenorientiert betrachtet: Wie viele Personen werden zur Verfügung stehen, welche Mittel wollen und können wir einsetzen? Jägle begrüßt das Ansinnen des Oberkirchenrats, den Pfarrdienst zu stärken; dies müsse aber auch mit einer Aufstockung der Mittel einhergehen. Schließlich stellt Jägle in Frage, ob die Vielzahl der Aktivitäten und Gremien im Bereich der Digitalisierung zur beabsichtigten strategischen Konzentration passe. 

Aussprache

Sie habe in den Zwischentönen eine angezogene Handbremse beim Thema Klimawandel bei Direktor Stefan Werner herausgehört, so Professorin Dr. Martina Klärle (Weikersheim). Sie vermute, dass es in der Kirchenleitung unterschiedliche Positionen zum Umgang mit dem Klimawandel gibt. Werner verneinte das. „Ja, Klimaschutz kostet Geld, aber kein Klimaschutz kostet mehr Geld“, sagte Klärle. Klimaschutzbemühungen müssten verstärkt werden. 

Pfarrdienst und Ehrenamt

Michael Klein (Tübingen), lobte die geistliche Ausrichtung der Planungsarbeit, das Vertrauen auf Gottes Souveränität und das Zutrauen, dass er handle. „So sieht fruchtbare Kirchenleitung aus.“ Die Erwartungen an den Pfarrdienst, die im Bericht formuliert worden seien, würden bei Theologiestudierenden seiner Generation zu Ängsten und Überforderung führen. Mehr Fokus auf das Ehrenamt als Selbstzweck sehe er daher als hilfreich an. 

Ehrenamtlichen fehle die Wertschätzung, sagte auch Ute Mayer (Renningen). „Wertschätzung wird dadurch ausgedrückt, dass man ihnen etwas zutraut.“ Sie müssten nicht nur Aufgaben der Verwaltung, sondern auch solche im Bereich Verkündigung zugewiesen bekommen. Außerdem sei es wichtig, bei möglichen Kooperationen auch die vielen freien Werke in Württemberg in den Blick zu nehmen.

Theologischen Beitrag zum Umgang mit dem Klimawandel leisten

Christoph Lehmann (Tübingen) hält es für wichtig, zu fragen, was es theologisch zum Klimawandel zu sagen gebe. „Wir müssen handeln, aber auch theologisch weiterdenken.“ Bei der Finanzplanung müsse die Kirchenleitung Generationengerechtigkeit gewährleisten. Er gehe etwa 2070 in den Ruhestand, so der Theologiestudent. „Ich will, dass die Kirche dann noch innovationsfähig ist.“ Die Synode müsse hier mitziehen, Posterioritäten müssten benannt werden.

Ängste bei jungen Menschen

Marion Blessing (Holzgerlingen) berichtete von der Zukunftsangst vieler Jugendlicher und der Zunahme psychischer Krankheiten. Tobias Wörner (Stuttgart) appellierte, die Kirche müsse besser neue Ansätze ermöglichen und wünschte sich für die Landeskirche „eine Kultur der Innovation“ mit mehr Freiheit.

Kirchenmusik in strategische Planung aufnehmen

Rainer Köpf (Weinstadt-Beutelsbach) forderte, die Weiterentwicklung der Kirchenmusik in ihrer Vielseitigkeit müsse in die strategische Planung aufgenommen werden.

Bildung

Gerhard Keitel (Maulbronn) übte Kritik, es habe beim Bildungsgesamtplan seit zwei Jahren keinerlei Entwicklung gegeben. Erst seien es organisatorische, dann personelle und dann finanzielle Hindernisse gewesen, die im Weg gestanden hätten. „Ist Bildung wirklich die DNA der Kirche, wie Landesbischof July nicht müde wird, zu betonen?“ Dann müsse die Geschwindigkeit der Umsetzung erhöht werden.

Hellger Koepff (Biberach) betonte die Wichtigkeit der Seelsorge als leises Wirken der Kirche, das in der Fläche großes Vertrauen schaffe. Auch mit dem „Weniger ist mehr“ erreiche die Kirche Menschen. Es bedeute für ihn, vor dem Hintergrund des Klimawandels das Handeln zu ändern und weniger zu wollen. „Wir werden ökologisch nur vernünftig handeln können, wenn wir uns mit weniger zufrieden geben.“ Auch gesellschaftliches Engagement, etwa gegen Extremismus, schaffe Vertrauen.

Raum für Innovationen

Ralf Walter (Herbrechtingen) plädierte dafür, mehr zu den Menschen zu gehen und Projekte wie den Kaffeebus „Kaffee 300“ auf der Schwäbischen Alb als Leuchtturmprojekte zu begreifen.

Professor Dr. Martin Plümicke (Reutlingen) warf die Frage auf: „Welche Organisation, die sich in der Krise befindet, hat das Glück, das sie noch genauso viel Geld hat wie vor der Krise?“ Erst in rund sieben bis zehn Jahren würden die Babyboomer in Rente gehen. „Bis dahin haben wir noch die Chance, zu investieren.“

Eine Kooperation mit Baden solle seiner Ansicht nach nicht nur aus Sparzwang angedacht werden. Denn er befürchte, dass dann inhaltliche Bereiche gekürzt würden. 

Carmen Rivuzumwami präsentierte den Stand des Bildungsgesamtplans: Der Zeitplan stehe, er sei im Ausschuss für Bildung und Jugend vorgestellt worden und die Vorarbeiten seien gemacht. Ab Jahresbeginn gehe die Arbeit los. Er sei als groß angelegter Beteiligungsprozess geplant. Daher hoffe sie, dass die Corona-Pandemie dem Vorhaben keinen Strich durch die Rechnung mache. Es gebe einen großen Reichtum an Formaten und Angeboten, aber Bildungsbereich und Gesellschaft hätten sich verändert. Daher müsse ehrlich erhoben werden, wer die Zielgruppen und wie hoch die Teilnehmerzahlen seien. Vernetzung und Synergien zu nutzen, sei wichtig. Nächstes Jahr bei der Herbstsynode könnten hoffentlich erste Entwicklungsschritte vorgestellt werden. Angesichts zunehmender Ängste von Schülerinnen und Schülern, etwa aufgrund der Corona-Pandemie und des Klimawandels, sagte die Oberkirchenrätin für Bildung, Rivuzumwami: „Wir müssen an den Schulen eine Pädagogik der Hoffnung entwickeln, um unsere Schüler stark zu machen, dass sie Verantwortung übernehmen und nicht nur Lasten auf ihren Schultern spüren.“

TOP 15: Selbständige Anträge

Antrag Nr. 40/21: Unterstützung der Kirchengemeinden bei Klimaaktivitäten, Weiterentwicklung Grüner Gockel

Der Antrag wird in den Ausschuss für Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Bewahrung der Schöpfung verwiesen.

Antrag Nr. 44/21: Stellenteilung für Familienzeiten im Pfarrdienst

Der Antrag wird in den Theologischen Ausschuss verwiesen.

Antrag Nr. 45/21: Nachhaltige Beschaffung von Produkten für das kirchliche Leben

Der Antrag wird in den Ausschuss für Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Bewahrung der Schöpfung verwiesen.

Antrag Nr. 46/21: Leben im Pfarrhaus

Der Antrag wird in den Rechtsausschuss verwiesen.

Antrag Nr. 47/21: Wiederbesetzung des Lehrauftrags für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie/interkulturelle Theologie

Der Antrag wird in den Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung verwiesen.

Im Folgenden finden Sie die selbständigen Anträge im Wortlaut als Downloads.

TOP 16: Förmliche Anfragen

Nr. 22/16 zur Mitfinanzierung der Koordinationsstellen für die Notfallseelsorge auf Landkreisebene

Nr. 23/16 zum Projekt Kirchenbindung und missionarischer Gemeindeaufbau bei Jungen Erwachsenen (20 - 40 Jahre)

Nr. 24/16 zur Mitgliedschaft einer Kirchengemeinde in einem zivilgesellschaftlichen Bündnis gegen Rassismus und Rechtsextremismus

Nr. 25/16 zur Anzahl Pfarrpersonen in Elternzeit: Diese Anfrage wurde von Oberkirchenrätin Kathrin Noth wegen der thematischen Passung unter TOP 11 beantwortet. Sie finden die Antworten aber auch hier unter diesem Text als Download.

Nr. 26/16 zur Wiederbesetzung des Friedenspfarramtes

im Folgenden finden Sie die förmlichen Anfragen sowie die zugehörigen Antworten des Oberkirchenrats im Wortlaut als Downloads.

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