Am Donnerstag, 8. März, standen der Bericht des Landesbischofs und die Aussprache darüber im Mittelpunkt. Außerdem gab es einen Bericht der Beauftragten für Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie Beratungen über diverse Anträge des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit. Dabei ging es um Themen wie Jubiläum Christoph Blumhardt, Klimagerechtigkeit und Massentierhaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Medienkonzepte.
Am Freitag, 9. März, ging es um die inklusive Öffnung von Beratungsstellen, die Unterstützung von Kirchengemeinden bei barrierefreien Umbauten und Renovierungen und um den Bericht des Rechnungsprüfamts. Zudem wurde über der 1. Nachtragshaushalt 2018 beraten. Der Schwerpunkt am Nachmittag lag auf Beratungen über das Kirchliche Gesetz zur Änderung der Taufordnung und der Taufagende.
Am Samstag, 10. März, ging es unter anderem um Themen wie das Reformationsjubiläum oder "Integrierte Beratung Struktur | Pfarrdienst | Immobilien" und das von der Landessynode beschlossene Maßnahmenpaket "Ehe und Familie stärken".
Nach einer umfangreichen allgemeinen Aussprache am Abend des zweiten Sitzungstages, Freitag, 9. März, beschloss die Landessynode bei 53 Ja-Stimmen, dass der Wortlaut der revidierten Lutherübersetzung in der Taufordnung verwendet werden soll. Zudem wurde die Änderung der Taufordnung in erster Lesung angenommen. Am Samstagvormittag hat die Synode bei der zweiten Lesung die überarbeitete Taufordnung mit 74 Ja-Stimmen angenommen.
„Engagiert, gut besucht, vielfältig, ökumenisch, zum Teil nachdenklich, zum Teil fröhlich – und mit wichtigen Inhalten unseres Glaubens“ – so charakterisiert Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel das Reformationsjubiläum im Rückblick. Auf allen Ebenen sei gefeiert worden, in der ganzen Welt.
Die Beauftragte für das Reformationsjubiläum, Dr. Christiane Kohler-Weiß, berichtete, dass das Reformationsjubiläum in der ganzen Landeskirche auf engagierte und vielfältige Weise gefeiert wurde und sich der Ansatz bewährt habe, bei der Gestaltung des Jubiläums in Württemberg in erster Linie auf Dezentralität gesetzt zu haben.
„80 % der Befragten haben wiedergegeben, dass die Freude am Evangelischsein gestärkt wurde. Sogar 85 % gaben an, das evangelische Grundwissen bei Kirchenmitgliedern habe sich verbessert“, resümiert die Reformationsbeauftragte Dr. Christiane Kohler-Weiß aus einer Onlineumfrage mit 280 befragten Personen.
Zehn Millionen Euro hat die Landessynode für das Reformationsjubiläumsjahr zur Verfügung gestellt. Insgesamt 89 Maßnahmen sind im Zeitraum von Februar 2014 bis Dezember 2018 erfolgreich durchgeführt worden – und auch wenn sechs Projekte noch nicht abgeschlossen sind, zeichnet sich ab, dass dieser Kostenrahmen eingehalten werden.
In der Sommersynode im Juli 2015 wurden vier Leitlinien für das Reformationsjubiläum entwickelt. Das Reformationsjubiläum sollte in der ganzen Landeskirche ankommen, es sollte im öffentlichen Raum wahrnehmbar sein, die Ökumene befördern und die thematische Konzentration erfüllen.
Diese Ziele wurden erreicht, innerkirchliche Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden, im Distrikt oder mit Einrichtungen des Kirchenbezirks wurde intensiviert. Dr. Kohler-Weiß berichtete, dass viele Projekte auch nach dem Ende des Reformationsjubiläums in Gemeinden fortgeführt werden und nachhaltig bestehen bleiben. Durch Festveranstaltungen in Stuttgart rund um das Thema Freiheit wurde das Reformationsjubiläum nach außen getragen. Durch den Ideen-wettbewerb „Kirche macht was. Aus deiner Idee!“ konnte sich jeder individuell und kreativ mit dem 500-jährigen Jubiläum beschäftigen und auseinandersetzen. Neben Kunstprojekten und einem landeskirchlichen Veranstaltungsheft, das in Stuttgarter Museen, der Bücherei und dem Tourismusbüro auslag hatte die Landeskirche eine eigene Halle in der Weltausstellung Reformation in Wittenberg. „Der 31.10.2017 war deutschlandweit ein gesetzlicher Feiertag“, blickt die Reformationsbeauftragte zurück. Dies habe für eine breite öffentliche Wahrnehmung gesorgt. Öffentlich-rechtliche Fernsehsender erzielten mit Lutherproduktionen rekordverdächtige Einschaltquoten.
Dr. Kohler Weiß betont, dass durch die durch-gängige ökumenische Grundausrichtung des Jubiläums die Ökumene befördert wurde. Durch eine enge Zusammenarbeit mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart und durch viele ökumenische Gottesdienste gelang es die Ökumene zu stärken. Ein deutliches Zeichen war das Nieder-knien, die Bitte um Vergebung und die öffentliche Selbstverpflichtung der Bischöfe Fürst und July in der Simultankirche St. Martin in Biberach. Das habe das ökumenische Klima nachhaltig verändert. Bei der Onlineumfrage gaben 58% der Befragten wieder, dass das Jubiläum positive Auswirkungen auf die Ökumene hatte.
Durch die gemeinsame Losung „...da ist Freiheit!“ mit der Landeskirche Baden wurde die Thematische Konzentration gestärkt. Die Freiheitsthematik wurde in den landeskirchlichen Großveranstaltungen aufgegriffen und thematisiert.
Auch für die Kooperation mit Politik, Zivilgesellschaft und Kultur sei das Thema laut Dr. Kohler-Weiß passend gewählt worden. Mit dem „Festival“ im September 2017 auf dem Stuttgarter Schlossplatz gelang eine eindrucksvolle Demonstration der christlichen Kirchen. „Es hat gezeigt, dass in christlichen Kirchen eine Religion mit demokratiestärkender und friedensförderlicher Wirkung gelebt wird.
Die Reformationsbeauftragte Dr. Kohler resümiert, dass es trotz Beendung des Jubiläums weiter Herausforderungen in der Zukunft geben wird. Die Landeskirche soll weiterhin öffentlich wahrgenommen werden und Großveranstaltungen wie z.B. „Das Festival“ veranstalten. Dass Menschen aus den verschiedensten Milieus angesprochen werden, fordert ein breit aufgestelltes landeskirchliches Engagement in Bereichen wie z.B. der Literatur, des Theaters und der digitalen Kultur. „Hierfür gibt es Überlegungen, eine/n landeskirchliche/n Beauftragte/n als verlässliche Ansprechperson für Kulturschaffende zu schaffen.“, blickt die Reformationsbeauftragte zurück. Die intensive bilaterale Zusammenarbeit mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart soll weiter vertieft und befördert werden. Des Weitern soll die Kooperation mit allen der ACK angeschlossenen Kirchen ausgebaut und gefördert werden.
Rückblickend auf das Festival in Stuttgart und die eigene Halle in Wittenberg sagt Frau Dr. Kohler-Weiß: „ Es fordert Mut, Experimentierfreude und neue Konzepte, sich als Kirche auf öffentlichen Plätzen dem Gespräch auszusetzen.“
In der anschließenden Aussprache wurde mehrfach Lob und Dank an die Reformationsbeauftragte Dr. Christiane Kohler-Weiß ausgesprochen. Es sei richtig gewesen, die Stelle der Reformationsbeauftragten zu schaffen, betont Ulrich Hirsch. Mehrfach wurde hervorgehoben, dass dieses Jubiläum gezeigt hat, dass man „aus den Kirchenmauern raus muss und Kulturschaffende wichtig sind, um Menschen aller Milieus zu erreichen“. Andrea Bleher wies speziell auf die Großveranstaltungen hin, wie das z.B. „Das Festival“ oder die Württemberger Halle in Wittenberg, die dafür sorgen würden, Menschen anzusprechen. Durch solche Veranstaltungen würden Gemeinden entstehen, stimmte der Synodale Willi Beck seiner Vorrednerin zu.
Oberkirchenrat Hans-Peter Duncker hat eine positive Zwischenbilanz des Projekts Projekt Integrierte Beratung Struktur | Pfarrdienst | Immobilien, kurz SPI, gezogen. „Mit der Einrichtung des Projekts hat die Synode vielen Kirchengemeinden den entscheidenden Anstoß gegeben, sich den Problemen zu stellen und durch Unterstützung große Erleichterung verschafft“, sagte Duncker vor der Synode. Änderungen im PfarrPlan sowie die Finanzen zwingen die Gemeinden zum Handeln, um sich für die Zukunft gut aufzustellen. Seit seiner Einrichtung 2015 hat das interdisziplinäre Projektteam mehr als ein Drittel aller württembergischen Kirchengemeinden bei Strukturveränderungen in den Bereichen Verwaltung, Pfarrdienst und Immobilien beraten. Dazu kommt die Beratung von Kirchenbezirken, die eine Fusion überlegen oder schon vorbereiten. Die Nachfrage ist steigend.
Duncker führt aus, dass diese Kombination von Fach- und Prozessberatung durch ein interdisziplinäres Team EKD-weit einzigartig ist. Das Projektteam arbeitet dabei eng mit der Gemeindeberatung zusammen. In einem moderierten Prozess erarbeitet es passgenaue Lösungen für jede einzelne Kirchengemeinde. Die betroffenen Dezernate im Oberkirchenrat sind dabei eng eingebunden, so dass die Wege bei Genehmigungen kurz sind und Veränderungen schnell umgesetzt werden können. Aufgrund der guten Erfahrungen der vergangenen Jahre plane der Oberkirchenrat eine Verlängerung des Projekts um fünf Jahre, so Duncker. Neue Finanzmittel seien nicht nötig, da die Gelder aus der ersten Projektphase ausreichen.
„Das Projekt SPI ist ein Erfolgsmodell“, sagte der Vorsitzende des Strukturausschusses, Matthias Hanßmann. Dass der PfarrPlan 2024 transparenter als bisher und vor Ort und in den Kirchenbezirken mit sehr hohem Sachverstand umgesetzt werde, liege auch an der Beratungstätigkeit von SPI, so Hanßmann. Allerdings müsse der strukturelle Wandel auch inhaltlich begleitet werden. Deshalb sollte SPI noch stärker mit der Gemeindeberatung und den Beratungsangeboten des Evangelischen Jugendwerks Württemberg vernetzt werden. Auch der Strukturausschuss spricht sich für eine Verlängerung des Projekts aus.
„Wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagte Bildungsdezernent Werner Baur in seinem Bericht an die Landessynode und meinte damit die vielfältigen Einrichtungen und Angebote der Landeskirche im Bereich Partnerschaft, Ehe und Familie. Baur sieht es als gesellschaftliche und kirchliche Herausforderung an, „Familien in ihren unterschiedlichen Lebensphasen und –formen zu stärken.“
Im Rahmen der Schwerpunktsetzung „Partnerschaft, Ehe und Familien stärken“ gehe es darum, „Menschen vitale Sozialräume zu eröffnen und Teilhabemöglichkeiten an den Beziehungen im städtischen Quartier, der Dorfgemeinschaft, der Kirchengemeinde und an gelebtem Glauben zu bieten“, betonte Baur. „Familien sollen Kirche und Diakonie als einen Ort der Orientierung und Entlastung kennenlernen.“ Dafür seien niedrigschwellige, aufeinander bezogene Angebote sowie eine Willkommenskultur nötig. Besonderes Augenmerk legt Baur zudem auf die Verantwortung der Familien im Bereich christliche Erziehung.
Ziel des Schwerpunkts ist es, bestehende konkrete Maßnahmen zur Begleitung und Unterstützung von Familien zu bündeln und weiterzuentwickeln. Aus Austausch- und Netzwerkplattform steht dafür die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienpolitik (eaf) zur Verfügung. „Meine Hoffnung ist, dass wir uns als Kirche und Diakonie auf den Weg zu den Menschen machen und für sie in ihrer Lebenssituation der Partnerschaft, Ehe und Familie zum Segen werden“, erklärte Baur.
„Familie ist ein Mega-Thema“, betonte Robby Höschele, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Jugend, in seinem Bericht an die Landessynode. Es sei zu begrüßen, dass die Landeskirche dieses Thema nicht nur im Blick behalte, sondern „dass wir unsere Ressourcen bündeln und zusammenführen.“ Ausgegangen wird dabei von einem „weiten Familienbegriff“, der allerdings auch innerhalb des Ausschusses für Bildung und Jugend verschieden interpretiert wird.
Höschele sieht den Schwerpunkt „Partnerschaft, Ehe und Familie stärken“ als Herausforderung für das innerkirchlich so etablierte Denken in institutionellen Säulen. Er forderte ein „vernetztes und sozialraumorientiertes Denken und Handeln“ auch in den Kirchengemeinden. Denn der Lebensraum von Familien reiche häufig weit über die Grenzen ihrer Wohnkirchengemeinde hinaus.