Von Montag bis Donnerstag, 26. bis 29. November, hat im Stuttgarter Hospitalhof die Herbsttagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode stattgefunden. Die Tagesordnung und alle weiteren Informationen finden Sie hier.
Unten finden Sie alles rund um das Geschehen im Hospitalhof bei der Herbsttagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode.
Der Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung gab Einblick in seine Georgienreise vom 26. September bis zum 1. Oktober 2018. Dr. Viola Schrenk betonte die Verbundenheit zwischen württembergischer Landeskirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Georgiens. Im Bericht hieß es, „dass wir uns mit Christinnen und Christen weltweit und eben auch in Georgien unmittelbar verbunden wissen, dass wir über Ländergrenzen und Kontinente hinweg in Kontakt bleiben und uns im Gebet gegenseitig stärken können.“
Die Evangelisch-Lutherische Kirche Georgiens hat ihre Wurzeln vor gut 200 Jahren. Viele Auswanderer aus Württemberg erhofften sich eine bessere Wirtschaftslage und eine besondere Christus-Nähe im geographischen Osten. Nach Zwangsumsiedelungen in den 1940er Jahren und der Rehabilitierung des Gemeindelebens 50 Jahre später ist es heute diakonisch ausgeprägt.
Neben Ausschussmitgliedern hatten auch Vizepräsident Werner Stepanek und Kirchenrat Klaus Rieth an der Reise teilgenommen.
Begegnungen mit Landwirten sollten künftig zur Vikariatsausbildung gehören. In Aufnahme eines Antrags im Rahmen der Sommersynode 2017 zur Stärkung des ländlichen Raums in der Pfarrausbildung wurden „ganz konkrete Maßnahmen für das Vikariat in den Blick genommen“, erläuterte Ernst-Wilhelm Gohl. Es sei sinnvoll, dass Pfarrerinnen und Pfarrer mit Wirtschaft und Industrie im ländlichen Raum vertraut sind. Möglichkeiten biete bereits der bisherige Ausbildungsplan des Vikariats. Konkret nimmt der aktuell zum Beschluss vorgelegte Antrag die Sozialraumanalyse zu Beginn des Vikariats und die Ergänzungs- und Vertiefungsphase am Ende in den Blick. Hier könnte die Landwirtschaft stärker präsent gemacht werden. Auch die Einführungsphase durch Dekaninnen und Dekane soll das Bewusstsein um das Ländliche bei jungen Pfarrerinnen und Pfarrern stärken.
Franziska Stocker-Schwarz von der Lebendigen Gemeinde sah eine Abstimmung als voreilig an. „Man kann nicht alles ins Vikariat als Pflichtpaket einpacken“, wandte die Synodale ein. Ralf Albrecht entkräftete dies als Mitglied des einbringenden theologischen Ausschusses. Im Blick sei die Sozialraumanalyse zu Beginn des Vikariats, in der ohnehin das soziale Umfeld wahrgenommen werden solle. Oberkirchenrat Wolfgang Traub betonte die Umsichtigkeit, mit der die Vikarsausbildung allgemein geplant werde. Ernst-Wilhelm Gohl verdeutlichte: „Es geht um Menschen allgemein, um Begegnung und Gespräch mit Menschen vor Ort.“ Unter entsprechend geweitetem Wortlaut wurde der Antrag mit großer Mehrheit angenommen.
„Geistlich leiten“ meine das Entdecken von geistlichem Wachstum, das Vertrauen auf Gottes Gegenwart, das gemeinsame Unterwegssein gerade auch in Zeiten der Veränderung: Inge Schneider fasste Impulse des diesjährigen Schwerpunkttags im Rahmen der Sommertagung der Landessynode zusammen. Er fand am 6. Juli 2018 zum Thema „Geistlich leiten – vom Geist geleitet“ statt.
Das Bewusstsein um geistliche Ausrichtung sei gerade für leitende Gremien wichtig, betonte die Präsidentin der Landessynode. Vor dem Hintergrund von Medialisierung unterstrich sie: „Kirche sollte ein Ort sein, an dem Menschen sich nicht ständig gut darstellen müssen, sondern sein dürfen, wie sie sind. Ein Ort, an dem sie innerlich heil werden können.“
Um die geistliche Ausrichtung in kirchenleitenden Gremien zu stärken, brachte sie den Antrag Nr. 42/18 zur Bezuschussung entsprechender Tagungen ein. Zwei Millionen Euro sollen dafür in den Haushaltsplan 2020 eingestellt werden.
Der Antrag wurde an den Theologischen Ausschuss unter Beteiligung des Finanzausschusses verwiesen.
Die große Wertschätzung für das Thema durch die Landeskirche lobte Hans Veit von der Lebendigen Gemeinde. Margarete Mühlbauer verwies im Kontext geistlichen Leitens insbesondere auf „die befreiende Kraft der Beichte“. Gleichzeitig fehle aber „eine gute evangelische Beichtpraxis“, bedauerte die Synodale des Gesprächskreises Evangelium und Kirche. Sie brachte einen entsprechenden Antrag zur Stärkung der Beichte ein. Wilfried Braun aus demselben Gesprächskreis unterstützte dieses Ansinnen ebenso wie Christiane Mörk vom Gesprächskreis Offene Kirche. Der entsprechende Antrag Nr. 53/18, wonach die persönliche Beichte den Gemeinden bekannter gemacht und Pfarrerinnen und Pfarrer zur Beichte entmutigt werden sollen, wurde mehrheitlich angenommen. Ebenfalls aus dem Gesprächskreis Evangelium und Kirche brachte Andreas Wündisch einen Antrag ein, wonach es eine digitale Plattform geben solle, die Orientierung im Blick auf geistliche Angebote bieten könne. Der Antrag 47/18 unter dem Arbeitstitel „Wege zum Zentrum“ wurde in den Theologischen Ausschuss verwiesen.
Auf Mobilität und Zukunftsfähigkeit kirchlichen Handelns setzt das Projekt „Kirche elektrisiert“. „Herangetragen wurde es an den Oberkirchenrat aus der Pfarrerschaft“, so Direktor Stefan Werner. Dabei gehe es um Elektroautos, Pedelecs und Fahrräder. Mit ihnen könnten künftig Pfarrerschaft, kirchliche Beschäftigte und später auch Mitarbeitende der Diakonie durch Stadt und Land fahren.
Dabei würden sie nicht nur in nachhaltiger Weise das Emissionsproblem angehen, sondern nebenbei auch eine umweltbewusste, lebensnahe und zukunftsorientierte Kirche im öffentlichen Raum präsentieren. Auch für die Personalgewinnung sei hierin ein Vorteil zu sehen, merkte Werner an. Er zeigte Bilder von Kleinwagen in trendigem Design: Schwarz gehalten mit grünen Akzenten könnten andere Verkehrsteilnehmende bald auf den aufgedruckten Slogan „Kirche elektrisiert“ stoßen.
Zunächst sollen im Rahmen eines Vorprojekts Inhalt, Bedarf und Kosten näher analysiert werden. Bei positivem Ergebnis könnte es dann Rahmenabkommen mit jeweiligen Herstellern geben. Mitarbeitende würden die Fahrzeuge privat leasen und dabei selbst durch in der Menge günstigere Tarife und Bezuschussung durch die Landeskirche profitieren. Darin sieht Werner insgesamt eine „win-win-win-Situation für Mitarbeitende, Landeskirche und Umwelt“.
Wilfried Braun kann sich auch Ladestationen mit der Aufschrift „Bei uns können sie doppelt auftanken“ vorstellen. Angelika Herrmann berichtete, dass sich im Bereich der Diakonie schon manches in Richtung elektrobetriebene Autos getan hat. Andere Synodale aus der Diakonie zeigten sich ebenfalls befürwortend. „Dann müssen aber auch die Pfarrhäuser entsprechend ausgestattet sein“, gab Herrmann dabei zu bedenken und zählte weitere zu berücksichtigende Rahmenbedingungen auf. Dagegen wollte Ralf Albrecht das Projekt agil halten und nicht erst darauf warten, dass Pfarrhausrichtlinien geändert werden. Direktor Stefan Werner erläuterte, dass bereits ausbaufähige Gespräche zu infrastrukturelle Rahmenbedingungen geführt wurden. „Festgezurrt“ sei in dieser Phase der Vorüberlegungen noch nichts. Insgesamt zeigte sich großer Zuspruch zum Projekt aus den Reihen der Synodalen.
Im Rahmen der Herbsttagung 2017 wurde beantragt, bei der Bundesbank die Herausgabe einer 1-Euro-Umlaufmünze, bzw. einer 2-Euro-Gedenkmünze mit einem geeigneten Motiv der Reformation oder des Reformators Martin Luther herauszugeben.
Grundsätzlich sei das ein schöner Plan gewesen, sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit Franziska Stocker-Schwarz in ihrem Bericht vor der Synode. Das Vorhaben sei auch geprüft worden, die Rückmeldungen der zuständigen Fachstellen haben jedoch erkennen lassen, dass der Zeitpunkt des Antrages als „zu spät“ angesehen wurde. „Im Nachgang zum Jubiläum ein solches Vorhaben umzusetzen, ist nicht zu realisieren“, so Stocker-Schwarz. Daher empfahl die Vorsitzende der Synode, den Antrag nicht weiter zu verfolgen.
Mit dem Schwerpunktthema „Glaube junger Menschen“ hat sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 11. bis 14. November in Würzburg beschäftigt. „In einer Untersuchung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD gab etwa ein Viertel der 19 bis 27-Jährigen an, an Gott zu glauben. Ein Drittel sagte aber, mit dem Glauben an Gott nichts anfangen zu können“, so Friedemann Kuttler in seinem Bericht vor der Synode. Die EKD-Synode ging deshalb auf ihrer Tagung der Frage nach, wie sie wieder mehr junge Menschen gewinnen kann. So sei dann auch ein Thesenpapier erarbeitet worden, das in seinem Duktus zwar einer synodalen Kundgebung entspricht, nicht aber in seinem Inhalt und seiner Sprache. „Es ist ein Papier, das produktiv verunsichern kann und uns als Kirche, jede/n Einzelne/n herausfordert, über die eigene Spiritualität und den eigenen Glauben nachzudenken“, so Kuttler weiter.
Einen weiteren Schwerpunkt legte die Synode mit der Verantwortung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Landesbischof Heinrich Bedford-Strom, Ratsvorsitzender der EKD, hat zum Auftakt der Synode in Würzburg die Missbrauchs-Opfer um Vergebung gebeten und sagte weiterhin: „Wir müssen noch intensiver an Präventionskonzepten und zielgenauer Aufarbeitung arbeiten“ und dass es eine „Null-Toleranz gegenüber Tätern und Mitwissern“ geben müsse. „Bischöfin Kirsten Fehrs gab für den Rat einen beeindruckenden und gleichzeitig bestürzenden Bericht über die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche“, so Kuttler.
Gleichwohl stelle sich die EKD-Synode der Verantwortung, denn auch in der evangelischen Kirche gäbe es Fälle von sexualisierter Gewalt, so Dr. Irmgard Schwaetzer, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Aus diesem Grund habe die EKD-Synode beschlossen, sich dem Leid und dem Schmerz derer, die im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie sexualisierte Gewalt und Missbrauch erlitten haben zu stellen. Die EKD-Synode stellte daraufhin einen 11-Punkte-Plan vor, der als Richtschnur für das weitere Handeln in der Evangelischen Kirche und in den Landeskirchen gelten soll.
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