Zum Osterfest 2013 schreibt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July:
„Ostern ist – trotz Osterhase und Ostereiern – ein schwer zu begreifendes Fest. Leeres Grab? Auferstehung Jesu von den Toten? Ewiges Leben? Viele Menschen setzen Fragezeichen statt Ausrufungszeichen. Wir tun uns schwer mit dem Begreifen.
Eindrücklich Pfarrer Christoph Blumhardt aus Bad Boll. Er hat sich seinerzeit für verelendete Industriearbeiter eingesetzt und ist bei der Gelegenheit August Bebel begegnet, der damals die Sozialdemokraten anführte. Bei den Gesprächen der beiden ist es auch um den Kern des christlichen Glaubens gegangen: um die durch Ostern begründete Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Das jedenfalls erklärt eine anrührende Äußerung von Blumhardt, als ihm die Nachricht von Bebels Tod überbracht wurde. Blumhardt soll schlicht und einfach gesagt haben: „Jetzt wird dr August Auga macha!“
Besser, verständlicher und anschaulicher kann man es nicht ausdrücken, was für Christen Ostern bedeutet. Und deshalb ist die Begebenheit um Christoph Blumhardt und August Bebel eine meiner Lieblingsostergeschichten. Obwohl es auch eine Geschichte vom Tod ist. Aber nicht umsonst hat ja das erste Ostern an einem Grab begonnen. An einem leeren Grab. An einem Grab mit der Botschaft: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" (Lukas 24,5) So ist Ostern ein Fest des Lebens.
Was mir im Blick auf dieses Fest des Lebens wichtig ist? Zum einen: Man kann kein Fest des Lebens feiern und um sich herum Ausgrenzung, Gewalt und Tod tolerieren. Die Auferstehung von Jesus verpflichtet alle, die an ihn glauben, dazu, sich im Kleinen wie im Großen für ein menschenwürdiges Leben und das Ende von Diskriminierung, Hass und Krieg einzusetzen.
Zum andern: Karfreitag und Ostern orientieren uns neu: damit wir uns nicht in falschen Sicherheiten wiegen. Und uns auch nicht in Zukunftsängsten erschöpfen. Denn es stimmt: Der Tod ist nicht aus der Welt. Aber seit Ostern gilt – und das ist eine ebenso gewaltige wie zärtliche Nachricht, die eine ganz andere Dimension von Wirklichkeit erschließt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Karfreitag und Ostern sind untrennbar miteinander verbunden, und beides will gesagt sein. Wer es nicht tut, macht sich an dieser Welt und ihren Menschen schuldig.
In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes Ostern 2013. Die frohe Botschaft dieses Festes lautet auch in diesem Jahr: Der lebendige Gott hat den Tod besiegt. Und deshalb gilt für uns alle und diese ganze Welt, wenn wir uns die Osterbotschaft zu eigen machen, das, was Blumhardt damals über Bebel gesagt hat: „Jetzt wird dr August Auga macha!“ Oder auf Hochdeutsch und mit Jesu eigenen Worten so ausgedrückt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14,19) So lässt uns Ostern in den Himmel blicken.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche