Tübingen. Er ist der erste orthodoxe Priester im Dienst einer evangelischen Kirche in Deutschland: Alexej Wassin aus Weißrussland ist am Samstag, 27. November in der Tübinger Stiftskirche von Kirchenrat Klaus Rieth eingesetzt worden in sein neues Amt als ökumenischer Mitarbeiter im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
„Als Orthodoxer in einer evangelischen Kirche bin ich nicht dazu da, Sie zu belehren“, sagte Priester Wassin in seiner Antrittspredigt: „sondern ich komme zu Ihnen als Zeuge Christi und als Zeuge der Liebe Gottes.“ Das Zeugnis, das er zu geben habe, definierte er als „das Wort eines Menschen, der Liebe von Gott erfahren hat.“ Von einer „spirituellen Allianz“ zwischen Orthodoxen und Protestanten sprach der frühere württembergische evangelische Landesbischof Dr. Gerhard Maier in seinem Zeugenwort: Deren gegenseitige Annäherung habe die Christen in Europa zusammengeführt. Kirchenrat Rieth verwies auf die allgegenwärtige Angst vor dem Fremden, die am besten durch ein gegenseitiges Kennenlernen überwunden werden könne. „Gerade mit den Orthodoxen haben wir uns in der Vergangenheit manchmal schwer getan“, bekannte Rieth, „weil wir zu wenig voneinander wussten.“ Im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung der Landeskirche werde Wassin nun drei Jahre lang durch Gemeindebesuche und Predigtdienste dazu beitragen, „dass wir die Beziehungen, die wir als Landeskirche nach außen pflegen, auch nach innen unseren Gemeinden zugänglich machen.“
Alexej Wassin ist 1974 in Nowopolotsk (Weißrussland) geboren und dort aufgewachsen. Er studierte Theologie am Priesterseminar in Minsk und an der Kirchlichen Hochschule Bielefeld-Bethel. Ein Deutschstudium in Wien schloss er mit Diplom ab; im italienischen Bari absolvierte er zudem ein Fremdsprachenstudium. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2005 übernahm er Lehraufträge an der Theologischen Akademie Minsk, am Theologischen Institut der Staatlichen Weißrussischen Universität Minsk und am Priesterseminar in Zhirovitschi, außerdem war er Priester einer Gemeinde. Alexej Wassin spricht fließend deutsch; seit September lebt er mit seiner Frau Katerina und seinem dreijährigen Sohn David in Tübingen. Der habe bereits sein erstes deutsches Wort gelernt, berichtete Klaus Rieth: „Gummibärchen“.
Prälatur Reutlingen, Pressepfarrer Peter Steinle