Stuttgart/Herrenberg. Der frühere württembergische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, D. Helmut Claß, wäre am Montag, 1. Juli, 100 Jahre alt geworden. Landesbischof Dr. h . c. Frank Otfried July würdigt ihn als „großen Vermittler bei klarer theologischer Positionierung“. Er habe „als Prediger, der aus dem Wort lebte, besonderen Wert auf die Diakonie gelegt und in kirchenpolitisch bewegten Zeiten nach größerer Einheit und Verbindlichkeit gesucht“.
Der in Geislingen an der Steige geborene Claß trat 1939 als Pfarrer in Heilbronn in den Dienst der Landeskirche. Es folgten Kriegsdienst und russische Gefangenschaft. Danach kehrte er an die Kilianskirche in Heilbronn zurück und übernahm zusätzlich die Aufgabe des Heilbronner Jugendpfarrers. Später wurde er Landesjugendpfarrer, bis er 1958 zum leitenden Pfarrer der Herrenberger Diakonieschwesternschaft berufen wurde. 1968 wurde Claß Prälat in Stuttgart. Als Landesbischof in Württemberg von 1969 bis 1979 und als EKD-Ratsvorsitzender von 1973 bis 1979 machte er sich als „brüderlicher Bischof“ einen Namen.
Claß kam aus dem schwäbischen Pietismus und galt als Mann von weltzugewandter Frömmigkeit. Sein Motto hieß „Heimkehr in das Wort, Hinkehr zur Kirche und Umkehr zur Welt.“ Er machte deutlich: „Die Kirche darf nicht vergessen, dass sie Gesellschaftspolitik vom Evangelium her betrachten und betreiben muss.“
1979 ging Claß in den Ruhestand. Weiterhin fühlte er sich der evangelischen Diakonie-Schwesternschaft in Herrenberg verbunden, die er 1958 als Leiter übernommen hatte. Am 4. November 1998 starb der Altbischof im Alter von 85 Jahren.
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche
Im landeskirchlichen Archiv Stuttgart findet am Freitag, 20. September 2013, eine wissenschaftliche Tagung unter dem Titel "Helmut Claß und die EKD in den 1970er Jahren" statt. Programmheft als pdf weiter unten zum Download verfügbar.
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