Stuttgart/Schwäbisch Gmünd. Bundesweit sei ein erhöhter Bedarf an Schulseelsorge zu verzeichnen, berichtete der Schuldezernent der Landeskirche, Werner Baur. „Schule hat sich vom Lernort zum Lebensort gewandelt“, sagte er vor der Württembergischen Evangelischen Landessynode in Schwäbisch Gmünd am letzten Tag ihrer Herbsttagung. Daher sei es wichtig, dass Jugendliche die Erfahrung machen, dass auch in problematischen Phasen jemand für sie da sei, auf den sie zählen könnten. Schulseelsorge sei aber kein Ersatz für Schulsozialarbeit, sondern „Hilfe zur Lebensgewissheit“. Schulseelsorge versteht der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Jugend, Harald Klingler, als eine Ergänzung zum Religionsunterricht. Klingler stellte den Antrag, dass zusätzliche Gelder für die Schulseelsorge bereitgestellt werden und Lehrkräfte in diesem Bereich qualifiziert werden sollen. Die Synode verwies den Antrag an den Finanzausschuss. Die Synodalen hatten zuvor eine neue Konfirmationsordnung beschlossen, demnach soll u. a. der offizielle Konfirmationssonntag der fünfte Sonntag nach Ostern, Rogate, werden. Bisher war es der Sonntag Judika zwei Wochen vor Ostern. Für die Umstellung gibt es eine Übergangsfrist. Außerdem wurde eine Arbeitshilfe zum Thema Beichte auf den Weg gebracht.
In einem bewegenden Bericht über verfolgte Christen schilderte Kirchenrat Klaus Rieth die oft hoffnungslose Situation von Christen in anderen Ländern. So erinnerte Rieth an die Ereignisse in der Erlöserkirche der Syrisch-Katholischen Gemeinde in Bagdad am 31. Oktober 2010. Bei der gewaltsamen Beendigung einer Geiselnahme in dieser Kirche in Bagdad seien über 50 Personen getötet und nahezu ebenso viele verletzt worden. Hintergrund der Tat seien Forderungen nach Freilassung von Al-Kaida-Mitgliedern gewesen. Auch Nordkorea gelte seit Jahren als das religiös repressivste System der Welt. Gerade deshalb sollten Christen trotz der schwierigen Informationslage der bedrängten und verfolgten Menschen dort gedenken. Die Synodalen sprachen sich für deutliche Signale an Politik und in die Gemeinden aus, um das Thema bekannt zu machen und verfolgte Christen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, zu unterstützen und für die Verfolgten in ihren Ländern zu beten.
Der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack antwortete den Synodalen auf die Frage nach der Rolle der Kirche im Konflikt um Stuttgart 21. Die Entwicklungen seien bei der Kirchenleitung intensiv verfolgt worden. Auch habe der Oberkirchenrat viele Mails, Anrufe und Briefe erhalten. Mack sagte: "Was mich besonders betroffen gemacht hat, war die Heftigkeit, mit der um einen Bahnhof gestritten wird.“ Der Oberkirchenrat habe als Kirchenleitung keine Position für oder gegen Stuttgart 21 bezogen. Mack verwies auf die gemeinsame Erklärung von Landesbischof Frank Otfried July und dem katholischen Bischof Gebhard Fürst, in der die Bischöfe bewusst keine Stellung zur Sachfrage bezogen, sondern einen fairen Umgang beider Seiten miteinander eingefordert haben.
Zur Situation des von möglichen Einsparungen betroffenen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) sagte Oberkirchenrat Ulrich Heckel, der politische Wille, den KDA in seinen vier Stellen zu erhalten, sei vorhanden. Eine Lösungsmöglichkeit sei angedacht, aber noch nicht entschieden. Bis Ende 2010 solle eine Konzeption für den KDA entwickelt werden.
Mit einem stillen Gedenken und einer Würdigung durch die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz nahm die Landessynode von Wolfgang Weber Abschied. Der Pfarrer aus Baden war beim Landtag von Baden-Württemberg tätig als Repräsentant der badischen und der württembergischen evangelischen Landeskirchen. „Sein plötzlicher Tod hat uns alle erschüttert“, sagte die Prälatin.
Christian Tsalos