Stuttgart/Schwäbisch Gmünd. Der Haushalt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg für 2011 kann voraussichtlich nur durch einen Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden. Der Finanzdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Martin Kastrup, geht für 2011 von Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 500 Millionen Euro aus. Die Ausgaben werden die landeskirchlichen Einnahmen im Jahr 2011 um etwa elf Millionen Euro übersteigen. Noch ungünstiger stelle sich die Situation für die Gesamtheit der Kirchengemeinden dar, das Defizit wird für 2011 mit knapp 27 Millionen Euro beziffert. "Die Uhr für Immobilienkonzepte und Restrukturierung tickt und die Kirchengemeinden wissen dies, weil sie es allenthalben in ihren Haushalten spüren", sagte Kastrup.
Seit dem Rekordjahr 2008, als die Kirchensteuereinnahmen bei 595 Millionen Euro lagen, sind die Einnahmen gefallen, 2009 auf 543 Millionen Euro, 2010 werden sich die Einnahmen voraussichtlich auf 525 Millionen Euro belaufen. "Zu hoffen bleibt, dass sich die deutliche Konjunkturerholung in diesem Jahr noch in den Steuerzahlen des kommenden Jahres niederschlägt", so Kastrup. Die kaufmännische Vorsicht gebiete allerdings, diese Hoffnung nicht in die Planung einzubeziehen.
Die Situation sei trotz sinkender Einnahmen nicht dramatisch, weil die Ausgleichsrücklagen noch gut gefüllt seien, sagte Kastrup. Er warnte aber davor, sich von wieder steigenden Kirchensteuereinnahmen dazu verleiten zu lassen, strukturelle Kürzungen aufzuschieben. Zumal mit weiter sinkenden Kirchenmitgliederzahlen zu rechnen sei. Kastrup bedauerte "Enttäuschungen und Verletzungen", die es durch die Diskussionen um strukturelle Kürzungen bis 2019 gegeben habe. Zugleich verteidigte er die Sparvorhaben: "Wir müssen da durch, nicht wegen der Einzelmaßnahmen an sich, sondern wegen der Zukunftsfähigkeit unserer Kirche als Ganzes", so der Finanzdezernent.
Die Württembergische Evangelische Landessynode hat den landeskirchlichen Haushaltsplan für 2011 mit großer Mehrheit beschlossen. Im kommenden Jahr werden zunächst Einsparungen von rund 3,6 Millionen Euro realisiert. Bis zum Jahr 2019 soll eine Kürzungssumme von jährlich etwa 10 Millionen Euro umgesetzt sein.
Christian Tsalos