Stuttgart. Mit einem Württembergischen Wort der Kirchen nimmt die Evangelische Landeskirche die bundesweite Interkulturelle Woche auf. Sie wird heute, Freitag, 24.September 2010, offiziell eröffnet. Die Interkulturelle Woche steht in diesem Jahr unter dem Motto „Zusammenhalten – Zukunft gewinnen“. Sie ist eine Initiative, zu der die Kirchen bundesweit aufrufen.
Die besondere Situation von Flüchtlingen bildet einen Schwerpunkt im Württembergischen Wort. „Menschen, die seit Jahren in Deutschland leben, brauchen eine sichere Lebensperspektive“ sagt Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Leiter des Dezernats Theologie, Gemeinde und weltweite Kirche der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Überfällig sei eine „ grundsätzliche Lösung“ für das Dauerproblem der Kettenduldungen, wobei die besondere Situation alter, kranker und traumatisierter Menschen besonders berücksichtigt werden müsse. „Wer am biblischen Zeugnis von Jesus Christus Maß nimmt, kommt nicht umhin, sich den Ausgegrenzten und Abgeschobenen zuzuwenden“, so der Oberkirchenrat weiter. „Für Flüchtlinge und Migranten einzutreten und ihnen Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe zu eröffnen, ist deshalb auch ein biblisch begründeter Auftrag.“ In Baden-Württemberg leben rund 100.000 Flüchtlinge, darunter ca. 10.000 mit Duldung und etwa 5.000 im laufenden Asylverfahren.
Auch die württembergische Diakonie fordert einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und dafür notwendige Rahmenbedingungen. „Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, müssen wir vom Rand in die Mitte der Gesellschaft holen. Dafür brauchen sie auch eine entsprechende materielle Grundlage“, betont Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie in Württemberg. Die aktuelle Diskussion um Hartz IV stelle auch das Asylbewerberleistungsgesetz auf den Prüfstand. Es sei nicht zu akzeptieren, dass Flüchtlinge nochmals rund 30 Prozent weniger Leistungen erhalten. Diakonie und Kirche fordern deshalb die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes, das ein Leben in Würde und Gleichberechtigung unmöglich mache. Als weitere besonders aktuelle Handlungsfelder im Bereich Integration benennt Kaufmann gleiche Bildungschancen sowie die Anerkennung der aus den Herkunftsländern mitgebrachten Qualifikationen. Zukunftsweisend sind für den Chef der württembergischen Diakonie die Interkulturelle Öffnung von Diensten, Einrichtungen und Verwaltung mit einer Kultur der Anerkennung von Vielfalt.
Innerhalb der Interkulturellen Woche finden in Württemberg zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen in Württemberg statt, zum Beispiel in Göppingen, Reutlingen und Stuttgart. Hier findet auch ein zentraler ökumenischer Eröffnungsgottesdienst am Sonntag, 26. September 2010, um 11:15 Uhr in der evangelischen Johanneskirche am Feuersee in Stuttgart-West statt.
Christian Tsalos