Stuttgart/Schwäbisch Gmünd. Die württembergische evangelische Landessynode hat bei ihrer Herbsttagung in Schwäbisch Gmünd am heutigen Mittwoch den Haushalt für 2014 in Höhe von 406,1 Millionen Euro beraten und beschlossen, ebenso den Nachtragshaushalt für 2013. Letzterer beinhaltet eine Hilfe für syrische und andere Flüchtlinge in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Während das Land Baden-Württemberg bei seinen Musikhochschulen spart, bekennt sich die Evangelische Landeskirche zum Fortbestand ihrer Kirchenmusikhochschule, wie die Synode einstimmig beschloss.
700.000 Euro werden zur Unterstützung von Flüchtlingen im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und mit Unterstützung durch das Diakonische Werk Württemberg eingesetzt. Als Antwort auf die steigenden Flüchtlingszahlen soll im Bereich der Prälaturen Ulm und Heilbronn jeweils ein Flüchtlings-Diakonat geschaffen werden, das mit insgesamt zwei Diakonenstellen ausgestattet wird. In den Prälaturen Stuttgart und Reutlingen ist die Betreuung von Flüchtlingen seit vielen Jahren durch Asylpfarrämter gewährleistet. Außerdem soll die psychosoziale Versorgung ausgebaut werden, zum Beispiel das Angebot für traumatisierte Flüchtlinge, denen bereits jetzt in psychologischen Beratungsstellen geholfen wird. Die anderen 700.000 Euro sollen in Hilfsprojekte im Nahen Osten fließen. Dort ist die Landeskirche mit mehreren Partnern schon länger aktiv.
Größter Posten im landeskirchlichen Haushalt 2014 bleiben der Gemeindepfarrdienst und die gemeindenahen Seelsorgedienste, die gut 30 Prozent des Haushaltsvolumens beanspruchen. Die Versorgung des Pfarrdienstes verursacht mit 23,72 Prozent oder fast 100 Millionen Euro die zweitmeisten Kosten. Den Kirchengemeinden sollen 2014 10 Millionen Euro einmalig als zusätzliche Budgeterhöhung ohne Zweckbindung zur Verfügung gestellt werden. Weitere zusätzliche Mittel werden den Kirchengemeinden für die Telefonseelsorge sowie für das Umweltaudit zur Verfügung gestellt.
Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup sieht die Landeskirche und ihre Finanzen in einer guten Position. „Kirche ist kein Auslaufmodell. Die hohe Treue unserer Mitglieder und auch unserer Kirchensteuerzahler spricht eine deutliche Sprache", so der Finanzdezernent der Landeskirche. „Viele Menschen schätzen Kirche als einen Erfahrungsraum, in dem der Wert des Menschen nicht an seiner ökonomischen Leistungsfähigkeit gemessen wird.“ Dank der gesamtwirtschaftlichen Erholung und Kirchensteuereinnahmen von 598 Millionen Euro habe die Landeskirche 2012 weiter Reserven aufbauen können. Für 2013 erwartet Kastrup ein neues Kirchensteuerrekordergebnis von ca. 620 Millionen Euro (+ 6 Prozent). Im Haushalt 2014 werden die kirchengemeindlichen und die landeskirchlichen Budgets um 3,0 Prozent bzw. 2,5 Prozent dauerhaft erhöht. Die Kirchensteuereinnahmen für 2014 werden mit 572 Millionen veranschlagt.
Inge Schneider, Vorsitzende des Finanzausschusses, macht deutlich, dass es in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg nicht zu „Limburger Verhältnissen“ kommen könne, da hier „die Haushaltsordnung die Grundsätze der Transparenz, Partizipation und der nachhaltigen Wirtschaftsordnung festlegt“. Transparenz bedeute, dass im vorliegenden Plan für kirchliche Arbeit das landeskirchliche Vermögen sowie sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Landeskirche vollständig dargestellt seien. „Partizipation bedeutet, dass sämtliche Planungen den zuständigen Fachausschüssen und dem Finanzausschuss vorgelegt werden und nur das von den Gremien Befürwortete in den Haushalt aufgenommen wird.“ Und schließlich sehe der Grundsatz des „nachhaltigen Wirtschaftens“ vor, dass die Mittel möglichst effektiv und effizient eingesetzt werden und gleichzeitig darauf geachtet werde, „dass wir nicht von der Substanz leben und keine Lasten auf künftige Generationen verlagert werden.“
Die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik (HKM) soll dauerhaft am Standort Tübingen erhalten bleiben, beschlossen die Landessynodalen einstimmig. Hintergrund eines Prüfauftrags zur Frage des Standorts war ein Angebot der Evangelischen Landeskirche Baden, die Kirchenmusikhochschulen beider Landeskirchen am Standort Heidelberg zusammenzuführen. Dadurch ergebe sich aber nur eine Kostenersparnis von jährlich rund 35.000 Euro, erklärte der Vorsitzende des synodalen Sonderausschusses „Musik in der Kirche“, Winfried Dalferth: „Das rechnet sich nicht“. Stattdessen sollten die bestehenden Kooperationen sowohl mit der evangelischen Kirchenmusikschule in Heidelberg als auch mit der katholischen Kirchenmusikhochschule in Rottenburg weiter ausgebaut werden. Die Alleinstellungsmerkmale der Tübinger Kirchenmusikhochschule seien ihre drei Studienprofile, nämlich das allgemeine Profil, das Popularmusik-Profil und das pädagogische Profil, führte Dalferth aus. Die derzeit 20 Tübinger Kirchenmusik-Studienplätze würden dringend gebraucht: Allein um den Bedarf in Württemberg zu decken, seien 28 Studienplätze nötig. Und die Personalstellen für Kirchenmusik hätten innerhalb der letzten zehn Jahre im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sogar eher zugenommen. „Wir brauchen also unsere HKM“, rief Dalferth den Synodalen zu: „Vielleicht kommen wir mit diesem Beschluss sogar dem Himmel ein Stück näher, denn dort wird bestimmt mehr gesungen als geredet.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche